23. Oktober, 2025

Quartalszahlen

Sartorius trotzt der Flaute – Laborzulieferer wächst zweistellig und präzisiert Prognose

Der Göttinger Biotech-Zulieferer legt nach neun Monaten deutlich zu: Umsatz, Gewinn und Margen steigen kräftig, obwohl viele Kunden weiter Investitionen verschieben. Nun wagt das Management um CEO Michael Grosse eine präzisere Prognose – und sendet ein klares Signal an den Markt.

Sartorius trotzt der Flaute – Laborzulieferer wächst zweistellig und präzisiert Prognose
Starkes Quartal trotz Gegenwind: Sartorius steigert Umsatz und Gewinn – und trotzt damit der Investitionszurückhaltung vieler Pharmakunden.

Wachstum gegen den Trend

Während weite Teile der Pharmabranche nach den Pandemie-Boomjahren in eine Phase der Zurückhaltung eingetreten sind, liefert Sartorius ein anderes Bild. Der Labor- und Biotechnologieausrüster steigerte in den ersten neun Monaten 2025 seinen Umsatz um 7,5 Prozent auf 2,61 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (Ebitda) legte um 12,8 Prozent auf 774 Millionen Euro zu.

Noch deutlicher fiel der Nettogewinn aus, der um 17 Prozent auf 244 Millionen Euro zulegte – ein starkes Zeichen in einem von Kostendruck und verhaltenen Investitionen geprägten Marktumfeld.

„Die Entwicklung im bisherigen Jahresverlauf stimmt uns sehr positiv“, erklärte Vorstandschef Michael Grosse. Der Haupttreiber bleibe das margenstarke Geschäft mit Verbrauchsmaterialien – also Einwegprodukte, Filter und Reagenzien, die Labore und Pharmafirmen regelmäßig benötigen.

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Verbrauchsmaterialien als Konjunkturpuffer

Gerade dieser Bereich verschafft Sartorius Stabilität. Während Kunden bei großen Investitionen – etwa in Anlagen oder Geräte – weiter zögern, läuft das Alltagsgeschäft mit Verbrauchsartikeln robust. Hier profitiert der Konzern von der fortschreitenden Spezialisierung in der Biopharmaforschung und dem Trend zu kleineren, flexiblen Produktionsprozessen.

Die operative Marge blieb mit knapp über 29,5 Prozent auf hohem Niveau, trotz ungünstiger Wechselkurse. Das zeigt: Effizienz und Skaleneffekte wirken.

„Volumen-, Produktmix- und Skaleneffekte haben negative Währungseinflüsse mehr als ausgeglichen“, so das Management.

Hinter dieser nüchternen Bilanz steckt ein entscheidender Punkt: Sartorius kann seine Preissetzungsmacht behaupten – ein seltener Vorteil in der aktuellen Industriephase.

Göttinger Präzision bei der Prognose

Nach Jahren der vorsichtigen Formulierungen wird der Konzern nun etwas konkreter. Statt eines breiten Korridors von sechs Prozent Wachstum „plus/minus zwei Prozentpunkte“ peilt Sartorius für das Gesamtjahr rund sieben Prozent Umsatzsteigerung an – bei einer Ebitda-Marge von etwas über 29,5 Prozent.
Das mag nach einer Kleinigkeit klingen, doch in der Sprache der Finanzmärkte ist es ein klares Zeichen: Das Management traut sich wieder mehr zu.

Für Anleger ist das eine willkommene Botschaft. Denn zuletzt stand Sartorius, wie viele Laborausrüster, unter Druck. Die Nachfrage der Pharmaindustrie, insbesondere aus den USA, blieb gedämpft, während steigende Zinsen Investitionen bremsten. Dass der Konzern dennoch zweistellig zulegen konnte, spricht für seine operative Stärke.

Nach dem Boom: Normalisierung mit Rückenwind

Sartorius hatte während der Corona-Pandemie einen historischen Aufschwung erlebt. Die Nachfrage nach Laborbedarf und Biotech-Ausrüstung explodierte – und mit ihr der Aktienkurs. Nach der Normalisierung des Marktes folgte jedoch die Ernüchterung: sinkende Margen, Lagerbestände bei Kunden, Kursverluste.
Der aktuelle Bericht zeigt nun: Sartorius hat sich stabilisiert. Das Wachstum ist zurück – weniger spektakulär, aber nachhaltiger.

Vor allem die Integration neuer Technologien und der Ausbau des Produktportfolios wirken. Auch die 2023 eingeleitete Effizienzoffensive zahlt sich offenbar aus. Der Konzern hat seine Lieferketten gestrafft, den Einkauf zentralisiert und Investitionen gezielter gesteuert.

Investoren atmen auf

An der Börse kam die Nachricht gut an. Analysten sehen in den neuen Zahlen ein Zeichen, dass die Durststrecke vorbei sein könnte. „Sartorius profitiert von einer Kombination aus Kostendisziplin, operativer Stärke und stabilem Verbrauchsgeschäft“, heißt es aus Analystenkreisen.

Die Aktie, die seit 2022 stark unter Druck stand, könnte damit vor einer Neubewertung stehen – vorausgesetzt, die angekündigten Verbesserungen bestätigen sich in den nächsten Quartalen.

Blick nach vorn

Sartorius bleibt damit einer der wichtigsten europäischen Player in der Biotechnologie-Infrastruktur. Das Unternehmen profitiert langfristig von Megatrends wie alternder Bevölkerung, personalisierter Medizin und wachsender Arzneimittelnachfrage.

Doch Herausforderungen bleiben: Die Abhängigkeit von wenigen Großkunden, der Preisdruck in Asien und die anhaltende Unsicherheit über regulatorische Vorgaben in der EU.

Vorstandschef Grosse gibt sich dennoch zuversichtlich: „Wir haben in den letzten Quartalen gezeigt, dass unser Geschäftsmodell auch in schwierigeren Zeiten trägt.“ Das ist nicht nur Selbstbewusstsein – es ist eine Botschaft an Investoren, die nach Verlässlichkeit suchen.

Ein Konzern auf Kurs

Sartorius steht damit an einem Wendepunkt: Der Pandemieboom ist Geschichte, aber die strukturelle Stärke bleibt. In einem Umfeld aus Unsicherheit, steigenden Zinsen und schwächelnder Nachfrage beweist der Göttinger Konzern, dass solides Wachstum auch ohne Euphorie möglich ist.

Manchmal ist es eben die unspektakuläre Konstanz, die am Ende am meisten beeindruckt.

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