27. Juli, 2024

Märkte

Wall-Street-Legende oder krimineller Strippenzieher? Der Fall Archegos vor Gericht

Wall-Street-Legende oder krimineller Strippenzieher? Der Fall Archegos vor Gericht

In einem spektakulären Strafprozess am Bundesgericht in Manhattan haben US-Staatsanwälte den Zusammenbruch des Family Office Archegos Capital als Ergebnis krimineller Aktivitäten dargestellt. Die Anklage beschreibt, wie Bill Hwang versucht habe, durch Manipulationen und Irreführungen zu einer Legende an der Wall Street aufzusteigen, bis sein Imperium 2021 zusammenbrach und Verluste von über 10 Milliarden US-Dollar bei namhaften Bankinstituten verursachte.

Das öffentliche Interesse ist groß, da der Fall tiefgreifende Einblicke in die dunklen Machenschaften eines der spektakulärsten Finanzfiaskos der jüngeren Zeit verspricht. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob Hwang und sein ehemaliger Finanzchef Patrick Halligan Total Return Swaps rechtswidrig eingesetzt haben, um Märkte zu manipulieren und Kreditgeber irreführend zu täuschen.

Staatsanwältin Alexandra Rothman charakterisierte Archegos im Prozessauftakt als "Kriminalgeschäft". Hwang selbst wurde von seinem Anwalt Barry Berke als risikofreudiger Investor dargestellt, der fest an seine Unternehmenswetten glaubte und entsprechend investierte. Der Fall, der bereits zu Schuldbekenntnissen zweier weiterer Archegos-Mitarbeiter führte, könnte für Hwang und Halligan zu langjährigen Haftstrafen führen.

Die Verteidigung kontert, indem sie Hwang als engagierten Gläubigen und erfahrenen Investor präsentiert, der vor seiner Zeit bei Archegos für Tiger Management unter Julian Robertson tätig war. Die Anklage sieht das anders: Mit riskanten Finanzinstrumenten habe Hwang sein Vermögen in kürzester Zeit massiv aufgebläht und Banken wie Credit Suisse, Nomura, Morgan Stanley und UBS in die Irre geführt, was im Zuge des Zusammenbruchs von Archegos zu milliardenschweren Verlusten führte.

Der Fall wird weiterhin mit Argusaugen beobachtet, und das Urteil dürfte weitreichende Folgen für die Regulierung von Derivaten und Family Offices haben.