SoftBank-Chef Masayoshi Son ist für seine großen Wetten bekannt – diesmal geht es um eine besonders riskante. Der japanische Technologiekonzern verhandelt laut Bloomberg mit internationalen Banken über ein Margin-Darlehen im Umfang von fünf Milliarden US-Dollar, besichert mit Anteilen seiner Tochter Arm Holdings.
Das Ziel: mehr Kapital für Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) – konkret auch für mögliche Beteiligungen an OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT. Für Son ist das die Zukunft. Für die Märkte ist es ein Drahtseilakt.
Die Wette auf die Zukunft
Masayoshi Son hat sich klar positioniert: KI soll die neue Grundlage des SoftBank-Imperiums werden. „Alles, was wir tun, wird von Künstlicher Intelligenz angetrieben sein“, sagte er zuletzt auf einer Investorenkonferenz in Tokio.
Doch der Enthusiasmus kostet. Nach mehreren verlustreichen Jahren im Vision Fund und milliardenschweren Abschreibungen braucht SoftBank frisches Kapital. Das geplante Darlehen soll genau diese Lücke schließen – und zugleich den Einstieg in neue, potenziell explosive Wachstumsfelder ermöglichen.
Nach Informationen von Bloomberg könnten bis zu 40 Milliarden US-Dollar an Investitionen in KI-Start-ups folgen – allen voran OpenAI.
Arm als Sicherheit: Ein riskanter Pfand
Dass SoftBank ausgerechnet Arm-Aktien als Sicherheit anbietet, sorgt für Aufsehen. Der britische Chipentwickler gilt als Kronjuwel des Konzerns – und war einer der erfolgreichsten Börsengänge des vergangenen Jahres.
Seit Jahresbeginn hat die Arm-Aktie an der Nasdaq fast 40 Prozent zugelegt, angetrieben von der Hoffnung auf einen Boom bei KI-Chips. Arm entwickelt derzeit eigene Prozessoren, die ab 2025 in Serie produziert werden sollen – ein strategischer Kurswechsel, der das Unternehmen in direkte Konkurrenz zu Branchenriesen wie NVIDIA und AMD bringt.
Doch die Idee, diese Anteile zu verpfänden, weckt Erinnerungen an SoftBanks alte Schwäche: den Hang zu maximalem Risiko. Schon in der Vergangenheit hatte Son wiederholt Anteile an Beteiligungen als Sicherheit für Kredite hinterlegt – und damit das Konzerngefüge unter Spannung gesetzt.
Anleger bleiben skeptisch
An der Börse kam die Nachricht nicht gut an. Die SoftBank-Aktie fiel am Freitag in Tokio um 3,1 Prozent auf 22.245 Yen. Analysten befürchten, dass Son die finanziellen Spielräume zu sehr ausreizt.
„Das ist ein klassischer Son-Move: große Vision, hohes Risiko“, kommentierte ein Analyst von Nomura Securities. „Er denkt in Dekaden, nicht in Quartalen – aber die Märkte tun das nicht.“
Auch wenn die Ertragskraft von Arm solide bleibt, birgt ein solcher Kredit ein doppeltes Risiko: Fällt der Kurs der Arm-Aktie, könnte SoftBank gezwungen sein, zusätzliche Sicherheiten zu hinterlegen – oder Anteile zu verkaufen.

KI als Heilsversprechen – und Gefahr
Son selbst sieht in KI den „größten technologischen Umbruch seit der Erfindung des Internets“.
SoftBank hat in den letzten Monaten massiv in KI-nahe Projekte investiert, darunter Cloud-Architekturen, Dateninfrastruktur und Start-ups im Bereich Robotik.
Doch der Markt ist inzwischen härter geworden. NVIDIA dominiert den KI-Chipsektor, Microsoft und Google kontrollieren die Plattformökonomie – SoftBank bleibt vorerst ein Kapitalgeber, kein Produzent.
Die geplante Expansion von Arm in die eigene Chipproduktion soll das ändern. Doch der Schritt ist teuer – und könnte sich als strategische Zäsur erweisen: vom Lizenzmodell hin zur Hochrisikofertigung.
Zwischen Vision und Verschuldung
Masayoshi Son will SoftBank wieder zum globalen Technologieführer machen – koste es, was es wolle.
Sein Problem: Der Markt glaubt ihm nicht blind.
Während Arm als strahlende Zukunftsmarke glänzt, droht der Konzernmutter SoftBank erneut die alte Schwäche – zu viel Hebel, zu wenig Kontrolle.
Die Frage ist daher weniger, ob Son den richtigen Riecher für KI hat – sondern, ob er die Geduld hat, das Spiel durchzuhalten.
