Der rasante Aufstieg der Vereinigten Staaten zum führenden Exporteur von Flüssigerdgas (LNG) wird durch eine Reihe neuer Herausforderungen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene konfrontiert. In den USA sowie in Katar stehen erhebliche Kapazitätsausweitungen bevor, was bereits im kommenden Jahr zu einem globalen Überangebot an LNG führen könnte. Dieses Überangebot droht, die internationalen Preise zu senken und somit die Gewinnmargen amerikanischer Exporteure empfindlich zu belasten.
Innerhalb der Vereinigten Staaten sieht sich die LNG-Industrie mit einer steigenden Nachfrage nach Erdgas für die Energieerzeugung konfrontiert. Ein wesentlicher Treiber für diesen Anstieg ist der wachsende Energiebedarf von Rechenzentren sowie eine zunehmende Rückverlagerung von Fertigungsaktivitäten in die USA, die den nationalen Energiebedarf weiter anheizen. In der Folge haben amerikanische LNG-Entwickler, nach dem Ende der von der Biden-Administration verhängten Pause für neue LNG-Projekte durch die Vorgängerregierung, begonnen, neue Initiativen in Angriff zu nehmen. Zu diesen Projekten gehören unter anderem das Louisiana LNG von Woodside sowie das CP2 LNG von Venture Global.
Besonders erwähnenswert ist die Investitionsentscheidung von Cheniere zur Erweiterung der Corpus Christi Midscale Züge 8 & 9, welche grünes Licht erhalten hat. Trotz des drohenden globalen Überangebots, das Analysten wie Wood Mackenzie zufolge die Preise bis 2030 stark unter Druck setzen könnte, bleibt amerikanisches LNG auf dem Weltmarkt stark nachgefragt. Die Internationale Energieagentur (IEA) projiziert, dass bis zum Jahr 2030 weltweit neue Exportkapazitäten in Höhe von fast 300 Milliarden Kubikmetern pro Jahr in Betrieb genommen werden sollen.
Obgleich das Risiko eines Preisverfalls durch das globale Überangebot besteht, bleibt US-LNG aufgrund langfristiger Verträge und dem anhaltenden Interesse von Investoren, die die USA als attraktives LNG-Investitionsziel sehen, nach wie vor begehrt. Insbesondere der europäische Markt stellt sich als eine wichtige Komponente der US-Strategie dar, da Europa bis 2027 plant, die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern und durch alternative Quellen zu ersetzen.
Zwar könnte das sich abzeichnende Überangebot die Profite der Exporteure schmälern, jedoch auch die inländischen Erdgaspreise steigern. Dies würde einen Anreiz zur heimischen Produktion von Erdgas schaffen, um sowohl den gestiegenen Bedarf für LNG-Exporte als auch für die Stromerzeugung im Inland zu decken.