Stabiles Wachstum dank Forschungshunger
Der Berliner Wissenschaftsverlag Springer Nature hat in den ersten neun Monaten 2025 bewiesen, dass Wissen ein Geschäft mit Zukunft ist. Der Umsatz stieg um 4,3 Prozent auf 1,43 Milliarden Euro, organisch sogar um 5,9 Prozent. Haupttreiber war das Kerngeschäft mit wissenschaftlichen Zeitschriften – ein Bereich, in dem der Konzern traditionell stark ist.
Noch beeindruckender fällt die Entwicklung beim operativen Ergebnis aus: Mit 408 Millionen Euro übertraf Springer Nature die Erwartungen der Analysten deutlich. Bereinigt um Sondereffekte lag das Plus sogar bei 9,9 Prozent. Der freie Barmittelzufluss stieg ebenfalls kräftig – um mehr als 100 Millionen Euro auf 175 Millionen Euro.
Das Management um CEO Frank Vrancken Peeters sieht sich bestätigt: Die im Sommer angehobene Jahresprognose bleibt bestehen. Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 1,93 und 1,96 Milliarden Euro sowie einem operativen Ergebnis (bereinigt) zwischen 540 und 560 Millionen Euro.

Forschung als Geschäftsmodell
Springer Nature verdient sein Geld vor allem dort, wo weltweit geforscht, publiziert und zitiert wird. Rund die Hälfte des Umsatzes entfällt auf wissenschaftliche Zeitschriften und Open-Access-Publikationen – also Studien, die frei zugänglich sind und deren Veröffentlichung von Forschungseinrichtungen oder Universitäten bezahlt wird.
Dieses Modell hat sich für Springer Nature zu einer stabilen Ertragsquelle entwickelt. Während klassische Medienhäuser mit sinkenden Auflagen kämpfen, wächst der Markt für wissenschaftliche Inhalte stetig weiter. Die Nachfrage nach seriösen, geprüften Publikationen nimmt in Zeiten von KI-generierten Texten und Desinformation sogar zu.
Zudem hat der Verlag früh auf digitale Vertriebskanäle gesetzt. Plattformen wie SpringerLink oder Nature.com gehören mittlerweile zu den meistgenutzten wissenschaftlichen Datenbanken weltweit.
Von Berlin in die Welt – ein globales Netzwerk
Springer Nature ist längst kein deutsches Verlagshaus mehr im klassischen Sinn. Mit Autoren und Forschungspartnern aus über 200 Ländern ist das Unternehmen internationaler als die meisten Wettbewerber. Die Gruppe profitiert direkt von der wachsenden Zahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen weltweit, die jährlich zweistellig zunimmt.
Auch geopolitische Spannungen oder Forschungseinschränkungen in einzelnen Regionen scheinen den Kurs kaum zu bremsen. Denn Forschung findet immer statt – und irgendwo auf der Welt wird immer publiziert.

Starke Bilanz – aber hoher Druck
Trotz aller Erfolge bleibt das Umfeld anspruchsvoll. Der Verlag steht im Wettbewerb mit digitalen Plattformen wie Elsevier, Wiley oder Open-Science-Portalen, die den Markt zunehmend fragmentieren. Hinzu kommen steigende Kosten für Personal, IT-Infrastruktur und die stetig wachsenden Datenmengen.
Für Anleger stellt sich daher die Frage, ob Springer Nature das hohe Tempo halten kann. Zwar ist der Verlag mit einem stabilen Cashflow und berechenbaren Erträgen attraktiv aufgestellt, doch der Markt bleibt dynamisch – und neue Wettbewerber drängen mit günstigeren Veröffentlichungsmodellen auf den Plan.
Zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
Springer Nature bewegt sich an einer sensiblen Schnittstelle: zwischen wissenschaftlicher Unabhängigkeit und ökonomischer Notwendigkeit. Die Balance zwischen freien Zugängen und profitablen Publikationsmodellen bleibt die zentrale Herausforderung.
Doch genau hier liegt auch die Stärke des Unternehmens: Als einer der wenigen globalen Player hat Springer Nature die Struktur und Reputation, um beides zu verbinden – akademische Glaubwürdigkeit und wirtschaftliche Stabilität.
Wissen als Konjunkturmotor
In einer Welt, in der Daten, Erkenntnis und Innovation die neuen Währungen sind, hat Springer Nature das richtige Geschäftsmodell zur richtigen Zeit. Forschung wächst, die Nachfrage nach Wissen ebenfalls – und wer den Zugang dazu kontrolliert, verdient prächtig.
Springer Nature steht damit exemplarisch für eine Branche, die oft im Hintergrund wirkt, aber fundamentaler ist denn je: die Ökonomie des Wissens.


