13. Juli, 2025

Unternehmen

Tesla riskiert viel – und setzt alles auf autonom

Tesla nennt mit Verspätung einen HV-Termin und bringt seine Robotaxi-Offensive voran. Doch der Umgang mit Investoren, politische Eskapaden und der wachsende Konkurrenzdruck könnten zum Bumerang werden.

Tesla riskiert viel – und setzt alles auf autonom
Trotz Musks Ankündigungen gibt es in Kalifornien bislang keinen offiziellen Antrag auf Robotaxi-Einsätze. Behörden in Phoenix prüfen Teslas Vorstoß, während Konkurrent Waymo dort längst 400 autonome Fahrzeuge ohne Fahrer betreibt.

Elon Musk hat gesprochen. Mal wieder. Dieses Mal geht es um zwei Nachrichten, die auf dem Papier unterschiedlicher kaum sein könnten, im Kern aber die gleiche Botschaft transportieren: Tesla macht, was Tesla will – ob Aktionäre, Gesetze oder Wettbewerber wollen oder nicht.

Tesla ignoriert gesetzliche Frist – und nennt HV-Termin verspätet

Nach monatelangem Schweigen hat Tesla am Donnerstag endlich einen Termin für die jährliche Hauptversammlung bekannt gegeben: den 6. November. Das Problem?

Die gesetzliche Frist für die Einberufung ist bereits dann abgelaufen. Laut texanischem Gesellschaftsrecht müsste das Aktionärstreffen spätestens 13 Monate nach der letzten Versammlung stattfinden. Die war am 13. Juni 2024.

Institutionelle Investoren, darunter Pensionsfonds und Governance-Experten, hatten Tesla in einem offenen Brief zuletzt scharf kritisiert. Der Druck hat offenbar gewirkt – doch die Reaktion bleibt halbherzig. Erklärungen für die Fristverletzung? Fehlanzeige.

Politik statt Performance? Investoren zunehmend unruhig

Die diesjährige Hauptversammlung dürfte brisanter werden als viele zuvor. Nicht nur, weil die Absatzzahlen bei Tesla seit Monaten sinken oder die Wettbewerber technologisch aufholen.

Tesla setzt die Aktionärsversammlung auf den 6. November – Monate nach Ablauf der gesetzlichen Frist. Eine Begründung bleibt aus. Für Governance-Experten ein beunruhigendes Zeichen fehlender Transparenz.

Auch Musks zunehmende Politisierung bereitet Anlegern Sorge. Nach einem lautstarken Streit mit Donald Trump gründete Musk kurzerhand seine eigene Partei, die "America Party".

Der renommierte Analyst Dan Ives von Wedbush forderte bereits: Der Tesla-Vorstand müsse dringend Richtlinien für Musks politisches Engagement schaffen. Das Unternehmen werde sonst zur Geisel seiner größten Marke: Elon Musk.

Robotaxi-Offensive: Angriff auf Waymo in Phoenix

Gleichzeitig will Tesla mit seiner Robotaxi-Offensive expandieren. Nach ersten Tests in Austin, Texas, hat der Konzern nun auch Interesse bekundet, im Großraum Phoenix autonome Fahrzeuge zu erproben. Die zuständige Behörde bestätigte, dass ein Antrag eingegangen sei.

27 institutionelle Investoren werfen Tesla Missachtung grundlegender Aktionärsrechte vor. Für viele ist die verspätete Einberufung der Hauptversammlung ein weiteres Beispiel für Musks zunehmend erratische Unternehmensführung.

Dort wartet allerdings keine weiße Leinwand, sondern ein etablierter Rivale: Waymo, eine Alphabet-Tochter, ist bereits seit 2020 mit rund 400 autonomen Fahrzeugen in Phoenix unterwegs – vollautonom, ohne Sicherheitsfahrer. Teslas Modelle hingegen werden noch von Menschen überwacht und sind technisch weniger ausgereift.

San Francisco in Wartestellung

Auch in der San Francisco Bay Area will Tesla bald Robotaxis auf die Straße bringen. Auf X schrieb Musk, man warte auf Genehmigungen. Die zuständige Behörde dementierte jedoch gegenüber CNBC: Ein Antrag von Tesla liege derzeit nicht vor. Die Diskrepanz zwischen Ankündigung und Umsetzung bleibt ein Muster.

Aktie schwankt, Investoren hoffen auf Quartalszahlen

An der NASDAQ legte die Tesla-Aktie am Donnerstag um 4,73 Prozent zu, liegt damit aber seit Jahresbeginn noch immer rund 23 Prozent im Minus. Neue Impulse könnten die Quartalszahlen am 23. Juli liefern.

Ob diese dann überzeugen können, dürfte auch davon abhängen, ob Musk den Spagat zwischen technologischem Aufbruch und Governance-Chaos meistert.

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