Rekordmengen gegen fallende Preise
Exxon Mobil liefert ab – nicht wegen, sondern trotz des Markts. Während der Ölpreis im zweiten Quartal um elf Prozent fiel, meldet der US-Konzern einen bereinigten Gewinn von 7,1 Milliarden US-Dollar.

Möglich gemacht hat das vor allem eine historisch hohe Förderleistung: So viel Öl und Gas hat Exxon in einem zweiten Quartal seit der Fusion von Exxon und Mobil 1999 nicht mehr aus dem Boden geholt.
Die Botschaft ist klar: Wer beim Preis nicht punkten kann, setzt auf Masse. Für Exxon bedeutet das: Förderung ausweiten, wo es günstig ist – und mit niedrigen Produktionskosten der Marktvolatilität trotzen.
Guyana wird zur strategischen Goldgrube
Besonders bemerkenswert ist das Tempo, mit dem Exxon seine Präsenz vor der Küste Guyanas ausbaut. Das südamerikanische Land gilt inzwischen als eine der produktivsten Förderregionen weltweit – mit geschätzten Reserven von über 11 Milliarden Barrel und äußerst niedrigen Förderkosten. Dort verdient der Konzern selbst bei Ölpreisen unter 60 Dollar pro Barrel noch gutes Geld.
Auch in den USA – etwa im Permian Basin – bleibt Exxon konkurrenzfähig. Die Strategie: Investitionen in Felder mit schneller Amortisation, Rückzug aus teuren oder politisch riskanten Regionen. Ein geopolitischer Pragmatismus, der sich auszahlt.
Rückflüsse an Aktionäre auf hohem Niveau
Für Anleger war das zweite Quartal eine Bestätigung: Exxon bleibt ein verlässlicher Dividendenlieferant. 4,3 Milliarden US-Dollar schüttete der Konzern aus, weitere 5 Milliarden flossen in Aktienrückkäufe.
Damit nutzt Exxon nicht nur die Gewinne operativ, sondern stabilisiert auch den Aktienkurs – ein wichtiger Faktor in einem Umfeld, das zunehmend von politischen Risiken geprägt ist.
Denn die angekündigten Importzölle der Trump-Regierung wirken bereits als Störfeuer. Die künftige Nachfrageentwicklung bleibt unsicher – gerade in China und Europa, wo Energiepreise, Rezessionssorgen und Klimapolitik zusammenspielen.
Ein Vierteljahrhundert nach der Fusion – und kein bisschen leise
Dass Exxon heute so dominant dasteht, ist auch das Ergebnis jahrzehntelanger Konsolidierung und Kapitaldisziplin. Der Konzern hat sich auf seine Kernkompetenz zurückgezogen: Fördern, verarbeiten, verkaufen – möglichst effizient und kostengünstig. Während viele Konkurrenten in den letzten Jahren stärker in erneuerbare Energien investierten, blieb Exxon konsequent im klassischen Ölgeschäft – ein Risiko, das sich unter dem aktuellen geopolitischen Klima auszahlt.
Gleichzeitig positioniert sich Exxon strategisch für die Zukunft. Investitionen in CO₂-Abscheidung, Wasserstoffprojekte und alternative Treibstoffe laufen – aber in einem Tempo, das die Rendite nie aus dem Blick verliert. Anders als europäische Wettbewerber wie Shell oder BP, die zeitweise mit grünen Umbauplänen an der Börse abgestraft wurden, bleibt Exxon beim Thema Energiewende betont nüchtern.
Trump-Zölle als Unsicherheitsfaktor – nicht nur für Tech
Die Handelspolitik der US-Regierung unter Donald Trump II trifft nicht nur Technologiekonzerne. Auch Exxon schaut genau auf mögliche Zölle auf Raffinerieprodukte, Maschinen oder Importgüter für die Infrastruktur.
Zudem könnte ein Rückgang der globalen Nachfrage durch Handelskonflikte auch die Ölbranche insgesamt unter Druck setzen. Noch profitiert Exxon von politischer Nähe zur Regierung – doch ob das reicht, wenn der Welthandel ins Stocken gerät, ist fraglich.
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