06. August, 2025

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Ultimatum läuft ab – Was Trump wirklich gegen Putin in der Hand hat

Die Uhr tickt: Trump stellt dem Kreml ein knallhartes Ultimatum. Droht er nur – oder meint er es ernst? Und was wäre sein Plan B, wenn Putin sich nicht rührt?

Ultimatum läuft ab – Was Trump wirklich gegen Putin in der Hand hat
Trotz zahlreicher US-Sanktionspakete bleibt der Effekt auf Russlands Kriegswirtschaft begrenzt – Moskau erzielte 2024 laut IEA rund 192 Milliarden Dollar allein durch Rohölexporte.

Ernstfall mit Ansage

Donald Trump hat Wladimir Putin eine Frist gesetzt: Zehn Tage, dann müsse Schluss sein mit dem Krieg in der Ukraine. Die Deadline läuft am Freitag ab. Und wie zur Untermauerung seiner Drohung ließ Trump zwei Atom-U-Boote in Richtung europäischer Gewässer verlegen. Der Ton ist klar, die Botschaft ebenfalls: Wenn Putin nicht spurt, will Washington reagieren.

Was das konkret bedeutet, bleibt – wie so oft bei Trump – vage. Doch dass es diesmal mehr ist als bloße Rhetorik, lässt sich nicht mehr wegreden.

Trumps Werkzeugkiste

Die Liste der Optionen, die Trump zur Verfügung stehen, ist überschaubar. Direkte Sanktionen gegen Russland haben ihre Wirkung weitgehend verloren. Der bilaterale Handel ist ohnehin eingebrochen – und Putins Machtapparat hat sich auf westliche Strafmaßnahmen eingestellt.

Deshalb richtet sich Trumps Blick nun auf die Welt außerhalb Russlands: Indien, China, Brasilien. Länder, die weiterhin russisches Öl kaufen – und damit Moskaus Kriegskasse füllen. Trumps Drohung: Wer weiterhin mit Russland handelt, riskiert selbst US-Sanktionen.

Der bilaterale Handel zwischen den USA und Russland ist seit 2021 von 35 Milliarden auf 3,5 Milliarden Dollar geschrumpft – damit verliert Washington an direkter wirtschaftlicher Hebelwirkung.

Sekundäre Sanktionen – das schärfste Schwert

Sekundäre Sanktionen treffen nicht Russland direkt, sondern die Geschäftspartner Russlands. Und damit genau die Länder, die Trump ohnehin seit Jahren für Handelsdefizite verantwortlich macht. Die Methode ist nicht neu – schon beim Iran funktionierte sie. Peugeot etwa zog sich damals vollständig aus dem iranischen Markt zurück, weil es der Konzern nicht riskieren wollte, vom US-Markt abgeschnitten zu werden.

Jetzt trifft die Warnung Neu-Delhi und Peking – zwei Schwergewichte der Weltwirtschaft. Beide haben scharf reagiert. Indien spricht von Doppelmoral, China von „Zwangspolitik ohne Wirkung“. Doch beide Länder wissen: Wenn die USA wirklich Sanktionen durchziehen, wird es teuer.

Schattenflotte im Fadenkreuz

Ein weiteres Ziel: die russische Schattenflotte. Über anonyme Tanker exportiert Russland täglich Millionen Barrel Rohöl – offiziell unter fremden Flaggen. Laut britischen Analysten machte diese Praxis 2024 rund die Hälfte der russischen Ölexporte aus.

Die Biden-Regierung hatte bereits Anfang des Jahres rund 180 dieser Schiffe auf eine schwarze Liste gesetzt. Die Folgen waren spürbar: Die täglichen Ausfuhren gingen deutlich zurück. Trump könnte hier nachlegen – ein vergleichsweise leiser, aber wirkungsvoller Hebel.

Trumps Waffen-für-Geld-Modell über die NATO stellt Europas Haushalte vor neue Herausforderungen – Berlin liefert Patriots, aber nur bei garantierter US-Nachproduktion.

Waffen nur gegen Vorkasse

Ein Hebel, der Kiews Überleben betrifft, betrifft Europas Portemonnaie. Denn Trump will keine Waffen mehr verschenken. Die neue Devise: Die USA liefern an die NATO, die NATO zahlt – und die Ukraine bekommt die Ausrüstung über diesen Umweg.

Das bedeutet: Europa muss nicht nur mehr liefern, sondern auch mehr bezahlen. Ein Umstand, den viele Bündnispartner zähneknirschend akzeptieren dürften. Deutschland hat bereits reagiert und zwei Patriot-Systeme zugesagt – unter der Bedingung, dass die USA im Gegenzug Ersatz liefern. Trump nutzt die Abhängigkeit der Ukraine geschickt, um Europas Budget zu drücken.

Putins Geländegewinne – und Selenskyjs Notruf

An der Front dreht sich derweil der Wind: Die russische Armee erobert täglich rund 20 Quadratkilometer ukrainisches Gebiet. Die Personalnot in der Ukraine ist so gravierend, dass inzwischen auch über 60-Jährige eingezogen werden. Präsident Selenskyj musste seine westlichen Partner jüngst um finanzielle Hilfe für den Sold der Armee bitten.

Die Lage ist ernst – und genau das spielt Trump in die Karten. Je größer die Not in Kiew, desto größer der Hebel aus Washington.

Showdown am Freitag

Der Countdown läuft. Noch wenige Tage, dann ist die Frist abgelaufen. Wird Trump nachlegen – oder umschwenken? Noch ist unklar, ob das Ultimatum tatsächlich mit einer konkreten Maßnahme endet, oder ob es vor allem ein PR-Coup für die heimische Bühne ist. Sicher ist nur: Trump wird nicht wortlos aus der Nummer herauskommen.

Er selbst hat Erwartungen geschürt – und in geopolitischen Fragen zählt Glaubwürdigkeit. Besonders, wenn man der Welt klar machen will, dass man bereit ist, zu handeln.

Der Trump-Faktor

Beobachter rätseln: Will Trump wirklich verhandeln? Oder geht es ihm vor allem um Symbolik? Immerhin hatte er Anfang Juli nach einem Telefonat mit Putin angekündigt, sich persönlich um eine Friedenslösung zu bemühen. Nur Stunden später starteten russische Drohnen einen Angriff auf Kiew.

Für viele in Washington war das eine öffentliche Demütigung. Und für Trump – so berichten Insider – eine persönliche Kränkung. General a.D. François Chauvancy bringt es auf den Punkt: „Trump wurde ignoriert – das lässt er nicht auf sich sitzen.“

Eine Überraschung nicht ausgeschlossen

Im Umfeld des Weißen Hauses kursieren inzwischen sogar Gerüchte über eine „magische Lösung“, an der Trump arbeite – eine unerwartete diplomatische Volte, die dem Präsidenten eine Verhandlungslösung und einen PR-Erfolg zugleich bescheren könnte. Was das sein könnte, bleibt offen. Doch wer Trump kennt, weiß: Er liebt den Überraschungseffekt.

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