Sparprogramm wirkt schneller als erwartet
Während viele europäische Öl- und Gaskonzerne über sinkende Margen klagen, liefert Eni solide Zahlen ab. Der Konzern verdiente im dritten Quartal 1,25 Milliarden Euro, zwei Prozent weniger als im Vorjahr – aber deutlich mehr als die von Analysten prognostizierte Milliarde. Möglich wurde das durch ein Sparprogramm, das bereits Anfang des Jahres gestartet wurde, und den Verkauf ausgewählter Vermögenswerte.
Auch der operative freie Cashflow legte überraschend stark zu: Mit 3,3 Milliarden Euro übertraf Eni die Erwartungen um 14 Prozent. Der Konzern hebt deshalb seine Prognose für 2025 an – von 11,5 auf 12 Milliarden Euro operativen freien Zahlungsmittelzufluss.
Belohnung für Aktionäre: Rückkaufprogramm wächst
Für Anleger hat das Management ebenfalls gute Nachrichten. Das laufende Aktienrückkaufprogramm wird um 20 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro ausgeweitet – ein klares Signal an den Kapitalmarkt, dass Eni trotz der konjunkturellen Unsicherheit auf stabile Einnahmen und hohe Liquidität vertraut.
Das passt ins Bild: Viele europäische Energieunternehmen setzen derzeit auf Kapitaldisziplin statt Wachstum um jeden Preis. Nach Jahren hoher Investitionen in die Energiewende verschiebt sich der Fokus wieder auf Rentabilität, Cashflow und Dividenden.
Ölpreise im Sinkflug, Kosten im Griff
Das dritte Quartal war für die Branche schwierig. Der Ölpreis lag im Durchschnitt rund zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau, während Förderkosten und regulatorische Abgaben in mehreren Ländern stiegen.
Eni reagierte früh. Bereits im Frühjahr hatte Konzernchef Claudio Descalzi angekündigt, das Unternehmen „robuster gegen Preisschwankungen“ aufzustellen. Interne Kostenprogramme, schlankere Lieferketten und gezielte Verkäufe von Randaktivitäten sollten helfen – mit Erfolg.
Das operative Ergebnis fiel mit 3 Milliarden Euro zwar um 12 Prozent niedriger aus als im Vorjahr, blieb aber über den Prognosen. Die operative Marge blieb stabil – ein Indiz dafür, dass die Maßnahmen greifen.
Strategischer Umbau: Eni will flexibler werden
Seit Jahren arbeitet Eni an einer strategischen Neuausrichtung. Der Konzern versucht, klassische Öl- und Gasgeschäfte profitabel zu halten, während parallel das Energiegeschäft der Zukunft aufgebaut wird. Dazu gehören Biokraftstoffe, erneuerbare Energien und die Abspaltung des Retailgeschäfts Plenitude.
„Wir wollen in beiden Welten erfolgreich sein – in der alten wie in der neuen Energie“, so Descalzi kürzlich auf einer Branchenkonferenz.
In der Praxis heißt das: Projekte im Bereich Solar, Wind und Wasserstoff wachsen schrittweise, während das Kerngeschäft mit Gaslieferungen nach Europa weiterhin die Cashflows absichert.
Vergleich mit der Konkurrenz
Im Branchenvergleich positioniert sich Eni derzeit zwischen den Giganten Shell, BP und TotalEnergies. Während Shell und Total mit Gewinnsteigerungen glänzten, kämpft BP mit schwächeren Raffineriemargen. Eni punktet vor allem mit seiner Effizienz und dem konsequenten Schuldenabbau.
Analysten loben die Kapitaldisziplin: „Eni hat in einem schwächeren Preisumfeld mehr operativen Cashflow erzielt – das spricht für starkes Kostenmanagement und Fokussierung auf Wert statt Volumen“, so ein Energieanalyst von Jefferies.
Blick nach vorn
Für 2025 rechnet Eni mit stabilen Ölpreisen und steigenden Gasmengen – vor allem durch neue Projekte in Nordafrika und im östlichen Mittelmeer. Auch im Geschäft mit CO₂-armen Technologien erwartet der Konzern Wachstum.
Doch die Branche bleibt im Spannungsfeld zwischen Energiewende und Gewinnorientierung. Eni versucht, beide Ziele zu verbinden – mit Kostendisziplin und kontrolliertem Umbau statt radikalem Bruch.
Wenn das gelingt, könnte der italienische Konzern langfristig zu den stabilsten Energieaktien Europas zählen – solide im Kerngeschäft, wachstumsfähig im neuen.

