16. November, 2025

Quartalszahlen

Tencent zündet die nächste Wachstumsstufe – Gaming-Boom und KI heben Gewinn auf Rekordniveau

Der Tech-Konzern übertrifft im dritten Quartal alle Erwartungen: Spielehits wie „Honor of Kings“ treiben die Erlöse zweistellig nach oben, KI-Werbung liefert Rückenwind – und die Börse prüft, ob das Momentum trägt.

Tencent zündet die nächste Wachstumsstufe – Gaming-Boom und KI heben Gewinn auf Rekordniveau
Tencent übertrifft mit zweistelligen Zuwächsen die Erwartungen – getragen vom Comeback im Gaming und rasant wachsender KI-Werbung.

Tencents Zahlenwerk lässt wenig Interpretationsspielraum: Das Unternehmen wächst wieder zweistellig – und zwar schneller, breiter und profitabler, als viele Analysten noch zur Jahresmitte für möglich hielten. Der chinesische Tech-Konzern meldet für das dritte Quartal einen Umsatzsprung um 15 Prozent auf 192,9 Milliarden Yuan. Das liegt klar über dem Marktkonsens. Der Nettogewinn schießt auf 63,1 Milliarden Yuan – ein Plus, das selbst bullische Erwartungen übertrifft.

Damit gelingt Tencent etwas, woran viele andere chinesische Internetunternehmen derzeit scheitern: ein strukturell überzeugendes Wachstum trotz regulatorischer Unsicherheiten, Konsumflaute und geopolitischer Spannungen. Und das ausgerechnet in jenen Bereichen, die nach Jahren der staatlichen Eingriffe als besonders fragil galten.

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Gaming ist wieder Tencents Wachstumslokomotive

Tencent hat seinen Wachstumskern wiederentdeckt – und zwar dort, wo das Unternehmen einst groß geworden ist. Das Spielegeschäft brummt wie seit Jahren nicht mehr. Titel wie Honor of Kings, Peacekeeper Elite und der jüngste Shooter-Erfolg Delta Force liefern zweistellige Zuwächse und eine außergewöhnlich hohe Nutzerbindung.

Die Renaissance des Gaming-Geschäfts kommt zur rechten Zeit. Noch 2022 hatte Peking die Branche mit Lizenzstopps und Jugendschutzregeln ausgebremst. Doch die neuen Zahlen zeigen: Tencents Spieleimperium ist widerstandsfähiger als gedacht – und die weltweite Nachfrage nach AAA-Mobile-Games bleibt stabil, selbst in einem schwierigen globalen Konsumumfeld.

Ein Brancheninsider formuliert es gegenüber der IW so: „Tencent hat das Kunststück geschafft, gleichzeitig breiter und profitabler zu werden. Das passiert selten in dieser Branche.“

Stripe bereitet Mega-Börsengang vor – erstmals erhalten auch Privatanleger Zugang
Der geplante Börsengang des Zahlungsdienstleisters Stripe könnte einer der größten Tech-IPOs der vergangenen Jahre werden. Das 2010 gegründete Fintech gilt als zentrale Infrastruktur im globalen Online-Zahlungsverkehr und verarbeitet Zahlungen für Konzerne wie Amazon, Shopify oder Spotify. Vor dem Börsendebüt wird Stripe aktuell mit 80 bis 90 Milliarden US-Dollar bewertet – ein Volumen, das in eine Liga mit Meta, Alphabet oder Airbnb führt.

KI-Werbung liefert den zweiten Turbo

Neben Spielen wird ein zweiter Bereich immer wichtiger: personalisierte Werbung. Die Werbeeinnahmen stiegen im Quartal um 21 Prozent – und Tencent nennt einen klaren Treiber: Künstliche Intelligenz.

Mit neuen KI-Modellen analysiert der Konzern Verhalten, Interessen und Kaufbereitschaft der Nutzer deutlich präziser als zuvor. Für Werbekunden bedeutet das: höhere Conversion, weniger Streuverlust, bessere Budgets. Für Tencent: ein Werbegeschäft, das sich reger anfühlt als bei vielen westlichen Rivalen.

Dabei profitiert der Konzern auch von einer Verschiebung im chinesischen Markt: Marken, Händler und Plattformen investieren eher in performanceorientierte Werbung – genau dort, wo Tencents KI ihren größten Vorteil ausspielt.

Regulatorisches Déjà-vu – und dennoch Wachstum

Dass Tencent in diesem Umfeld die Erwartungen übertrifft, ist nicht selbstverständlich. Die Tech-Regulierung in China bleibt unberechenbar, auch wenn die großen Eingriffe der Jahre 2021 und 2022 abgeklungen sind.
Doch Tencents Vorteil liegt in seiner breiten Aufstellung: Gaming, Werbung, Cloud, Fintech – keine dieser Sparten hängt allein am Wohlwollen der Regulatoren. Wachstumstreiber können wechseln, doch der Konzern bleibt stabil.

Der Anstieg im Cloud- und Unternehmensgeschäft bleibt zwar moderater als in den Boomjahren, aber die operative Profitablität verbessert sich spürbar. Besonders bei KI-Anwendungen für Firmenkunden sieht das Management „strukturellen Rückenwind“.

Die Frage für Anleger: War’s das – oder geht da noch mehr?

An der Börse reagierten Anleger zunächst positiv, aber nicht euphorisch. Denn der Blick geht bereits nach vorn:
Kann Tencent diese Wachstumsrate halten? Oder ist das dritte Quartal ein Ausreißer nach oben?

Drei Faktoren bestimmen die Antwort:

  1. Gaming-Pipeline: Tencent hat eine Reihe neuer Titel in der Vorbereitung, darunter internationale Ko-Produktionen. Die Branche blickt gespannt auf deren monetarisierbare Potenziale.
  2. KI-Investitionen: Die Werbesparte kann ein Dauerläufer werden – wenn Tencent seine KI-Modelle weiter differenziert.
  3. Regulierung: Bleibt das politische Umfeld stabil, könnten die zuletzt ausgepreisten Risiken langsam weichen.

Für die IW bleibt klar: Der Konzern hat den Markt überrascht – und die Dynamik ist real. Aber wie nachhaltig sie ist, wird sich erst in den kommenden Quartalen zeigen.

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