Ein Drohmittel mit goldener Verpackung
Donald Trump liebt starke Bilder. Vor laufender Kamera lässt er sich von Apple-Chef Tim Cook eine runde Glasscheibe mit goldverziertem Ständer überreichen – „24 Karat“, wie Cook betont.
Es ist nicht nur ein Geschenk, sondern ein Symbol: Trump will die US-Tech-Industrie glänzen sehen. Am besten mit Werken auf amerikanischem Boden. Und dafür ist ihm jedes Mittel recht – auch ein 100-Prozent-Zoll auf importierte Chips.
„Apple kommt zurück nach Amerika“, sagt Trump und meint damit nicht nur neue Apple Stores, sondern Produktionslinien. Das Kalkül: Wer nicht in den USA baut, zahlt. Und zwar doppelt. Wer investiert, bekommt Applaus – oder Gold.
Zölle statt Subventionen
Während Joe Biden mit dem „CHIPS and Science Act“ Milliarden an Subventionen verteilt, setzt Trump auf sein altes Rezept: Zölle. Bestrafen statt belohnen. Die Logik dahinter ist einfach – wer in Asien fertigt, wird zur Kasse gebeten. Wer in Texas oder Arizona baut, darf weiter liefern.
Die Chipindustrie ist allerdings kein Möbelgeschäft. Sie lässt sich nicht mal eben umsiedeln. Fachkräfte, Lieferketten, Maschinen – all das ist über Jahrzehnte in Fernost gewachsen. Und obwohl Unternehmen wie Apple längst Milliarden in den USA investieren, bleibt die Endfertigung weiter im Ausland.
Apple investiert, aber baut nicht
Apple kündigte nur Minuten vor Trumps Pressekonferenz weitere Investitionen von 100 Milliarden Dollar in den USA an. 20.000 neue Jobs, vor allem in Forschung und Entwicklung. Glaskomponenten aus Kentucky, Fertigungshallen für Zubehör. Nur: iPhones werden weiter in Indien und Vietnam montiert. Das Hauptprodukt bleibt ein globales Puzzle.
Cook versuchte, das geschickt zu verkaufen. Apple lasse „viele Komponenten“ bereits in den USA herstellen, sagte er – nur eben nicht alles. Trump schluckte die Erklärung. Vielleicht, weil sie mit Gold unterfüttert war.
Ein iPhone für 3.500 Dollar?
Analysten rechnen vor, was ein vollständig in den USA gefertigtes iPhone kosten würde: Rund 3.500 Dollar. Grund: höhere Löhne, geringere Verfügbarkeit von Fachkräften, teure Maschinen, fehlende Zulieferer. Die Infrastruktur, die China und Taiwan bieten, gibt es in den USA nicht – jedenfalls nicht in dieser Geschwindigkeit und nicht in dieser Tiefe.
Trump weiß das vermutlich. Aber der öffentliche Druck wirkt. Schon die Drohung reicht, um Konzerne zu Investitionen zu bewegen. Für Apple ist das Kalkül klar: ein paar Milliarden in den Standort USA – dafür Zollfreiheit und politische Ruhe.
Der Zoll als Wahlkampfinstrument
Trump braucht Schlagzeilen. Die Chip-Zölle sind auch ein innenpolitisches Signal: Hier ist einer, der den Aufstieg Chinas stoppen will. Einer, der Jobs zurückholt. Einer, der handelt. Ob es umsetzbar ist, spielt im Wahlkampf eine untergeordnete Rolle.
Für die Branche dagegen schon. Ein 100-Prozent-Zoll auf Chips würde nicht nur Apple treffen, sondern nahezu jede Tech-Firma in den USA – von Tesla über Nvidia bis zu kleinen Startups, die auf asiatische Halbleiter angewiesen sind. Die Kosten würden steigen, die Lieferketten brechen, die Preise explodieren.
Ein Auftritt mit viel Symbolik, wenig Substanz
Apple wird in den USA auch in Zukunft keine iPhones zusammenschrauben. Dafür fehlen Personal, Strukturen, Erfahrung. Doch das Unternehmen versteht es wie kaum ein anderes, sich politisch zu positionieren – mit Jobs, Investitionen, Geschenken. Der Glasständer für Trump ist nur das sichtbarste Zeichen.
Ob die angekündigten Zölle wirklich Realität werden, ist offen. Doch das Ziel ist erreicht: Apple steht als patriotisches Vorbild da. Trump wirkt entschlossen. Und der Wahlkampf hat ein neues Thema.
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