Celonis kennt keine Zurückhaltung. Während der Softwarekonzern mit SAP um Marktanteile, Prozessdaten und Glaubwürdigkeit ringt, verkündet das Münchner Start-up eine Personalentscheidung, die in Walldorf für Unruhe sorgen dürfte.
Ausgerechnet Dilip Khandelwal, langjähriger Topmanager bei SAP und zuletzt in leitender Tech-Position bei der Deutschen Bank, wird Chief Customer Officer (CCO) von Celonis. Seine Mission: die globale Expansion vorantreiben – und SAP Kunden abluchsen.
SAP-Veteran mit Mission in Indien
Khandelwal ist kein Unbekannter. Der Tech-Veteran führte einst die SAP Labs India, kennt die Strukturen, Denkweisen und Schwächen des einstigen Partners Celonis genau.
Dass er nun die Kundenseite bei Celonis übernimmt, ist ein Affront mit Ansage. Und strategisch geschickt: Celonis setzt mit dem neuen CCO gezielt auf den wachstumsstarken indischen Markt.
Khandelwal wird nicht nur CCO, sondern zugleich Vorsitzender des India Advisory Boards. Der Konzern sieht Indien als künftigen Treiber für Innovation und Umsatz – der Standort Bengaluru wird gezielt ausgebaut.

Von der Garage zur globalen Offensive
Die sogenannte "Celonis Garage", ein Innovation Hub in Bengaluru, ist erst der Anfang. Mit massiven Investitionen und gezielter Personalpolitik treibt das Unternehmen seine Expansion voran.
Die Strategie: globale Skalierung durch lokale Verankerung. Khandelwal, mit Erfahrung im Aufbau globaler Tech-Zentren, soll das Tempo vorgeben. Und er bringt mehr mit als SAP-Know-how: Als Angel-Investor von über 70 Start-ups und Gründungsmitglied der Plaksha University kennt er auch das unternehmerische Denken.
Rechtsstreit als Kulisse – Kampf um das Process-Mining-Terrain
Während die Ernennung Schlagzeilen macht, läuft im Hintergrund der juristische Schlagabtausch zwischen SAP und Celonis weiter. In den USA konnte SAP kürzlich einen Teilerfolg verbuchen.
Es geht um Wettbewerbsmethoden, Datenabgriff und um die Vorherrschaft im milliardenschweren Markt für Process Mining. Dieser Bereich, früher ein Nischenthema, ist inzwischen ein Schlüssel zur KI-gestützten Effizienzsteigerung in Unternehmen.
Microsoft, SAP und Celonis liefern sich ein Rennen um die besten Tools und Kunden. Die Khandelwal-Personalie ist dabei ein gezielter Nadelstich in Richtung Walldorf.
Ein Zeichen an den Markt – und die Konkurrenz
Celonis will mit dem Neuzugang zeigen: Wir sind bereit für die nächste Wachstumsstufe – und wir spielen nicht mehr Start-up, sondern Champions League. Dass ein so erfahrener Manager vom Format Khandelwals sich für Celonis entscheidet, ist auch ein Signal an Kunden und Investoren.
Für SAP ist es ein Warnsignal. Der Kampf um die Führung im Process-Mining-Markt wird nicht nur mit Code und Features ausgetragen, sondern zunehmend auch personell. Und Celonis hat soeben den nächsten Zug gemacht.
Das könnte Sie auch interessieren:
