Der Krieg in Sudan, der letztes Jahr im April in Khartum eskalierte, ist von einem unheilvollen Zusammenstoß zweier hochrangiger Generäle geprägt. Doch hinter dieser offenkundigen Konfrontation verbirgt sich ein Stellvertreterkrieg, der regionale Ambitionen widerspiegelt. Dieser Konflikt hat Millionen von Menschen vertrieben, eine Hungersnot ausgelöst und Menschenrechtsverletzungen unvorstellbaren Ausmaßes nach sich gezogen.
Verschiedene aufstrebende Mächte der Region, darunter auch Länder des Golfs, spielen eine Rolle in diesem Krieg. Die Verstrickung dieser Akteure in eine Vielzahl von Mediationsbemühungen erschwert die Entwirrung der Kriegsziele und dessen Lösung.
Ein Bericht von Amnesty International hat kürzlich enthüllt, dass Waffen und militärische Ausrüstung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der Türkei, China und Russland weit verbreitet sind. Hauptleidtragende sind die Zivilisten vor Ort.
Erst diesen Monat stellte die 'Integrated Food Security Phase Classification' fest, dass im Zamzam-Lager in Nord-Darfur Hungerbedingungen herrschen, die eine halbe Million Menschen betreffen. Menschen, die aus der belagerten Stadt El-Fasher geflohen sind, erleben nun erbarmungslose Angriffe. Ärzte ohne Grenzen berichteten, dass ein Krankenhaus zehnmal getroffen wurde und keine Nahrungsmittel- oder Medikamentenlieferungen die Stadt erreichen.
Fast alle Nachbarländer Sudans dienen als Durchgangsrouten für tödliche Güter. Laut Amnesty wird der Konflikt durch eine nahezu ungehinderte Waffenversorgung angeheizt.
Als die Kämpfe zwischen Sudans mächtigsten Generälen letztes Jahr ausbrachen, befürchtete man, dass regionale Mächte hineingezogen würden. Diese Befürchtung hat sich als tragisch wahr erwiesen. Trotz jahrzehntelangen Scheiterns verfügt Sudan über Ressourcen, die für andere Länder von Interesse sind: Gold, Ackerland, eine lange Nilstrecke und 750 Kilometer Küste am Roten Meer.
Die Unterstützung der verschiedenen Seiten ist komplex und schwer zuzuordnen. Ägypten und Saudi-Arabien stehen hinter den sudanesischen Streitkräften von Abdel Fattah al-Burhan. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Russland unterstützen die paramilitärischen Einheiten der Rapid Support Forces (RSF) unter Mohamed Hamdan Dagalo, bekannt als Hemeti.
General Burhan, der den sudanesischen Staat repräsentiert, wird von humanitären Organisationen beschuldigt, Nahrungsmittelhilfe zu blockieren und schwere Menschenrechtsverletzungen zu begehen. Die RSF wiederum wird als noch grausamer beschrieben, da sie angeblich wie eine Plünderungsmaschine operiert. Ein Sieg der RSF könnte Sudan in eine 'transnationale Söldnerunternehmung' verwandeln.
Die Vereinigten Arabischen Emirate bestreiten jegliche Unterstützung der RSF, obwohl unabhängige Experten anderes berichten. Während weltweit Kriege wie in Gaza und der Ukraine im Fokus stehen, erhält der Konflikt in Sudan weniger Aufmerksamkeit.
Eine entscheidende Wende ist nicht in Sicht. Burhans Truppen zogen sich aus Khartum nach Port Sudan zurück, während die RSF in Darfur verankert bleibt. Derweil ist Khartum hart umkämpft.
Trotz konkurrierender Mediationsinitiativen gab es bisher nur gebrochene Waffenruhen. Ein schwacher Hoffnungsschimmer existiert, da Sudans Regierung neueste Friedensgespräche in Genf vorbereitend zugestimmt hat.
Tragischerweise könnte sich dieser Krieg durch die komplexen Interessen der Beteiligten noch monatelang oder jahrelang hinziehen. Und noch tragischer ist die Aussicht, dass dies nicht der letzte seiner Art sein wird.