27. Juli, 2025

Politik

Trump gegen Powell – der Streit um die Fed

Donald Trump nutzt einen PR-Termin zur Attacke auf Notenbankchef Jerome Powell – wegen angeblich explodierender Baukosten. Doch hinter dem Schlagabtausch steckt weit mehr als ein Streit über Beton und Milliarden.

Trump gegen Powell – der Streit um die Fed
Obwohl die US-Kerninflation weiterhin über dem 2%-Ziel liegt, drängt Trump erneut auf niedrigere Zinsen – ein Rückfall in politisch motivierte Geldpolitik, der die Unabhängigkeit der Fed untergräbt.

Wenn Zentralbankpolitik zur Baubesichtigung wird

Es war kein gewöhnlicher Termin, den sich Donald Trump da ausgesucht hatte. Auf der Baustelle der Federal Reserve in Washington, wo gerade die Zentrale der Notenbank für rund 2,5 Milliarden Dollar modernisiert wird, lieferte sich der Ex-Präsident ein öffentliches Wortgefecht mit Fed-Chef Jerome Powell. Die Kulisse: Gerüste, Bauzäune, Halbsätze – aber kein Handschlag.

Trump sprach von „außer Kontrolle geratenen Kosten“, warf der Fed Missmanagement vor – und bot sich, halb im Ernst, halb im Selbstlob, als Bau-Berater an. „Ich habe das Old Post Office für einen Bruchteil dieser Summe umgebaut – größer, schneller, besser“, tönte er. Und ließ gleich noch eine wirtschaftspolitische Kampfansage folgen: „Und was viel wichtiger ist: Wir brauchen endlich niedrigere Zinsen!“

Powell kontert – und bleibt sachlich

Jerome Powell, sichtbar irritiert von Trumps Vorstoß, widersprach prompt. „Die Zahl von 3,1 Milliarden Dollar höre ich zum ersten Mal.“ Das aktuelle Budget der Notenbank sehe rund 2,5 Milliarden Dollar für die Renovierung vor – inklusive Kosten für Sicherheitsinfrastruktur, moderne Energieversorgung und die Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes. Außerdem: Ein Teil der Arbeiten sei längst abgeschlossen.

Dass Powell ausgerechnet an diesem Ort öffentlich gegenrechnen muss, zeigt, wie tief der politische Druck mittlerweile reicht – und wie gezielt Trump seine Attacken setzt.

Der Streit um Zinsen wird persönlich

Trump will Powell seit Jahren loswerden. Schon während seiner Amtszeit attackierte er den Fed-Chef regelmäßig – mal subtil, mal offen. Der Vorwurf: Powell habe mit zu hohen Zinsen das Wachstum abgewürgt, die Börsen verunsichert und Trumps Wiederwahl gefährdet. Dass Powell, ein von Trump selbst ernannter Republikaner, sich nicht vereinnahmen ließ, hat die Beziehung nie geheilt.

Der ehemalige Präsident kritisiert die Renovierung der Fed-Zentrale als „Desaster“ – nennt jedoch Summen, die so nicht im offiziellen Budget stehen. Laut Fed liegen die tatsächlichen Kosten bei rund 2,5 Milliarden US-Dollar.

Seit klar ist, dass Trump 2024 wieder als Präsidentschaftskandidat antritt, häufen sich die Angriffe erneut. Die Baukosten sind dabei nur Vorwand – das eigentliche Ziel ist die geldpolitische Unabhängigkeit der Notenbank. Eine Fed, die unabhängig entscheidet, ist Trump ein Dorn im Auge.

Zinspolitik im Wahlkampfmodus

Während Trump lautstark Zinssenkungen fordert, bleibt Powell bei seiner Linie: Solange die Inflation nicht nachhaltig zurückgeht, wird die Fed keine expansivere Politik einleiten. Die US-Inflation liegt aktuell bei rund 3,3 Prozent – weit entfernt vom Zwei-Prozent-Ziel. Auch der Arbeitsmarkt ist robust, was den Spielraum der Notenbank weiter einschränkt.

Doch Trump setzt auf eine andere Lesart: Er spricht von einer „ausgehungerten Wirtschaft“, von „zu teurem Geld“ und einer „Federal Reserve, die versagt“. Die Bühne für den Wahlkampf 2024 ist eröffnet – und Powell wird darin zum Gegenspieler stilisiert.

Ein Seitenhieb mit System

Dass Trump ausgerechnet einen Baukostenskandal inszeniert, ist kein Zufall. Für viele Amerikaner steht das Fed-Gebäude sinnbildlich für eine Institution, die sich abgekapselt hat – elitär, teuer, unnahbar. Trump nutzt diese Stimmung.

Der Vergleich mit seinem eigenen Hotelprojekt – das Old Post Office in Washington – ist nicht nur PR, sondern politisches Framing: Hier der effiziente Unternehmer, dort die teure Bürokratie.

Powell wiederum wird öffentlich auf eine Ebene gezogen, die seinem Amt nicht entspricht: Er muss Baustellenpreise rechtfertigen, statt Zinsentscheidungen erläutern. Ein perfider Schachzug, der zeigt, wie tief Trumps mediales Spiel inzwischen in die Institutionen vordringt.

Was steht wirklich auf dem Spiel?

Die eigentliche Frage lautet nicht: Was kostet die Renovierung der Fed? Sondern: Wie weit reicht die politische Einflussnahme auf unabhängige Institutionen – und wie wehrhaft ist die Notenbank, wenn sie öffentlich in die Ecke gedrängt wird?

Powell ist kein Lautsprecher. Doch er steht nun im Zentrum eines politischen Spiels, das nicht nur seine Glaubwürdigkeit, sondern die der gesamten Fed gefährden kann. Wer das Vertrauen in die Zentralbank untergräbt, spielt mit den Grundfesten der globalen Finanzarchitektur – zumal in einem Dollar-basierten Weltwährungssystem.

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