Banken als Kurstreiber
Mit fast 30 Prozent Plus seit Jahresbeginn gehört der spanische Leitindex Ibex 35 zu den stärksten Börsen in Europa. Vor allem die heimischen Banken ziehen den Index nach oben.
Der Sektor macht knapp 37 Prozent der Gewichtung aus – mehr als in jedem anderen großen EU-Markt. BBVA treibt mit dem milliardenschweren Übernahmeangebot für die Banco Sabadell die Konsolidierung voran, die den Markt langfristig stabilisieren könnte.

Wirtschaftswunder auf Zeit?
Das spanische Bruttoinlandsprodukt legte in den vergangenen drei Jahren um fast neun Prozent zu. Zum Vergleich: Die Euro-Zone schaffte gerade einmal drei Prozent, Deutschland schrumpfte sogar leicht.
Treiber sind die Milliardenhilfen aus dem EU-Wiederaufbaufonds – bis 2026 wird Madrid rund 150 Milliarden Euro daraus erhalten. Doch die Frage bleibt, was passiert, wenn diese Quelle versiegt.

Tourismus als Wachstumsmotor
Der Fremdenverkehr boomt wie nie: 93,8 Millionen Touristen kamen 2024 nach Spanien – ein Rekordwert. Der Sektor trägt 13 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei.
Gleichzeitig wächst die Kritik in den Regionen: Auf den Balearen und den Kanaren klagen Bewohner über steigende Lebenshaltungskosten, Wasserknappheit und Mietexplosionen. Das Tourismusmodell steht auf dem Prüfstand.
Energiekosten als Standortvorteil
Spanische Unternehmen profitieren von deutlich niedrigeren Strompreisen als in Deutschland – rund zwei Drittel weniger. Möglich machen das Sonne, Wind und Atomkraft, die drei Viertel des Stroms liefern.
Zudem sichert Flüssigerdgas aus den USA und Algerien die Versorgung. Diese günstigen Rahmenbedingungen verschaffen der Industrie einen Vorsprung im europäischen Wettbewerb.
Anlegerfokus: Bewertung und Dividenden
Trotz Kursrally bleibt der Ibex 35 vergleichsweise günstig bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 12,9, die Dividendenrendite bei 4,1 Prozent – mehr als im DAX. Für Investoren, die gezielt auf Spanien setzen wollen, bieten sich spezialisierte ETFs wie der Xtrackers Spain von DWS an.
Spaniens Börse ist zurück auf der Landkarte der internationalen Investoren. Doch das Wachstum steht auf wackligem Fundament: Tourismus und EU-Milliarden sind keine Dauerlösung, und die Abhängigkeit vom Bankensektor birgt Risiken. Wer einsteigt, sollte die Sonnenseite genießen – aber auch die Schatten nicht übersehen.
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