22. Oktober, 2024

Wirtschaft

Vier-Tage-Woche: Herausforderungen und Fortschritte in deutschen Unternehmen

Vier-Tage-Woche: Herausforderungen und Fortschritte in deutschen Unternehmen

Die Einführung der Vier-Tage-Woche stellt sich für zahlreiche deutsche Unternehmen als komplexer dar als zunächst angenommen. Dies zeigt ein aktueller Zwischenbericht des seit Februar laufenden Projektes, bei dem 45 Organisationen das Modell für ein halbes Jahr erproben. Nach diesem Bericht benötigte rund 40 Prozent der teilnehmenden Unternehmen mehr Zeit für die Umstellung und starteten somit erst im März oder noch später. Carsten Meier von der Unternehmensberatung Intraprenör betont, dass der Schwerpunkt nicht nur auf der Veränderung des Arbeitsprozesses liege, sondern auch auf der Führung der Teams in dieser neuen Arbeitsweise. "Manche Mitarbeiter stehen dem offener gegenüber als andere", erläutert er. Intraprenör hat das Projekt in Deutschland initiiert, während die Universität Münster für die wissenschaftliche Begleitung verantwortlich zeichnet. Nicht alle Unternehmen reduzieren die Arbeitszeit um 20 Prozent. Das ursprünglich festgelegte Konzept "100-80-100" (100 Prozent Leistung in 80 Prozent der Zeit bei 100 Prozent Bezahlung) wird bisher nur von 38 Prozent der Unternehmen umgesetzt, während 48 Prozent die Arbeitszeit lediglich um maximal 10 Prozent verkürzt haben. Viele Unternehmen setzen auf eine verdichtete Vier-Tage-Woche, wobei an vier Tagen mehr gearbeitet wird und der fünfte Tag frei bleibt. Intraprenör kooperiert bei diesem Projekt mit der Organisation 4 Day Week Global, die das Modell bereits in mehreren anderen Ländern erprobt hat. In Großbritannien stießen die Ergebnisse auf großes Interesse, jedoch sind diese, wie auch die deutschen Erhebungen, nicht repräsentativ für die gesamte Arbeitswelt. Besonders kleine und mittlere Unternehmen zeigen Interesse: Mehr als die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen hat zwischen 10 und 49 Mitarbeiter, wobei die Beratungs- und Agenturdienstleistungen mit 13 Prozent stark vertreten sind. Ein überraschendes Ergebnis des Zwischenberichts ist der mögliche Digitalisierungsschub, der durch die Vier-Tage-Woche ausgelöst wird. "Wir haben von Unternehmen gehört, dass sie lange geplante digitale Lösungen jetzt auch eingeführt haben, um die Prozesse anzupassen", berichtet Meier. Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) wird als mögliche Unterstützung genannt, trotz der generell zögerlichen Haltung des Mittelstands gegenüber solchen Technologien. Positiv zu vermerken ist, dass einige Unternehmen durch die Teilnahme am Projekt eine signifikante Zunahme an Bewerbungen verzeichneten, ohne dass die Qualität der Bewerber nachließ. Gleichzeitig zeigten Mitarbeiter vermehrt Bereitschaft, zusätzliche Verantwortung zu übernehmen und neue Ideen einzubringen. Allerdings sind auch zwei Teilnehmer nach zwei Monaten aus dem Projekt ausgestiegen, was laut Meier jedoch eher auf die allgemein wirtschaftliche Lage als auf die Vier-Tage-Woche selbst zurückzuführen ist. Das Projekt läuft noch bis in den Sommer und erste Ergebnisse werden für Ende Oktober erwartet.