Siemens löst Beteiligungen auf und erzielt Rekorderlöse
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Siemens seine Beteiligungsstruktur kräftig umgebaut. Aus dem Verkauf von Anteilen an Siemens Healthineers und Siemens Energy flossen insgesamt mehr als sechs Milliarden Euro.
Allein der jüngste Schritt bei Healthineers brachte 3,7 Milliarden Euro ein. Siemens reduzierte seinen Anteil um sieben Prozent – und erzielte daraus einen Gewinn von 2,4 Milliarden Euro. Die Transaktion ist ein weiterer Schritt in einem Prozess, der das Verhältnis zwischen Mutterkonzern und Medizintechniktochter neu definiert.
Bei Siemens Energy veräußerte der Konzern Anteile im Umfang von sieben Prozentpunkten und nahm weitere 2,75 Milliarden Euro ein. Der daraus resultierende Gewinn liegt bei 2,18 Milliarden Euro.
Das Geld fließt in US-Zukäufe – und in eine neue Kapitalstrategie
Finanzvorstand Ralf Thomas hatte die Verkäufe bereits als notwendigen Baustein zur Finanzierung der US-Akquisitionen Altair und Dormatics angekündigt. Die Beteiligungsreduktion ist damit weniger ein finanzieller Befreiungsschlag, sondern ein gezielter Schritt, um die Softwarekompetenz des Konzerns auszubauen.
Siemens legt damit die Priorität klar auf digitale Industrien und verschiebt Kapital aus historisch gewachsenen Beteiligungen in Geschäfte mit langfristig höheren Margen.
Healthineers wird zur normalen Beteiligung – und soll weiter schrumpfen
Die Entflechtung von Healthineers gewinnt Geschwindigkeit. Der Anteil ist seit Oktober von 69 auf rund 67 Prozent gefallen; in den kommenden Monaten soll er auf 60 Prozent sinken.
Bemerkenswert ist der nächste Schritt: Siemens plant, weitere 30 Prozent der Aktien direkt an die eigenen Anteilseigner abzugeben. Die operative Verantwortung für Healthineers wird damit endgültig in Richtung eigener Kapitalmarktstruktur verschoben.
Der Schritt ist strategisch konsequent. Healthineers ist längst stark genug, um eigenständig zu agieren. Für Siemens bedeutet eine schlankere Beteiligung zudem: weniger Kapitalbindung, mehr Flexibilität.
Siemens Energy profitiert vom Börsenaufschwung – trotz sinkendem Anteil
Obwohl Siemens seinen Anteil an Siemens Energy weiter reduziert hat, steigt der Wert der Restbeteiligung drastisch. Die verbliebenen zehn Prozent stehen Ende September mit 8,68 Milliarden Euro in den Büchern – fast doppelt so viel wie der Wert der früheren 17 Prozent im Jahr zuvor.
Der Grund: der rasante Kursanstieg der Energie-Tochter. Siemens profitiert also trotz Rückzug von der Erholung, ohne operatives Risiko tragen zu müssen.
Da Energy inzwischen als reine Finanzbeteiligung gilt, werden Wertveränderungen erfolgsneutral verbucht – ein Detail, das das Ergebnis glättet, aber die Substanz im Konzern stärkt.
Ein Konzern, der Kapital verschiebt – und Spielräume zurückgewinnt
Siemens verfolgt eine klare Linie: Kapital soll dort arbeiten, wo strategische Kontrolle sinnvoll ist und Wachstumsaussichten überzeugend sind. Healthineers und Energy erfüllen diese Voraussetzung nur noch eingeschränkt.
Mit den Milliardenerlösen und den steigenden Buchwerten der Restanteile schafft sich der Konzern zusätzliche Beweglichkeit – sowohl für Übernahmen als auch für strukturelle Anpassungen.
Die Verkäufe markieren daher keine Schwächung, sondern eine strategische Konzentration. Siemens sortiert sein Portfolio, um sich in der digitalen Industrie weiter an die Spitze zu setzen – und nutzt die Kapitalmärkte in einem Moment, der für Verkäufer kaum günstiger sein könnte.

