18. Mai, 2024

Wirtschaft

Steuerflucht der Superreichen: Ein tieferer Blick auf eine globale Herausforderung

Steuerflucht der Superreichen: Ein tieferer Blick auf eine globale Herausforderung

Die Debatte über die Besteuerung der ultrareichen Personen entfacht immer wieder heftiges politisches Feuer. Gabriel Zucman, ein renommierter Ökonom sowohl an der Pariser Wirtschaftsschule als auch an der University of California, Berkeley, hat sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt und liefert aufschlussreiche Einblicke.

Trotz der Bemühungen um mehr Transparenz in den vergangenen Jahren deckt Zucman auf, dass die Superreichen, insbesondere in westlichen Demokratien, häufig einen unverhältnismäßig kleinen Anteil ihres Einkommens versteuern. Während in den Niederlanden der durchschnittliche Bürger fast die Hälfte seines Einkommens abführt, entrichten Milliardäre beispielsweise nur einen Bruchteil davon. Die Diskrepanz erklärt sich teilweise durch das Einkommen, das nicht aus Gehältern, sondern aus Unternehmensanteilen und Vermögenswerten resultiert.

Multimilliardäre wie Amazon-Gründer Jeff Bezos, Berkshire Hathaway's Warren Buffett oder Tesla-Chef Elon Musk schöpfen ihren Reichtum primär aus ihren Unternehmensanteilen. Während Bezos ein relativ bescheidenes Jahresgehalt bezieht, ist sein Anteil an Amazon weit lukrativer. Die Unternehmen zahlen selten Dividenden, die besteuert würden, und reinvestieren ihre Gewinne stattdessen, was wiederum den Reichtum ihrer Aktionäre steigert.

Indes nutzen die Superreichen wie zum Beispiel Bernard Arnault, dessen Vermögen hauptsächlich in Aktien des Luxuskonglomerats LVMH gebunden ist, Konstrukte wie Holdinggesellschaften, um ihre Dividendeneinnahmen mit minimalem Steueraufwand zu optimieren. Die Vereinigten Staaten haben zudem sowohl die Unternehmens- als auch die Erbschaftssteuer in den letzten Jahrzehnten deutlich reduziert, was die Steuerlast der ultrareichen Amerikaner weiter vermindert hat.

Im Bestreben, eine gerechtere Steuerpolitik zu etablieren, steht die Sorge vor einer Abwanderung der Superreichen in Niedrigsteuerländer im Raum. Trotzdem schlägt Zucman eine weltweite Mindeststeuer auf die Einkommen von Milliardären vor. Eine solche Kooperation könnte zusätzliche Steuereinnahmen in Milliardenhöhe generieren und wäre ein Schritt, um Steuerflucht weniger attraktiv zu machen. Gegenwärtig gibt es positive Signale von einigen Ländern und selbst die USA unter Präsident Biden haben eine ähnliche Besteuerung der Superreichen vorgeschlagen.

Die Umsetzung einer Mindeststeuer birgt gewisse Schwierigkeiten, insbesondere bei der Bewertung von Vermögen, doch Zucmans Forschung zeigt auf, dass ein Großteil des Reichtums der US-Milliardäre in börsennotierte Unternehmen investiert ist, deren Wert relativ einfach zu bestimmen ist. Er plädiert dafür, dass nichtkooperierende Länder durch Überbesteuerung dazu angehalten werden sollten, dem Abkommen beizutreten, um die breite Teilnahme und damit die Wirksamkeit der Maßnahmen zu gewährleisten.

Letztendlich ist das Ziel des Vorschlags nicht das Erhöhen der Steuerlast für die obere Mittelschicht, sondern vielmehr der Versuch, eine extreme Minderheit von etwa 3.000 Individuen weltweit zu einer faireren Steuerbeteiligung heranzuziehen und somit einen Ausgleich in den sozialen Disparitäten liberaler Demokratien anzustreben.