Die Jagd ist wieder eröffnet
Informatica ist zurück im Spiel – und diesmal scheint Salesforce entschlossener. Ein Jahr nach dem geplatzten Übernahmeversuch bahnt sich eine Neuauflage der Verhandlungen an.
Der US-Softwarekonzern, bekannt als CRM-Gigant und SAP-Rivale, sondiert laut einem Bericht von Investor’s Business Daily erneut einen Kauf des Datenmanagementspezialisten.
Bloomberg zufolge könnten die Gespräche noch diese Woche konkrete Formen annehmen.
Informatica schießt hoch, Salesforce knickt ein
Noch ist nichts unterschrieben, doch an der Wall Street sorgt schon das Gerücht für Bewegung: Informatica kletterte am Freitag um satte 17,45 % auf 22,55 US-Dollar – und legte nachbörslich noch eine Schippe drauf.
Für Salesforce ging es dagegen leicht bergab. Ein bekanntes Muster: Der mögliche Käufer zahlt, die Zielgesellschaft profitiert.
Vom Stolperstein zur Schnäppchengelegenheit?
2024 scheiterte der Deal – offenbar an der Bewertung. Damals lag der Kurs von Informatica bei rund 40 Dollar, während Salesforce weniger zahlen wollte.
Heute, nach einem Jahr Kursverlust von fast 25 %, sieht die Lage anders aus. Analysten taxieren ein realistisches Gebot auf 20 bis 26 Dollar je Aktie – und das könnte diesmal durchgehen.

Warum Salesforce jetzt zuschlagen will
Der Hintergrund ist strategisch. Informatica hat sich über Jahre als Spezialist für Datenintegration, Katalogisierung und Bereinigung etabliert – eine Kompetenz, die im KI-Zeitalter massiv an Bedeutung gewinnt. Gerade für Anbieter wie Salesforce, deren Anwendungen auf strukturierter Datenbasis fußen, ist das Gold wert.
„Unternehmen erkennen zunehmend, dass sie ihre Datenarchitektur grundlegend aufräumen müssen, bevor KI überhaupt sinnvoll nutzbar ist“, erklärt RBC-Analyst Rishi Jaluria. Und dafür braucht es Werkzeuge wie die von Informatica.
Ein Puzzlestück für die KI-Strategie von Salesforce
Salesforce hat in den letzten Jahren massiv in KI und Dateninfrastruktur investiert – unter anderem mit der Übernahme von Tableau und Mulesoft. Informatica würde diese Plattformen ergänzen, so auch Jefferies-Analysten bereits 2024. Die bestehenden Partnerschaften zwischen beiden Firmen könnten den Integrationsaufwand zusätzlich senken.
Informatica steht nicht mehr ganz so glänzend da
So verlockend die Synergien klingen – Informatica hat zuletzt zu kämpfen gehabt. Das Cloud-Wachstum ist zwar ordentlich, aber im Gesamtgeschäft machen alte Lizenzmodelle und die Transformation zur Abo-Logik Druck.
JPMorgan-Analyst Pinjalim Bora sieht daher zwar Chancen, warnt aber auch vor strukturellen Risiken. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Datenlandschaft ändert, könnte gerade für ein Unternehmen wie Informatica zur Hypothek werden.
Preisfrage entscheidet – wieder einmal
Entscheidend wird der Preis. Während Salesforce für Übernahmen grundsätzlich die Mittel hat, dürfte man aus dem Scheitern im Vorjahr gelernt haben: Überzogene Vorstellungen lässt man besser gleich links liegen.
Angesichts der aktuellen Kurslage könnten 23 bis 25 Dollar pro Aktie als fairer Kompromiss durchgehen – zumal das Informatica-Management unter Zugzwang steht.
Bedeutung über den Einzelfall hinaus
Ein Deal hätte Signalwirkung – auch für SAP. Denn Salesforce würde sich mit Informatica nicht nur einen Technologiepartner sichern, sondern seine Ambitionen als umfassender Daten- und KI-Anbieter schärfen. Ein Bereich, in dem SAP bislang keine spektakulären Akzente setzen konnte.
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