US-Markt als Wachstumsmotor
Toyota meldet wieder volle Bänder. Im September stieg die weltweite Produktion des Konzerns um elf Prozent auf 918.146 Fahrzeuge – der vierte monatliche Zuwachs in Folge. Besonders stark war das Wachstum in den USA, wo die Produktion um ganze 29 Prozent anzog. Für Toyota ist das mehr als eine Momentaufnahme: Der US-Markt, traditionell der wichtigste Absatzkanal, hat sich nach den Lieferengpässen und Produktionsstopps des Vorjahres kräftig erholt.
Vor allem die Hybridmodelle verkaufen sich dort besser als je zuvor. Während viele Wettbewerber auf reine Elektromobilität setzen, profitiert Toyota vom pragmatischen Trend in den USA: Kunden wollen sparsame, aber alltagstaugliche Antriebe – und nicht den vollen Umstieg auf E-Autos.
Hybride statt reine E-Mobilität
Der weltgrößte Autobauer spielt damit geschickt seine Stärke aus: Erfahrung und Effizienz im Hybridsegment. In Nordamerika war zuletzt jedes zweite verkaufte Toyota-Modell ein Hybrid. Modelle wie der RAV4 Hybrid und der Camry SE Hybrid verkaufen sich schneller, als sie produziert werden können.
„Unsere Strategie ist nicht, ideologisch zu führen, sondern pragmatisch zu liefern“, sagte kürzlich ein Toyota-Sprecher – ein klarer Seitenhieb auf Wettbewerber wie Tesla, die in den USA zuletzt mit rückläufigen Absatzzahlen zu kämpfen hatten.
China schwächelt, Japan bremst
Die glänzenden Zahlen aus Amerika verdecken allerdings Schwächen in Asien. In China ging der Absatz im September um ein Prozent zurück, in Japan sogar um fünf Prozent. Besonders in China spürt Toyota den wachsenden Druck einheimischer Hersteller wie BYD und Nio, die den Markt mit günstigen Elektroautos dominieren.
Während Toyota dort an Boden verliert, zieht der Konzern im Westen die Zügel an: Der Fokus liegt klar auf profitablen Märkten und Hybridmodellen mit hohen Margen.
Lexus als Stabilitätsanker
Auch die Luxusmarke Lexus trug zum Plus bei. Dank neuer Modelle wie dem RX 500h und dem rein elektrischen RZ blieb Lexus trotz des global schwierigen Umfelds auf Wachstumskurs. In den USA stiegen die Lexus-Verkäufe zweistellig, was die Premiumsparte zum stabilen Ertragsbringer im Konzern macht.
Der Erfolg von Lexus zeigt, dass Toyota nicht nur im Massenmarkt, sondern auch im oberen Segment seine Hybridstrategie erfolgreich ausspielt.
Produktion auf Rekordniveau
Mit mehr als 918.000 Fahrzeugen im September erreicht Toyota das höchste Produktionsniveau seit über einem Jahr. Damit hat der Konzern nicht nur die Engpässe der Chipkrise hinter sich gelassen, sondern auch den Rückstand gegenüber Konkurrenten wie Volkswagen und Hyundai aufgeholt.
In den ersten neun Monaten des Jahres summiert sich die globale Produktion auf über 7,8 Millionen Fahrzeuge, was einem Anstieg von knapp acht Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Toyota liegt damit auf Kurs, die Marke von 10 Millionen produzierten Fahrzeugen bis Jahresende erneut zu überschreiten – ein Wert, den kein anderer Hersteller weltweit erreicht.
Strategischer Rückenwind
Der Aufschwung kommt für den Konzern zur rechten Zeit. In Japan wie in Europa tobt die Debatte über den richtigen Weg zur CO₂-Neutralität. Toyota bleibt skeptisch gegenüber einem rein elektrischen Ansatz und setzt auf eine „Multi-Pathway“-Strategie – also auf eine Mischung aus Hybrid-, Plug-in- und Wasserstoffantrieben.
Die aktuellen Zahlen scheinen diesen Kurs zu bestätigen: Während die Nachfrage nach E-Autos in Europa stagniert, steigen die Hybridverkäufe rasant. Besonders in den USA gilt Toyota vielen Investoren als Beispiel für einen realistischeren Übergang zur E-Mobilität.
Ausblick: Wachstum mit Maß
Trotz des starken Quartals bleibt Toyota vorsichtig optimistisch. Die geopolitischen Risiken – vom schwachen Yen über Chinas Preiskrieg bis zu höheren Rohstoffkosten – sind nicht verschwunden. Dennoch: Die solide Nachfrage in den USA, kombiniert mit stabiler Kostenkontrolle und effizienter Fertigung, verschafft Toyota Spielraum.
Die Botschaft ist klar: Wer zu früh auf die reine Elektroschiene setzt, riskiert Marktanteile. Toyota dagegen fährt – im wahrsten Sinne – zweigleisig und bleibt damit der Taktgeber einer Branche, die gerade ihre Richtung sucht.
Toyota zeigt der Branche, dass Beharrlichkeit oft klüger ist als Hype. Während andere Hersteller mit überzogenen E-Plänen kämpfen, erntet der Konzern die Früchte seiner Hybridstrategie. Der US-Boom ist dabei mehr als ein Konjunkturaufschwung – er ist eine Bestätigung, dass Vernunft manchmal das beste Marketing ist.

