15. November, 2025

Politik

Söders Kampfansage vor dem Koalitionsgipfel

Kurz vor dem Treffen von Union und SPD erhöht Markus Söder massiv den Druck. Es geht um nichts weniger als die Frage, ob Deutschland seine industrielle Basis behält – oder sehenden Auges verliert.

Söders Kampfansage vor dem Koalitionsgipfel
Vor dem Koalitionsgipfel warnt Markus Söder vor einem „wirtschaftlichen Infarkt“ und fordert einen Industriestrompreis sowie neue Gaskraftwerke im Süden – ein weiterer Beleg dafür, wie sehr die Energiepolitik zum entscheidenden Konfliktfeld der deutschen Standortdebatte geworden ist.

Der Ton ist scharf, die Botschaft unmissverständlich: Markus Söder warnt vor einem „wirtschaftlichen Infarkt“, sollte die Bundesregierung die Energiepolitik nicht rasch neu ausrichten. Nur wenige Stunden vor dem Koalitionsausschuss zeichnet der bayerische Ministerpräsident ein Bild, das die politischen Spitzen im Berliner Regierungsviertel kaum ignorieren können. Die Energiepreise, sagt Söder, seien nicht länger nur ein Kostenthema – sie seien zur Systemfrage geworden.

Söders zentrale Forderung: Energie muss billiger werden

Sein Argument ist simpel und dennoch explosiv: Deutsche Industrie wandert ab, wenn Energie dauerhaft teurer bleibt als bei der internationalen Konkurrenz. Und die Zahlen geben ihm zumindest teilweise recht – energieintensive Branchen verlieren seit Monaten an Boden, während Investitionen in den USA und Asien steigen.

„Nur mit einer günstigeren Energieversorgung gelingt es uns, Arbeitsplätze und Industriebetriebe im Land zu halten“, sagt Söder. Was sich wie eine Floskel anhört, ist für ihn ein politischer Prüfstein. Er fordert einen Industriestrompreis – einen staatlichen Deckel, der vor allem Mittelständler und Schwerindustrie entlasten soll.

Sein zweiter Punkt: neue Gaskraftwerke, aber bitte an der richtigen Stelle. In Süddeutschland. „Dort schlägt das wirtschaftliche Herz Deutschlands“, sagt er. Wer das übersehe, riskiere einen „wirtschaftlichen Infarkt“.

Ein markiges Bild – aber eines, das den Nerv vieler Unternehmer trifft, die zwischen hohen Stromkosten und Standortunsicherheiten aufgerieben werden.

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Der Süden drückt, Berlin zögert

Bayern und Baden-Württemberg treiben den Ausbau erneuerbarer Energien voran, doch gleichzeitig wächst der Energiehunger der Betriebe. Windkraft und Photovoltaik reichen nicht aus, um die Spitzenlast zu decken. Das ist der Kern von Söders Argument: Ohne flexible, verlässliche Gaskraftwerke bleibt der Süden verwundbar.

Dass Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) neue Kraftwerke plant, reicht ihm nicht – er will sie geografisch festgelegt sehen. Für andere Bundesländer klingt das wie bayerische Besitzstandswahrung. Für Söder ist es Standortpolitik.

Der Streit um das Verbrenner-Aus – Symbol und Zankpunkt zugleich

Neben der Energiefrage richtet Söder seinen Blick auf das nächste Riesenthema: das EU-weite Verbrenner-Aus ab 2035. Die SPD solle einlenken und die Regelung stoppen, fordert er. Zwar betonen CDU und CSU, man unterstütze Elektromobilität. Gleichzeitig brauche die Autobranche aber „mehr Freiheit und Technologieoffenheit“.

Stripe bereitet Mega-Börsengang vor – erstmals erhalten auch Privatanleger Zugang
Der geplante Börsengang des Zahlungsdienstleisters Stripe könnte einer der größten Tech-IPOs der vergangenen Jahre werden. Das 2010 gegründete Fintech gilt als zentrale Infrastruktur im globalen Online-Zahlungsverkehr und verarbeitet Zahlungen für Konzerne wie Amazon, Shopify oder Spotify. Vor dem Börsendebüt wird Stripe aktuell mit 80 bis 90 Milliarden US-Dollar bewertet – ein Volumen, das in eine Liga mit Meta, Alphabet oder Airbnb führt.

Das Argument ist nicht neu, aber es gewinnt an Schärfe: Während chinesische Hersteller bei E-Autos den Markt aufrollen und die USA mit massiven Subventionen locken, kämpft die deutsche Autoindustrie um ihr altes Selbstverständnis.

Für Söder ist die Schlussfolgerung klar: Ohne Verbrenner über 2035 hinaus werde die „Lebensader der Wirtschaft“ geschwächt. Ein Argument, das im Süden – von München bis Stuttgart – gut ankommt.

Spahn erhöht den Druck – und die Erwartungen

Unterstützung bekommt Söder von Jens Spahn. Der Unionsfraktionschef kündigt vor dem Gipfel „konkrete Beschlüsse“ an. Industriestrompreis, neue Gaskraftwerke, Entlastung für Mittelstand und energieintensive Unternehmen – Spahn nennt all das, was die SPD bislang bremst oder nur zögerlich unterstützt.

Seine Botschaft: Jetzt oder nie.

Für die SPD bedeutet das: Sie muss am Abend liefern oder erklären, warum sie sich einer Entlastung verweigert, die sowohl von Wirtschaft als auch Opposition gefordert wird.

Ein Koalitionsausschuss, der mehr klären muss als Zahlen

Wenn sich Union und SPD am Abend treffen, geht es nicht nur um Instrumente zur Konjunkturbelebung. Es geht um Glaubwürdigkeit. Um die Frage, ob Deutschland bereit ist, seine industrielle Basis aktiv zu schützen – oder ob ideologische Gräben größer sind als die wirtschaftliche Realität.

Die politische Lage ist so angespannt wie selten. Die konjunkturelle Schwäche trifft ein Land, das sich seit Jahren mit Reformen schwertut. Der Koalitionsausschuss ist deshalb nicht nur eine Routine-Sitzung. Er ist ein Belastungstest.

Das stärkste Signal kommt aus München – nicht aus Berlin

Während Berlin abwägt, rechnet und vertagt, nutzt Markus Söder die Bühne. Laut, hart und mit klaren Forderungen. Ob man sie teilt oder nicht: Er setzt die Themen, die heute Abend auf dem Tisch liegen. Und er zwingt die SPD, Farbe zu bekennen.

Am Ende dieses Tages wird Deutschland zwar keinen neuen Wirtschaftskurs haben. Aber es wird klarer sein, wer in dieser Krise gestalten kann – und wer im eigenen Koalitionskorsett stecken bleibt.

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