Geheimniskrämerei mit Signalwirkung
Donald Trump bleibt sich treu. Statt nüchterner Diplomatie liefert der US-Präsident erneut Inszenierung: Auf seiner Plattform Truth Social kündigt er für Donnerstag ein „wichtiges Handelsabkommen“ mit einem „großen, sehr geschätzten Land“ an.
Wer gemeint ist? Offiziell sagt Trump es nicht. Informell aber sickert durch: Es geht um Großbritannien – und um geopolitische Botschaften in alle Richtungen.
Für Trump ist das Timing kein Zufall. Der frühere Immobilienmogul steht wegen seiner aggressiven Zollpolitik international massiv unter Druck. Ein bilaterales Abkommen mit London könnte als Beweis herhalten, dass sein America-First-Kurs funktioniert – und gleichzeitig Europa spalten.
Ein Deal, viele Fragezeichen
Ob es sich tatsächlich um ein fertiges Abkommen handelt oder nur um ein politisches Memorandum, ist offen. Laut New York Times und Politico ist der genaue Verhandlungsstand unklar. Möglich ist ein Rahmenvertrag, der Absicht bekundet – aber noch keine Details klärt.
Großbritannien wiederum hatte erst am Dienstag ein Freihandelsabkommen mit Indien angekündigt – ein klares Signal, dass man wirtschaftlich neue Allianzen schmieden will. Ein schneller Deal mit Washington käme da gelegen – und politisch gelegen ist er allemal: London sucht seit dem Brexit nach Erfolgen im globalen Handel.
Ein Hauch von Handelskrieg
Seit seinem erneuten Amtsantritt im Januar hat Trump Zölle gegen nahezu alle relevanten Handelspartner verhängt – China, Mexiko, Südkorea, die EU.
Besonders stark im Visier: die deutsche Autoindustrie und der Maschinenbau. Nun also: ein potenzieller Schulterschluss mit London. Das dürfte in Berlin und Brüssel nicht gerade für Begeisterung sorgen.
Denn sollte sich Großbritannien dauerhaft aus dem europäischen Zollverbund herauslösen und parallel ein Sonderverhältnis zu den USA aufbauen, wären einheitliche Handelsstrategien der EU erschwert. Und: Trump hätte ein weiteres Druckmittel gegen Europa in der Hand.
Märkte springen auf – aber bleiben nervös
Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Noch bevor Trump den Namen des Landes nannte, stiegen S&P-500-Futures um 0,5 Prozent, asiatische Märkte legten leicht zu. Auch europäische Futures verzeichneten ein Plus – wohl aus Hoffnung, selbst nicht außen vor zu bleiben.
Doch das Muster ist bekannt: Trump setzt auf Verwirrung, Drohung – und selektive Deals. In den vergangenen Wochen sprach er mehrfach davon, dass „alle Länder Schlange stehen“, um mit den USA zu verhandeln. Der Präsident als Türsteher der Weltwirtschaft.
Wirtschaftspolitik als Wahlkampfinstrument
Für Trump ist Handel kein Mittel zur globalen Kooperation – sondern ein Werkzeug zur Machtdemonstration. Abkommen sind für ihn keine multilateralen Kompromisse, sondern persönliche Trophäen.
Dass das Abkommen mit Großbritannien (falls es kommt) kaum strukturelle Probleme wie das US-Handelsdefizit löst, spielt keine Rolle.
Viel entscheidender ist: Die Ankündigung stärkt Trumps innenpolitisches Narrativ. Er holt Jobs zurück, bekämpft „unfaire Partner“ und zeigt Führungsstärke – zumindest rhetorisch. Für Investoren bleibt das ein Spiel mit unklaren Regeln. Für Europa ein weiterer Beleg, dass die transatlantische Handelspolitik keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
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