In einer unerwarteten Entwicklung hat U.S. Steel bekannt gegeben, dass die Verarbeitung von Roheisen im Granite City Works-Werk in Illinois fortgeführt wird. Diese Entscheidung markiert eine Abkehr von den zuvor geplanten Schließungsplänen für die Produktion in dieser Anlage. Der Stahlkonzern hat keine detaillierten Gründe für diesen plötzlichen Richtungswechsel offengelegt, was in der Industrie und bei Beobachtern für Spekulationen sorgt.
Diese Entscheidung kommt nur drei Monate, nachdem Nippon Steel eine Vereinbarung mit Präsident Donald Trump getroffen hat. Diese Vereinbarung gewährt der US-Regierung ein Mitspracherecht bei wesentlichen Beschlüssen zur nationalen Stahlproduktion. U.S. Steel hatte ursprünglich angedeutet, dass die Beendigung der Verarbeitung im Granite City Works-Werk Teil einer Strategie zur Bewahrung zukünftiger Flexibilität sei. Ein Unternehmenssprecher erklärte nun jedoch, dass die Versorgung der Anlage mit Roheisen "auf unbestimmte Zeit" fortgesetzt wird, ohne Details über die zugrundeliegenden Vereinbarungen zu nennen.
Der Schritt stößt auf Widerstand seitens der United Steelworkers-Gewerkschaft. Diese wirft U.S. Steel vor, möglicherweise den Verpflichtungen gegenüber dem Weißen Haus ausweichen zu wollen. Die Gewerkschaft war aktiv in die Diskussionen involviert und hat bereits eine Protestveranstaltung in Planung, um ihren Standpunkt zu unterstreichen und den Druck auf das Unternehmen zu erhöhen.
Trotz der ursprünglichen Pläne zur Einstellung der Verarbeitungstätigkeit versicherte U.S. Steel, dass es bis zum Jahr 2027 weder Entlassungen der rund 800 Beschäftigten am Standort noch Gehaltskürzungen geben wird. Dies gibt den Arbeitnehmern zumindest vorübergehend eine gewisse Sicherheit, während die Schutzregelungen aus der Vereinbarung mit Nippon Steel noch gültig sind. Granite City Works ist ein strategisch wichtiger Standort, der wesentliche Mengen an Stahlblechen für Branchen wie Bau, Verpackung und Automobilherstellung produziert.
Die geplante Übernahme von U.S. Steel durch Nippon Steel aus Pittsburgh stieß bei ihrer Ankündigung auf Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit, was zu erheblichen Verzögerungen beim Abschluss der Transaktion führte. Präsident Trump änderte letztlich seine Haltung, nachdem Nippon Steel sein Engagement durch zusätzliche Investitionen verstärkte. Ein entscheidender Faktor war die Einführung eines "golden-share"-Mechanismus, der den amerikanischen Behörden ein Mitspracherecht bei wichtigen Unternehmensentscheidungen sichert. Dies könnte die transatlantische Partnerschaft im Stahlsektor langfristig stabilisieren, während gleichzeitig Sicherheitsinteressen gewahrt werden.