Sixt steigt mit vollen Kofferräumen aus dem Sommergeschäft – aber an der Börse reicht selbst ein stabiler Gewinnsprung nicht, um die Stimmung zu heben. Der Münchner Autovermieter meldet für das dritte Quartal solide Zahlen, warnt jedoch vor einem geringeren Umsatzanstieg im Gesamtjahr. Ein Detail, das ausreichte, um die Aktie in den roten Bereich zu drücken.
Während der Vorsteuergewinn im traditionell stärksten Quartal zulegte, dämpft die neue Umsatzprognose Erwartungen: 6 statt der bislang möglichen 10 Prozent Wachstum – ein klarer Hinweis darauf, wie eng der Markt inzwischen getaktet ist.

Gewinn stabil, Nachfrage ordentlich – aber das Umsatzband wird enger
Im Zeitraum Juli bis September erzielte Sixt einen Umsatz von 1,32 Milliarden Euro, ein Plus von 6,6 Prozent. Währungsbereinigt wäre das Ergebnis stärker ausgefallen, denn der schwächere US-Dollar schob gegen. Vor Steuern erwirtschaftete das Unternehmen 258 Millionen Euro, rund fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Unter dem Strich bleiben 181,5 Millionen Euro Nettogewinn.
Damit bestätigt Sixt seine Position als einer der profitabelsten Autovermieter weltweit – doch der Markt reagiert zunehmend empfindlich auf jede Art von Prognoseanpassung.
Für das Gesamtjahr rechnet das Management nun mit einem Umsatzanstieg von etwa 6 Prozent auf 4,25 Milliarden Euro. Damit liegt das Wachstum am unteren Ende der bisherigen Spanne. Die operative Marge vor Steuern soll jedoch weiterhin bei rund 10 Prozent bleiben – ein selten gewordenes Versprechen in einer Branche, die seit Jahren mit Kostendruck, Preisschwankungen und politischer Unsicherheit kämpft.
USA im Blick: Neustart nach Stillstand
Der kritische Faktor liegt ausgerechnet in einem der wichtigsten Wachstumsmärkte: den USA. Der dortige Regierungsstillstand hatte sich monatelang wie ein Bremsklotz auf die Nachfrage gelegt. Erst jetzt beginnt sich die Lage zu normalisieren – ein Effekt, der im Zahlenwerk des abgelaufenen Quartals noch kaum sichtbar ist.
Europa und die USA zeigten zuletzt steigende Buchungszahlen, und besonders im Premiumsegment legt Sixt weiter zu. 55 Prozent der gesamten Flotte bestehen mittlerweile aus höherpreisigen Modellen – ein Wert, der das Geschäftsmodell erklärt: weniger Masse, mehr Marge.
Flotte wächst – aber strikt nach Nachfrage
Finanzchef Franz Weinberger betont, Sixt halte an seiner Strategie fest: Die Flotte soll nur so weit ausgeweitet werden, wie die Nachfrage es rechtfertigt. Der operative Vorteil liegt klar auf der Hand: knappe, gut ausgelastete Kapazitäten stabilisieren die Durchschnittspreise, gerade bei Premiumfahrzeugen.

Im dritten Quartal umfasste die Flotte im Schnitt 223.000 Fahrzeuge – ein Plus von gut acht Prozent im Jahresvergleich. Die wachsende Kapazität bleibt damit kontrolliert, nicht aggressiv. Eine Entscheidung, die Investoren in unsicheren Zeiten eher beruhigt als beunruhigt.
Anleger bleiben skeptisch – trotz solider Zahlen
Die Sixt-Aktie startete zunächst leicht im Plus in den Handelstag, fiel jedoch schnell ins Minus. Zuletzt notierte das Papier rund 1,5 Prozent tiefer bei 75 Euro. Seit Jahresbeginn bleibt damit ein kleines Minus bestehen – weit entfernt vom Juli-Hoch von knapp 99 Euro.
Analysten wie Constantin Hesse (Jefferies) sprechen von „soliden Ergebnissen“ angesichts eines schwierigen makroökonomischen Umfelds. Die Bestätigung des Ausblicks sei ein stabilisierender Faktor. Trotzdem wirkt der Markt nervöser als früher: Selbst leichte Abwärtskorrekturen im Umsatzband führen inzwischen zu deutlichen Kursreaktionen.
Ein starkes Quartal – und ein warnender Unterton
Sixt präsentiert ein Ergebnis, das zwei Botschaften enthält: Das operative Geschäft funktioniert, die Profitabilität bleibt beeindruckend stabil – aber die Risiken sind nicht verschwunden. Politische Unsicherheiten, Wechselkursschwankungen und ein volatiler US-Markt prägen die kommenden Monate.
Der Autovermieter will an seiner Premiumstrategie festhalten und setzt für 2026 weiter auf eine „knapp gesteuerte Flotte“. Damit setzt Sixt auf Disziplin statt Expansion – ein Ansatz, der in dieser Marktphase klug wirkt, aber den Druck erhöht, die hohen Durchschnittspreise dauerhaft durchzusetzen.
Am Ende steht ein Unternehmen, das gut verdient, aber sensibler geworden ist. Und ein Markt, der Sixt zuhört – aber ab sofort genauer hinhört als je zuvor.


