27. Juli, 2024

Wirtschaft

Verdiente Lohnerhöhung oder unberechtigte Forderungen? Hessen im öffentlichen Tarifpoker

Verdiente Lohnerhöhung oder unberechtigte Forderungen? Hessen im öffentlichen Tarifpoker

Im Schatten der Tarifabschlüsse der übrigen 15 Bundesländer beginnen nun die Lohnverhandlungen für Hessens Landesbeschäftigte. Unabhängig agierend vom Arbeitgeberverband Tarifgemeinschaft deutscher Länder, stehen 45.000 Angestellten im Bereich der Straßenmeistereien, Forstwirtschaft sowie Justizvollzugsdienst eine möglicherweise konfliktreiche Tarifrunde bevor. Mit dem Aschermittwoch, der dieses Jahr mit dem Valentinstag zusammenfällt, wird der Auftakt im Hessischen Innenministerium gegeben.

Eine Sprecherin der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Ute Fritzel, macht deutlich, dass bei ausbleibenden Zugeständnissen seitens des Landes Warnstreiks durchaus in Erwägung gezogen werden. Obgleich die Ergebnisse der restlichen Bundesländer als Orientierung dienen können, streben die hessischen Gewerkschaften nach individueller Prägung der Ergebnisse. Im Vergleich erhielten die Beschäftigten der anderen Länder Erhöhungen und Sonderzuschläge, die eine Gesamtanpassung um 5,5 Prozent über 25 Monate bedeuten.

In Hessen sind die Forderungen markanter: 500 Euro brutto pro Monat zusätzlich oder mindestens 10,5 Prozent Lohnsteigerung, darüber hinaus 260 Euro brutto für Auszubildende monatlich. Ein weiteres Anliegen betrifft die Festanstellung von 35 Prozent der akademischen und künstlerischen Mitarbeiter bis 2025, inklusive der Einbeziehung studentischer Hilfskräfte in den Tarifvertrag des Landes Hessen. Die Gewerkschaften argumentieren mit den nicht hinreichend durch vorherige Tarifabschlüsse kompensierten Preisanstiegen und betonen die Notwendigkeit einer marktkompetitiven Lohnanpassung.

Der neue Innenminister und Christdemokrat Roman Poseck sieht sich allerdings mit Forderungen konfrontiert, die er als nicht umsetzbar bewertet, besonders vor dem Hintergrund einer Inflationsrate von 5,8 Prozent in 2023, die inzwischen auf 2,2 Prozent gesunken ist. Sein Bestreben liegt in konstruktiven Verhandlungen, die sowohl die Interessen der Landesbediensteten als auch die finanziellen Begrenzungen des Haushalts respektierten.

Die nächsten Gesprächsrunden sind bereits für Anfang März in Dietzenbach und Mitte März in Bad Homburg terminiert. Auf der Gewerkschaftsseite verhandeln Verdi, der DBB Beamtenbund und Tarifunion, die Gewerkschaft der Polizei, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt.

Streik oder Einigung, die hessische Tarifverhandlung bleibt eine spannungsreiche Begegnung zwischen wirtschaftlichen Notwendigkeiten und sozialer Verantwortung.