Ein Übergangsjahr mit angezogener Handbremse
Schott Pharma startet verhalten in das neue Geschäftsjahr 2025/26. Was der Markt als Fortsetzung eines Wachstumskurses erwartet hatte, beschreibt das Unternehmen selbst als Übergangsphase. „Wir bewegen uns in einem herausfordernden Marktumfeld und bereiten die nächste Wachstumsphase vor“, sagt CEO Andreas Reisse. Das klingt nach Vorsicht – und nach einer Realität, die sich nicht mit den bisherigen Erwartungen deckt.
Investoren reagierten prompt: Die Aktie gab nachbörslich spürbar nach.
Die Prognose fällt deutlich schwächer aus als erhofft
Das Unternehmen erwartet für das seit Oktober laufende Geschäftsjahr lediglich ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum zwischen zwei und fünf Prozent. Die Ebitda-Marge soll bei rund 27 Prozent liegen.
Damit bleibt Schott Pharma klar unter den Analystenschätzungen:
- erwartet wurden über acht Prozent Umsatzplus,
- sowie eine operative Marge nahe 29 Prozent.
Für ein Unternehmen, das seit dem Börsengang zu den viel beachteten Wachstumswerten im Pharmazuliefersegment zählt, ist das ein Bruch mit dem bisherigen Trend.

Die mittelfristigen Ziele werden spürbar nach unten korrigiert
Noch deutlicher ist der Einschnitt im mehrjährigen Ausblick. Zuletzt hatte Schott Pharma ein jährliches Umsatzwachstum von mehr als zehn Prozent sowie eine Marge im niedrigen 30er-Bereich in Aussicht gestellt.
Nun steht dort ein deutlich vorsichtigerer Plan:
- 6 bis 8 Prozent Umsatzwachstum pro Jahr bis 2029,
- eine Marge, die sich erst in Richtung 30 Prozent bewegen soll – nicht darüber hinaus.
Damit verabschiedet sich der Konzern vorerst von seinem ambitionierten Aufwärtspfad. Der neue Ausblick ist ein Signal, dass der Markt für pharmazeutische Primärverpackungen und Injektionssysteme schwieriger geworden ist, und dass die Branche nach dem Pandemie-Boom in eine Phase normalisierter Nachfrage eintritt.
Die Branche sortiert sich neu – Schott Pharma muss durchhalten
Der Abschwung der Impfstoffnachfrage, der Aufbau von Überkapazitäten bei Kunden und der anhaltende Preisdruck im Pharmasektor belasten das Geschäft. Schott Pharma reagiert mit Kostendisziplin und selektiveren Investitionen.
Dass das Unternehmen dennoch an zweistelligem Wachstum mittelfristig festhalten wollte, hatte den Kurs getragen. Mit der nun vorsichtigeren Planung wird die Bewertung wieder stärker an operative Realität und Marktvolatilität gekoppelt.
Der Konzern schwächt Erwartungen – bleibt aber langfristig zuversichtlich
Auch wenn die Korrekturen scharf wirken, sind sie kein Strategiewechsel. Der Konzern betont, dass die strukturelle Nachfrage nach hochwertigen Verpackungs- und Injektionslösungen intakt bleibe. Neue Produktionslinien, Innovationen bei vorgefüllten Spritzen und der Ausbau globaler Kapazitäten sollen ab 2027 wieder für Schwung sorgen.
Kurzfristig aber ist klar: Schott Pharma muss durch ein engeres Tal, bevor der nächste Wachstumszyklus beginnt.


