02. November, 2025

Quartalszahlen

Symrise im Duft der Krise – schwache Nachfrage zwingt Aromenhersteller zum Sparprogramm

Wachstum verlangsamt, Prognose gesenkt, Einsparungen geplant: Der deutsche Duft- und Aromenriese Symrise spürt den Gegenwind der Weltwirtschaft. Vorstandschef Jean-Yves Parisot reagiert mit einem harten Umbau – und hofft, dass die Konsumenten bald wieder mehr riechen und schmecken wollen.

Symrise im Duft der Krise – schwache Nachfrage zwingt Aromenhersteller zum Sparprogramm
Nach Jahren stabilen Wachstums muss Symrise erstmals die Prognose senken. Das organische Wachstum bricht im dritten Quartal auf nur 1,4 Prozent ein.

Verhaltener Duft: Umsatz stagniert trotz Preiserhöhungen

Symrise galt lange als Musterunternehmen deutscher Industriepräzision – solide Margen, global diversifiziert, beständig wachsend. Doch 2025 ist auch an Holzminden nicht spurlos vorbeigegangen. Der Umsatz sank in den ersten neun Monaten um 1,2 Prozent auf 3,776 Milliarden Euro, das organische Wachstum lag bei nur 2,6 Prozent. Noch im Sommer hatte der DAX-Konzern ein Plus von bis zu fünf Prozent erwartet.

Die Realität ist nüchterner: Im dritten Quartal fiel das Wachstum auf 1,4 Prozent zurück. Hauptschuldige sind die schwache Konsumlaune und ungünstige Währungseffekte. Besonders die Schwäche des Euro gegenüber dem US-Dollar und dem brasilianischen Real drückte auf die Bilanz.

Parfüms, Tiernahrung, Kosmetik – überall Zurückhaltung

Symrise bedient ein breites Spektrum: von Duftstoffen für Parfüm- und Kosmetikhersteller über Aromen für Lebensmittel bis hin zu Zusatzstoffen für Tiernahrung. In all diesen Bereichen spürt der Konzern den globalen Konsumrückgang.

„Die Nachfrage in vielen Märkten bleibt verhalten“, erklärte Vorstandschef Jean-Yves Parisot. „Steigende Zölle und höhere Verbraucherpreise bremsen die Dynamik.“

Besonders betroffen sind die Märkte in China und Lateinamerika, wo sich der Absatz deutlich abgeschwächt hat.

Während Konkurrenten wie Givaudan oder Firmenich ähnliche Probleme melden, zeigt sich: Die gesamte Duft- und Aromenbranche steckt in einer Übergangsphase – zwischen Inflation, Konsumzurückhaltung und geopolitischen Unsicherheiten.

Umbau statt Duftkerzenromantik

Symrise reagiert mit einem klaren Sparkurs. 40 Millionen Euro sollen im laufenden Jahr eingespart werden – durch Effizienzsteigerungen, Personalabbau und Standortkonsolidierungen. Der Umbau betrifft insbesondere Verwaltung und Logistik, nicht aber Forschung und Entwicklung.

Parisot betont, das Unternehmen werde weiter in Innovation investieren: „Wir sehen langfristig wachsende Märkte in Gesundheit, Ernährung und nachhaltigen Duftstoffen.“ Symrise will vor allem im Bereich natürlicher Inhaltsstoffe wachsen, ein Trend, der trotz der Flaute anhält.

Trotz der Sparmaßnahmen hält das Unternehmen an seiner Ebitda-Marge von rund 21,5 Prozent fest – ein Zeichen der Stabilität, das Anleger beruhigen dürfte.

Zwischen Kostenfalle und Klimaziel

Ein nicht zu unterschätzender Faktor: Die hohen Energiepreise in Europa setzen die Chemiebranche weiter unter Druck. Symrise betreibt energieintensive Anlagen, deren Betrieb in Deutschland zunehmend teuer wird. Zwar investiert der Konzern in erneuerbare Energien und effizientere Verfahren, doch kurzfristig bleibt die Kostenbasis hoch.

Zudem wirkt die Branche zunehmend politisiert: Zölle auf Rohstoffe und Handelsstreitigkeiten mit China treffen Zulieferketten, die auf globale Vernetzung angewiesen sind. Symrise importiert viele Grundstoffe aus Asien – und muss nun mit längeren Lieferzeiten und höheren Preisen kalkulieren.

Die Strategie bis 2028: Weniger Volatilität, mehr Stabilität

Trotz des schwachen Jahres bleibt das Management optimistisch. Symrise will bis 2028 seine mittelfristigen Ziele beibehalten: durchschnittliches organisches Wachstum zwischen 5 und 7 Prozent, eine stabile Marge über 20 Prozent und nachhaltige Expansion in Zukunftsmärkten wie Pet Nutrition, Food Ingredients und Bioflavors.

Entscheidend wird sein, ob das Unternehmen den Spagat zwischen Sparen und Investieren schafft. Parisot setzt dabei auf Kontinuität und Innovation: „Wir werden unsere Strategie weiter umsetzen – Schritt für Schritt.“

An der Börse kam die Nachricht indes nicht gut an. Die Aktie verlor zeitweise rund 2 Prozent – ein Zeichen, dass Anleger zwar an Symrises Fundament glauben, aber kurzfristig kaum Wachstumsfantasie sehen.

Ein Konzern im Umbruch

Symrise steht für eine Industrie, die ihre Duftspur neu justieren muss. Der Wohlgeruch vergangener Jahre weicht der Realität einer globalen Konsumkrise. Parisot versucht, das Unternehmen robust durch die Flaute zu steuern – mit Kostendisziplin und strategischer Geduld.

Doch klar ist: Wenn die Welt weiter den Gürtel enger schnallt, hilft auch der beste Duftstoff nichts. Wachstum braucht Märkte, und die riechen derzeit nach Zurückhaltung.

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