30. Juni, 2025

Reichtum

Währungen als Waffe: Wie klug investierte Devisen zum Schutzschild werden können

Fremdwährungskonten versprechen Diversifikation, Zinsvorteile und Wechselkursgewinne – doch lohnen sie sich wirklich? Die InvestmentWeek hat nachgerechnet, geprüft und gewichtet: Was taugt das Devisenkonto in der Praxis, und für wen?

Währungen als Waffe: Wie klug investierte Devisen zum Schutzschild werden können
Wechselkursrisiko inklusive: Wer auf Fremdwährungen setzt, muss mit Schwankungen leben – denn politische Entscheidungen und Zentralbankzinsen treiben die Kurse oft in unberechenbare Richtungen.

Ein Konto, viele Währungen – aber lohnt sich das wirklich?

Fremdwährungskonten gelten als Exoten unter den Finanzprodukten, doch ihr Prinzip ist einfach: Anleger halten Geld in einer anderen Währung als dem Euro – in US-Dollar, Schweizer Franken, Britischem Pfund oder Norwegischer Krone. Der Reiz?

Mehr Zinsen, mögliche Wechselkursgewinne – und eine breitere Aufstellung des Gesamtvermögens. Doch hinter der scheinbar cleveren Depotbeimischung stecken Risiken, die oft übersehen werden.

Die InvestmentWeek hat geprüft, für wen ein Fremdwährungskonto sinnvoll ist – und wann besser die Finger davon zu lassen sind.

Währungsdiversifikation: Schutz oder Scheinsicherheit?

Wer alles auf eine Währung setzt, macht sich von deren Stabilität abhängig. Und genau hier setzen Fremdwährungskonten an: Sie sollen helfen, das Währungsrisiko im Portfolio zu streuen.

Wer etwa US-Dollar auf einem separaten Konto hält, profitiert, wenn der Dollar gegenüber dem Euro steigt – zumindest auf dem Papier.

In Zeiten geopolitischer Spannungen und verschobener Zinsniveaus kann das ein nützlicher Schutz sein. Doch Währungskurse sind volatil – und nicht kalkulierbar wie Dividenden. Ein plötzlicher Kursrutsch kann aus der vermeintlichen Absicherung ein Verlustgeschäft machen. Anders gesagt: Währungsdiversifikation ist kein Ersatz für echte Risikostreuung, sondern nur ein Teil davon.

Zinsen locken, Steuern bremsen: Seit 2025 gelten Fremdwährungsgewinne als Kapitalerträge – Banken melden automatisch an das Finanzamt und ziehen Abgeltungssteuer ab.

Zinsen locken – aber nicht ohne Fallstrick

In vielen Nicht-Euro-Ländern liegen die Leitzinsen weiterhin deutlich über denen in der Eurozone. Fremdwährungskonten eröffnen damit die Chance, höhere Zinserträge auf Guthaben zu erzielen.

In den USA oder Neuseeland etwa bringen kurzfristige Einlagen deutlich mehr als hierzulande – doch das geht nur gut, solange der Wechselkurs stabil bleibt.

Ein Beispiel: Wer heute Geld in US-Dollar anlegt und morgen für Euro zurücktauscht, ist dem Wechselkurs vollständig ausgeliefert. Sinkt der Dollar, frisst der Kursverlust die Zinsen sofort wieder auf. Und: Steigt die Inflation im betreffenden Land, sinkt oft zeitgleich der reale Wert der Währung.

Kurzum: Zinserträge sind schön – aber ohne stabiles Wechselkursumfeld bleibt wenig davon übrig.

Einrichtung: Einfach, aber nicht ohne Haken

Die meisten Banken und Online-Broker bieten Fremdwährungskonten inzwischen unkompliziert an. Doch oft ist die Eröffnung an ein Euro-Girokonto gebunden – und das bringt wiederum zusätzliche Gebühren mit sich.

Zwar verzichten einige Anbieter auf Kontoführungsgebühren, doch der Teufel steckt im Detail: Einzahlungen, Abhebungen oder Konvertierungen sind oft kostenpflichtig.

Die InvestmentWeek empfiehlt: Wer mit einem Devisenkonto spekuliert oder es für regelmäßige Transaktionen nutzen möchte, sollte mehrere Anbieter vergleichen. Besonders bei häufigen Währungswechseln sind die Unterschiede enorm. Manche Banken verlangen pauschale Gebühren, andere prozentuale Aufschläge – beides kann bei größeren Summen schnell teuer werden.

Steuer: Neue Regeln seit 2025

Lange galten Währungsgewinne als Spekulationsgeschäft – jetzt sind sie Kapitalerträge. Seit der Reform 2025 müssen Banken Gewinne aus Devisen automatisch versteuern. Der Anleger hat damit weniger Bürokratie – aber auch weniger Spielraum. Für viele bedeutet das: weniger Netto vom Brutto.

Die Abgeltungsteuer von 25 Prozent plus Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer wird direkt von der Bank einbehalten – selbst dann, wenn die Gewinne rein rechnerischer Natur und noch nicht realisiert sind. Wer aktiv mit Fremdwährungen spekuliert, sollte das bedenken. Denn selbst Kursgewinne, die noch nicht zurückgetauscht wurden, können steuerpflichtig werden.


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Für wen lohnt sich das Fremdwährungskonto wirklich?

Unternehmen mit Auslandsgeschäften: Wer regelmäßig in anderen Währungen zahlt oder Einnahmen erhält, profitiert von geringeren Konvertierungskosten und größerer Flexibilität.


Expats und Grenzgänger: Wer im Ausland arbeitet oder lebt, kann laufende Kosten in der jeweiligen Landeswährung effizienter decken.


Langfrist-Investoren mit starkem Währungsausblick: Wer langfristig etwa an eine Aufwertung des US-Dollars oder des Schweizer Franken glaubt und gleichzeitig Schwankungen aussitzen kann, findet im Devisenkonto ein mögliches Vehikel.


Privatanleger ohne klares Währungsziel: Wer nur „irgendwie“ diversifizieren will, handelt oft planlos. Ohne konkretes Szenario wird das Fremdwährungskonto zur unnötigen Baustelle.


Spekulanten auf schnelle Gewinne: Wer glaubt, mit kurzfristigen Währungsschwankungen hohe Erträge zu erzielen, unterschätzt das Risiko und überschätzt die eigene Markteinschätzung.

Eine gute Idee – für Wenige

Fremdwährungskonten sind kein Massengeschäft – und sollen es auch nicht sein. Sie eignen sich für bestimmte Zielgruppen, nicht für jedermann. Wer auf stabile Zinsen, Diversifikation und Währungsgewinne setzt, muss auch mit Gebühren, Kursschwankungen und Steuerabzügen leben.

Die InvestmentWeek empfiehlt: Ein Fremdwährungskonto ist kein Must-Have, sondern ein Spezialwerkzeug. Richtig eingesetzt kann es helfen, Risiken im Depot besser zu verteilen. Falsch angewendet wird es schnell zum Kostenfaktor mit unklarem Mehrwert.

Und wie immer gilt: Wer sich nicht sicher ist, sollte mit einem Steuer- oder Anlageberater sprechen – und sich nicht vom Zinsversprechen allein verführen lassen.


Die Inhalte dieses Artikels dienen ausschließlich der allgemeinen Information und stellen keine Anlageberatung, Steuerberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Trotz sorgfältiger Recherche übernimmt die Redaktion der InvestmentWeek keine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität der dargestellten Informationen.