Der deutsche Außenminister Johann Wadephul hat seine seit Langem geplante Reise nach China überraschend abgesagt. Ursprünglich war der Besuch als symbolträchtiges Ereignis gedacht, da Wadephul als erster Minister der neuen, unionsgeführten Bundesregierung China aufsuchen sollte. Der Fokus der Reise lag auf einem Treffen mit seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi, jedoch blieben weitere wesentliche Termine unbestätigt, was schließlich zur kurzfristigen Verschiebung der Reise führte.
Dieser unerwartete Schritt stellt für die chinesische Führung, die auf eine Verbesserung der diplomatischen Beziehungen gehofft hatte, einen herben Rückschlag dar. Die Entscheidung, die Reise abzusagen, unterstreicht die bestehenden Spannungen, die durch die früheren diplomatischen Verwerfungen, insbesondere den Vergleich der ehemaligen Außenministerin Annalena Baerbock von Chinas Staatsführer Xi Jinping mit einem Diktator, weiter angeheizt wurden.
Zentrale Streitpunkte, die die Beziehungen zwischen Berlin und Peking belasten, sind Chinas Rolle im Ukraine-Konflikt sowie die intensive wirtschaftliche Verflechtung mit Russland. Weitere Besorgnis erregen die Restriktionen, die China gegenüber deutschen Unternehmen in den Bereichen der seltenen Erden und Halbleiter auferlegt hat – Themen, die Wadephul bei seinem Besuch ansprechen wollte.
Zusätzlich hat die Deutsche Handelskammer in Nordchina die Verschiebung der Reise bedauert und auf das dringende Bedürfnis nach Klarheit im wirtschaftlichen Austausch zwischen beiden Nationen hingewiesen. Trotz der Herausforderungen betont die deutsche Regierung weiterhin ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit China, während sie gleichzeitig ihre Handelsbeziehungen diversifiziert.
Parallel dazu gibt es Spannungen bezüglich der Haltung Berlins gegenüber Taiwan, da China eine klare deutsche Positionierung gegen die Unabhängigkeit der Insel fordert. Diese Forderung stellt eine weitere Quelle für diplomatische Spannungen dar.
Um die Situation zu entschärfen, plant Wadephul ein baldiges Telefongespräch mit Wang Yi, um die diplomatischen Wogen zu glätten und Möglichkeiten zu erörtern, die Reise zu einem günstigeren Zeitpunkt nachzuholen. Dieses Gespräch wird voraussichtlich auch Themen wie den Umgang mit Handelsbarrieren und die Rolle Chinas in globalen Konflikten umfassen.