Ein Sommer ohne Glanz
Die Zahlen sind ernüchternd: 505 Millionen Euro Umsatz im zweiten Quartal bedeuten ein Minus von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch deutlicher fiel der Rückgang beim bereinigten operativen Gewinn aus – minus vier Prozent auf 149 Millionen Euro. Besonders der Bereich Digital & Dialog Media, lange Zeit Wachstumstreiber des Unternehmens, verlor spürbar an Schwung.
Co-Chef Christian Schmalzl räumte ein, dass die Sommermonate hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. An der Jahresprognose hält Ströer dennoch fest – auch wenn das Schwergewicht jetzt klar auf den letzten drei Monaten des Jahres liegt.
„Wir sind zuversichtlich und bestätigen unsere Prognose, allerdings mit stärkerem Fokus auf die Geschäftsentwicklung im vierten Quartal“, so Schmalzl.
Prognose auf der Kippe?
Im Geschäftsbericht für 2025 hatte Ströer ein organisches Umsatzwachstum in Höhe des Vorjahres von 6,4 Prozent angekündigt. Das bereinigte Ebitda sollte leicht über dieser Umsatzsteigerung liegen.
Diese Ziele bleiben offiziell bestehen – ob sie realistisch sind, hängt nun maßgeblich von einer deutlichen Belebung im Herbst- und Weihnachtsgeschäft ab.
Besonders kritisch ist die Entwicklung im Digitalbereich, der nicht nur konjunkturell, sondern auch strukturell unter Druck steht. Die Konkurrenz um Werbebudgets im Online-Sektor ist härter denn je, während klassische Außenwerbung zwar stabil läuft, aber keine großen Wachstumsimpulse liefern.
Außenwerbung im Umbruch
Ströer ist nach wie vor Marktführer in der Außenwerbung in Deutschland – von Plakatflächen an Bushaltestellen bis zu großformatigen Digital-Screens in Innenstädten.
Doch der Wettbewerb mit globalen Plattformen wie Google, Meta oder TikTok verschärft sich. Unternehmen verteilen ihre Budgets flexibler, messen die Wirksamkeit ihrer Kampagnen strenger und verschieben Mittel ins Performance-Marketing.
Für Ströer bedeutet das: Entweder gelingt es, den digitalen Arm zu stabilisieren und innovative Werbeformate anzubieten, oder die Abhängigkeit vom klassischen Geschäft wird wieder größer – mit allen Risiken, die ein veränderter Werbemarkt mit sich bringt.
Das vierte Quartal als Rettungsanker
Der Hoffnungsträger ist traditionell das Schlussquartal, in dem saisonal höhere Werbeausgaben anfallen. Ströer setzt darauf, dass Großkunden ihre Budgets ausschöpfen und Konsumkampagnen rund um Black Friday und Weihnachten für ein starkes Umsatzplus sorgen. Doch selbst ein kräftiger Endspurt muss den Rückstand aus dem Sommer erst einmal ausgleichen.
Der Druck ist hoch – nicht nur bei den Quartalszielen, sondern auch im Wettbewerb. Sollte die Erholung schwächer ausfallen als erhofft, könnte das Management gezwungen sein, die Prognose für 2025 im Nachhinein anzupassen.
Starker Jahresausklang oder Warnsignal?
Die nächsten Monate werden für Ströer zum Lackmustest. Gelingt es, den schwachen Sommer wettzumachen, wäre das ein Signal an Investoren, dass der Konzern auch in einem härteren Marktumfeld liefern kann. Scheitert der Endspurt, könnte 2025 zum Jahr werden, in dem Ströer erstmals seit Langem die eigenen Wachstumsziele verfehlt.
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