27. Juli, 2024

Wirtschaft

Verstaatlichung vom Tisch: Tennet sucht neue Finanzwege

Verstaatlichung vom Tisch: Tennet sucht neue Finanzwege

In den Niederlanden ansässig, hat Tennet, der grenzüberschreitende Übertragungsnetzbetreiber, nach mehr als einem Jahr des Ringens die Verhandlungen mit der deutschen Regierung über eine mögliche Verstaatlichung seines hiesigen Netzsegmentes für gescheitert erklärt. Trotz des Scheiterns der Verhandlungen betrachtet das Unternehmen als dringliche Aufgabe, alternative Finanzierungsstrategien für die notwendige, kostspielige Modernisierung und Expansion des Stromnetzes in Deutschland und den Niederlanden zu entwickeln. Die dafür veranschlagten Mittel sind immens: Insgesamt beziffert Tennet den Kapitalbedarf bis 2033 auf 160 Milliarden Euro.

Tennet übernahm im Jahr 2010 das deutsche Netzgeschäft von Eon und befindet sich in direktem Besitz des niederländischen Staates, der jedoch den finanziellen Aufwand für den deutschen Netzausbau als zu hoch bewertet. So rückte bereits im Februar 2023 der Wunsch von Tennet in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, das Übertragungsnetz in Deutschland staatlich übernehmen zu lassen – ein Ansinnen, das die Niederlande seit 2020 favorisierten. Dennoch blieben die Hauptgründe für das Scheitern der Gespräche ungeklärt.

Mit Blick auf die Zukunft prüft das Unternehmen nun andere Möglichkeiten, um den enormen Finanzbedarf zu decken. Neben möglichen Kreditaufnahmen steht auch eine Kapitalerhöhung zur Debatte. Sogar der Gang an die Börse oder der Einstieg von privaten Investoren könnte für Tennet eine denkbare Alternative sein.

Das deutsche Übertragungsnetz erstreckt sich unter der Verantwortung von vier Hauptnetzbetreibern über das gesamte Land. Die größte dieser vier Zonen wird von Tennet betrieben und zieht sich von den nordischen Küsten bis hinunter zur Grenze Österreichs, mit der deutschen Niederlassung in Bayreuth. Die Bundesregierung hatte sich ursprünglich offen gegenüber Tennets Vorschlag einer Übernahme gezeigt.

Tennet unterstreicht, dass das Unternehmen auch ohne den Partner Bund an seinen Ausbauplänen festhält. Die unmittelbare finanzielle Sicherheit sei gewährleistet, da das Darlehen von 25 Milliarden Euro, welches der niederländische Staat bereitgestellt hat, die Investitionen für die nächsten Jahre stützt.