30. Mai, 2025

Energy

Trump zündet den Reaktor – Amerikas neue Atomoffensive

Mit einem radikalen Plan will Donald Trump die US-Atomkraftproduktion vervierfachen. Doch Experten zweifeln an der Umsetzbarkeit – und warnen vor einem energiepolitischen Alleingang mit geopolitischen Risiken.

Trump zündet den Reaktor – Amerikas neue Atomoffensive
Kernkraftwerk Vogtle in Georgia – das einzige neue US-Atomprojekt seit 1978, mit massiven Verzögerungen und Milliardenkosten.

Ein Präsident, ein Plan, viermal so viel Atomstrom

Donald Trump ist zurück – nicht nur in der politischen Arena, sondern auch mit einem energiepolitischen Paukenschlag. Der ehemalige und erneut amtierende US-Präsident hat verkündet, dass die Vereinigten Staaten ihren Atomstrom-Ausstoß bis 2050 vervierfachen sollen.

In Zahlen: Von derzeit rund 100 Gigawatt auf 400 Gigawatt. Keine Regierung zuvor – weder republikanisch noch demokratisch – hat je ein derart ambitioniertes Atomziel formuliert.

Doch was Trump als „Renaissance der Kernkraft“ verkauft, ist in Wirklichkeit ein hochriskanter Kraftakt – wirtschaftlich, technologisch und diplomatisch.

Rückkehr zum Uran – und zur Selbstversorgung

Ein zentrales Element der neuen Atomstrategie ist die Repatriierung des gesamten nuklearen Brennstoffkreislaufs. Das Weiße Haus plant, den Uranabbau und die Brennstoffanreicherung wieder vollständig in die USA zu holen.

Auch die Wiederaufbereitung abgebrannter Brennelemente soll gefördert werden – ein technologisch heikler und politisch umstrittener Schritt, der in vielen Industrieländern längst als Auslaufmodell gilt.

Ziel ist es, sich von Importen aus Russland, Kasachstan und Kanada unabhängig zu machen – auch mit Blick auf geopolitische Spannungen. Doch gerade die Uranaufbereitung war in den USA seit Jahrzehnten kaum noch ein Thema – Fachkräfte, Infrastruktur und industrielle Kapazitäten fehlen vielerorts komplett.

Kernkraft als Antwort auf KI und Klimasorgen

Die neue Rolle der Kernkraft geht laut Trump weit über die Stromversorgung hinaus. Künftig soll Atomstrom gezielt zum Betrieb energieintensiver Rechenzentren eingesetzt werden, etwa für künstliche Intelligenz, Cloud-Services oder militärische Anwendungen. Schon heute beanspruchen Hyperscaler wie Amazon, Google oder Microsoft Strommengen im Gigawattbereich – Tendenz steigend.

Trumps Atomstrategie sieht zehn neue Großreaktoren bis 2030 vor – Experten halten selbst fünf für unrealistisch.

Damit verfolgt die US-Regierung einen Trend, den auch Energieökonomen in Europa beobachten: KI als neuer Treiber für Grundlaststrom. Ob Atomkraft dafür die richtige Antwort ist, bleibt offen – vor allem angesichts der Bauzeiten.

Realitätsschock für Reaktorträume

Denn was auf dem Papier ambitioniert klingt, scheitert in der Realität oft an den Genehmigungsbehörden, der Finanzierung und dem öffentlichen Widerstand. Seit 1978 gingen in den USA lediglich zwei neue Reaktoren ans Netz – beide in Georgia, beide mit enormen Verzögerungen und Kostenexplosionen. Ursprünglich mit rund 14 Milliarden US-Dollar geplant, kostete das Vogtle-Projekt am Ende mehr als das Doppelte.

Vor diesem Hintergrund wirkt Trumps Ankündigung, bis 2030 zehn neue Großreaktoren zu unterstützen, wie ein energiepolitischer Kraftakt gegen jede ökonomische Vernunft.

Milliarden für Mini-Reaktoren – und fürs Militär

Neben klassischen Großanlagen plant die US-Regierung auch Investitionen in Small Modular Reactors (SMRs). Diese Mini-Reaktoren gelten als zukunftsträchtige Alternative – billiger, sicherer, flexibler.

Doch bisher hat kein einziger SMR in den USA den kommerziellen Betrieb aufgenommen. Die meisten Projekte stecken in der Entwicklungs- oder Prototypphase, teilweise ohne Aussicht auf Marktzulassung.

Parallel dazu soll das US-Militär innerhalb von drei Jahren ein erstes Reaktormodell auf einem eigenen Stützpunkt bauen – als Pilotprojekt für die Energieautarkie des Verteidigungsapparats.

Ein Signal – aber an wen?

Trumps Atompläne sind auch ein geopolitisches Signal. Während Europa den Ausstieg plant und Länder wie Deutschland, Belgien und Italien längst umschwenken, inszenieren sich die USA als technologische Führungsmacht – nicht nur bei Rüstung, Raumfahrt und KI, sondern nun auch bei der Nukleartechnologie.

Ob dies der Welt einen sichereren Strommix oder nur neue Spannungsfelder beschert, wird sich zeigen.

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