07. August, 2025

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Thyssen-Krupp geht leer aus – Australiens Milliardenauftrag geht an Japan

Obwohl preisgünstiger, verliert TKMS das Rennen um elf neue Fregatten. Stattdessen setzen die Australier auf ein geopolitisches Signal – und auf mehr Feuerkraft mit weniger Personal.

Thyssen-Krupp geht leer aus – Australiens Milliardenauftrag geht an Japan
Schwacher Trost für Thyssen-Krupp: Die Niederlage trifft ausgerechnet eine Sparte, über deren Zukunft im Konzern schon lange Unklarheit herrscht.

Ein Auftrag, den man nicht verlieren wollte

Zehn Milliarden Dollar, elf Schiffe, ein Prestigeprojekt der australischen Marine – und ein bitterer Tag für Thyssen-Krupp Marine Systems. Der deutsche Rüstungskonzern hatte sich mit seiner Meko-A-200-Fregatte um den größten Rüstungsauftrag in der Geschichte Australiens beworben.

Am Ende entschied sich Canberra jedoch für das Angebot von Mitsubishi Heavy Industries. Die Japaner bauen nun die neue Fregattenflotte – ein strategischer wie symbolischer Doppelschlag gegen deutsche Ambitionen in der globalen Rüstungsindustrie.

Wirtschaftlich besser – aber politisch zu leicht?

Was die Niederlage für Thyssen-Krupp besonders schmerzlich macht: Laut „Nikkei“ lag das deutsche Angebot preislich rund 20 Prozent unter dem der Japaner. Technisch war es ebenfalls konkurrenzfähig – zumindest auf dem Papier.

Doch offenbar spielten bei der Entscheidung mehr als nur harte Fakten eine Rolle. Die australische Regierung hob in ihrer Mitteilung explizit die „bilaterale Bedeutung“ des Deals hervor. Der Zuschlag an Mitsubishi ist damit nicht nur eine wirtschaftliche Entscheidung – sondern auch ein geopolitisches Statement.

Feuerkraft schlägt Preis

Die japanische Mogami-Klasse bietet Canberra laut Angaben des australischen Verteidigungsministeriums zwei Vorteile: höhere Feuerkraft und geringerer Personalbedarf.

Milliardendeal für Mitsubishi: Australien bestellt elf Fregatten – und setzt damit ein deutliches geopolitisches Signal Richtung China.

Beide Faktoren sind aus Sicht einer modernen Marine von zentraler Bedeutung – gerade in einer Zeit, in der nicht nur die Zahl, sondern auch die Effizienz der Streitkräfte zählt. Und offenbar war genau das das ausschlaggebende Argument gegen das deutsche Modell. Trotz jüngster Verbesserungen wirkte die Meko A-200 im direkten Vergleich konservativ.

Ein Rückschlag zur Unzeit

Für Thyssen-Krupp Marine Systems kommt der Verlust zur Unzeit. Der Konzern kämpft seit Jahren mit einer unklaren strategischen Rolle im Gesamtkonzern. Immer wieder stand ein Verkauf oder eine Abspaltung im Raum, zuletzt wurde eine Beteiligung des Bundes an TKMS diskutiert, um sicherheitsrelevante Kompetenzen in Deutschland zu halten.

Dass nun ein Großauftrag dieser Größenordnung verloren geht – und das trotz wettbewerbsfähigen Angebots – dürfte die Unsicherheit um die Zukunft der Marinesparte weiter verstärken.

Japan feiert den Durchbruch – und testet die neue Rolle

Für Japan ist der Zuschlag nicht nur ein wirtschaftlicher Erfolg, sondern auch ein politischer Meilenstein. Jahrzehntelang war der Export von Rüstungsgütern stark eingeschränkt – eine Konsequenz aus der Nachkriegsverfassung. Erst 2014 begann Tokio, diese Regeln zu lockern.

Japans Rüstungsindustrie bricht auf: Der Fregattendeal mit Australien ist das größte Waffenexportgeschäft in der Geschichte des Landes – und ein Wendepunkt.

Der Fregattendeal mit Australien ist nun das bislang größte Exportgeschäft der japanischen Rüstungsindustrie. Und eines, das direkt eingebettet ist in eine neue Sicherheitsarchitektur im Pazifik.

Die Zusammenarbeit mit Australien ist dabei nicht nur militärischer Natur: Acht der elf Schiffe sollen direkt in Australien gebaut werden. Das stärkt nicht nur die lokale Industrie, sondern schafft auch operative Nähe. Die Mogami-Klasse soll künftig auf beiden Seiten des Pazifiks stationiert werden – inklusive gemeinsamer Wartungseinrichtungen. Ein klares Signal an Peking.

Aus dem Rennen – aber nicht aus dem Spiel?

Für Deutschland ist der verlorene Auftrag ein doppelter Weckruf: Erstens, weil geopolitische Faktoren bei internationalen Großprojekten zunehmend entscheidend werden – selbst wenn die wirtschaftlichen Parameter stimmen. Und zweitens, weil sich die Bundesrepublik überlegen muss, welche Rolle sie ihrer maritimen Rüstungsindustrie in Zukunft überhaupt zugesteht.

TKMS bleibt ein bedeutender Akteur im europäischen Rüstungsgefüge, insbesondere im U-Boot-Bau. Doch bei Oberflächenschiffen zeigt sich: Wer in einer geopolitisch geprägten Welt bestehen will, braucht mehr als gute Technik und einen attraktiven Preis. Er braucht politische Rückendeckung, globale Präsenz – und einen Plan.

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