07. Oktober, 2025

Wirtschaft

Unerwartete Belebung des internationalen Warenhandels

Die jüngsten Erkenntnisse der Welthandelsorganisation (WTO) verdeutlichen einen unerwarteten Anstieg des globalen Warenhandels in der ersten Jahreshälfte 2025. Eine wesentliche Triebkraft hinter diesem Wachstum bildet die verstärkte Importtätigkeit in die Vereinigten Staaten von Amerika. Hierbei haben amerikanische Unternehmen ihre Einfuhrtätigkeit spürbar intensiviert, um sich vor den möglichen Auswirkungen drohender Zollerhöhungen zu schützen. Insbesondere die steigende Nachfrage nach Produkten im Bereich der künstlichen Intelligenz, darunter Halbleiter, Server und Telekommunikationsgeräte, spielt eine zentrale Rolle bei dieser Entwicklung.

WTO-Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala hebt die maßgeblichen Auswirkungen der US-amerikanischen Zollpolitik hervor und bezeichnet diese als eine der bedeutendsten Handelsstörungen der letzten acht Jahrzehnte. Sie verweist darauf, dass ein Großteil des globalen Handels weiterhin auf der Grundlage bestehender Vereinbarungen abgewickelt wird, da viele Länder bisher nicht mit eigenen Zollmaßnahmen auf die Entscheidungen der USA reagiert haben. Diese Stabilität des Systems wird von Okonjo-Iweala als Beweis für die gewisse Widerstandsfähigkeit der internationalen Handelsstrukturen gewertet. Gleichwohl übt sie Kritik an unilateralen Maßnahmen, wie sie seitens der USA ergriffen wurden.

Um zukünftige Handelskonflikte möglichst zu vermeiden, evaluiert die WTO derzeit verschiedene Optionen und arbeitet mit ihren Mitgliedsstaaten intensiv an notwendigen Reformen. Ziel ist es, eine Arbeitsweise zu implementieren, die sowohl schneller als auch anpassungsfähiger ist, um auf künftige Entwicklungen flexibel reagieren zu können.

In Anbetracht des robusten Anstiegs im ersten Halbjahr hat die WTO ihre Handelsprognose für das gesamte Jahr 2025 nach oben korrigiert. Statt eines zuvor erwarteten minimalen Rückgangs von 0,2 Prozent, prognostiziert die Organisation nun ein Volumenwachstum von 2,4 Prozent. Im Gegensatz dazu wurde die Prognose für 2026 herabgesetzt, da viele Unternehmen ihre Geschäfte vorzeitig abgewickelt haben, um drohenden Zöllen zuvorzukommen.

Für den nordamerikanischen Export verzeichnete die WTO eine deutlich verbesserte Prognose für 2025. Diese wurde von ursprünglich minus 12,6 Prozent auf nun minus 3,1 Prozent revidiert. Europa hingegen sieht sich mit einer leichten Absenkung der Wachstumsprognose konfrontiert, von 1,0 auf 0,7 Prozent im selben Zeitraum. Bezogen auf die Importtätigkeit erwarten die Experten für die USA einen milderen Rückgang von 4,9 Prozent, im Vergleich zu einer zuvor vorhergesagten Schrumpfung von 9,6 Prozent. In Europa wurde das Importwachstum geringfügig von 1,9 auf 2,4 Prozent nach oben korrigiert.