05. August, 2025

Quartalszahlen

Trotz Ölpreisrückgang: Exxon trotzt dem Markt mit Rekordförderung

Der US-Ölriese meldet starke Quartalszahlen – und setzt dabei nicht auf den Preis, sondern auf schiere Menge. Was das über die geopolitische Lage, die Marktstrategie und die Zukunft des Energiemarkts verrät.

Trotz Ölpreisrückgang: Exxon trotzt dem Markt mit Rekordförderung
Mit 7,1 Mrd. Dollar bereinigtem Quartalsgewinn trotz sinkender Ölpreise setzt Exxon auf Masse statt Margin. Die Strategie birgt Risiken: Steigt der Preis nicht wieder, wird das Geschäftsmodell anfällig für politische und logistische Störungen.

Rekordmengen gegen fallende Preise

Exxon Mobil liefert ab – nicht wegen, sondern trotz des Markts. Während der Ölpreis im zweiten Quartal um elf Prozent fiel, meldet der US-Konzern einen bereinigten Gewinn von 7,1 Milliarden US-Dollar.

Investors
ExxonMobil, one of the world’s largest publicly traded energy providers and chemical manufacturers, develops and applies next-generation technologies to help safely and responsibly meet the world’s growing needs for energy and…

Möglich gemacht hat das vor allem eine historisch hohe Förderleistung: So viel Öl und Gas hat Exxon in einem zweiten Quartal seit der Fusion von Exxon und Mobil 1999 nicht mehr aus dem Boden geholt.

Die Botschaft ist klar: Wer beim Preis nicht punkten kann, setzt auf Masse. Für Exxon bedeutet das: Förderung ausweiten, wo es günstig ist – und mit niedrigen Produktionskosten der Marktvolatilität trotzen.

Quelle: Eulerpool

Guyana wird zur strategischen Goldgrube

Besonders bemerkenswert ist das Tempo, mit dem Exxon seine Präsenz vor der Küste Guyanas ausbaut. Das südamerikanische Land gilt inzwischen als eine der produktivsten Förderregionen weltweit – mit geschätzten Reserven von über 11 Milliarden Barrel und äußerst niedrigen Förderkosten. Dort verdient der Konzern selbst bei Ölpreisen unter 60 Dollar pro Barrel noch gutes Geld.

Quelle: Eulerpool

Auch in den USA – etwa im Permian Basin – bleibt Exxon konkurrenzfähig. Die Strategie: Investitionen in Felder mit schneller Amortisation, Rückzug aus teuren oder politisch riskanten Regionen. Ein geopolitischer Pragmatismus, der sich auszahlt.

Rückflüsse an Aktionäre auf hohem Niveau

Für Anleger war das zweite Quartal eine Bestätigung: Exxon bleibt ein verlässlicher Dividendenlieferant. 4,3 Milliarden US-Dollar schüttete der Konzern aus, weitere 5 Milliarden flossen in Aktienrückkäufe.

Quelle: Eulerpool

Damit nutzt Exxon nicht nur die Gewinne operativ, sondern stabilisiert auch den Aktienkurs – ein wichtiger Faktor in einem Umfeld, das zunehmend von politischen Risiken geprägt ist.

Denn die angekündigten Importzölle der Trump-Regierung wirken bereits als Störfeuer. Die künftige Nachfrageentwicklung bleibt unsicher – gerade in China und Europa, wo Energiepreise, Rezessionssorgen und Klimapolitik zusammenspielen.

Ein Vierteljahrhundert nach der Fusion – und kein bisschen leise

Dass Exxon heute so dominant dasteht, ist auch das Ergebnis jahrzehntelanger Konsolidierung und Kapitaldisziplin. Der Konzern hat sich auf seine Kernkompetenz zurückgezogen: Fördern, verarbeiten, verkaufen – möglichst effizient und kostengünstig. Während viele Konkurrenten in den letzten Jahren stärker in erneuerbare Energien investierten, blieb Exxon konsequent im klassischen Ölgeschäft – ein Risiko, das sich unter dem aktuellen geopolitischen Klima auszahlt.

Gleichzeitig positioniert sich Exxon strategisch für die Zukunft. Investitionen in CO₂-Abscheidung, Wasserstoffprojekte und alternative Treibstoffe laufen – aber in einem Tempo, das die Rendite nie aus dem Blick verliert. Anders als europäische Wettbewerber wie Shell oder BP, die zeitweise mit grünen Umbauplänen an der Börse abgestraft wurden, bleibt Exxon beim Thema Energiewende betont nüchtern.

Trump-Zölle als Unsicherheitsfaktor – nicht nur für Tech

Die Handelspolitik der US-Regierung unter Donald Trump II trifft nicht nur Technologiekonzerne. Auch Exxon schaut genau auf mögliche Zölle auf Raffinerieprodukte, Maschinen oder Importgüter für die Infrastruktur.

Zudem könnte ein Rückgang der globalen Nachfrage durch Handelskonflikte auch die Ölbranche insgesamt unter Druck setzen. Noch profitiert Exxon von politischer Nähe zur Regierung – doch ob das reicht, wenn der Welthandel ins Stocken gerät, ist fraglich.

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