Schwacher Rückenwind: RWE stolpert ins Halbjahr
Der Essener Energiekonzern hat in den ersten sechs Monaten mehr Federn gelassen als Analysten erwartet hatten. Das bereinigte Ebitda fiel um über ein Viertel auf gut 2,1 Milliarden Euro – ein Ergebnis, das nicht nur vom schwachen Windaufkommen in Europa, sondern auch von einem enttäuschenden Energiehandel gebremst wurde.

Selbst der ansonsten robuste US-Markt konnte den Rückgang nicht ausgleichen.
Aktie im Sinkflug – Vertrauen bröckelt
Am Donnerstagvormittag sackte die RWE-Aktie zeitweise um 3,47 % auf 34,24 Euro ab. Der Kursgewinn seit Jahresbeginn schmolz damit auf unter 20 % – ein empfindlicher Rückschlag für Anleger, die auf eine schnellere Erholung nach den Preisverwerfungen im Strommarkt gehofft hatten.
Milliardeninvestitionen und steigende Schulden
RWE investierte im ersten Halbjahr 2,5 Milliarden Euro netto, vor allem in den Ausbau der erneuerbaren Energien. Das ambitionierte Investitionsprogramm hat jedoch seinen Preis: Die Nettoverschuldung stieg binnen sechs Monaten um über 4 Milliarden Euro auf 15,5 Milliarden Euro.
Finanzchef Michael Müller beteuert, dass das Verschuldungsverhältnis im Rahmen bleibt – ein Versprechen, das Investoren im Auge behalten werden.
Trump-Faktor und Zollrisiken
Bis Ende der 2020er will RWE rund 35 Milliarden Euro in neue Projekte stecken – ein Viertel weniger als ursprünglich geplant.
Grund ist die veränderte politische Lage in den USA: Steuervorteile für Solar- und Windkraftprojekte bleiben zwar bestehen, doch Unsicherheiten bei Förderfristen und drohende Zölle erhöhen das Risiko. RWE reagiert mit einer stärkeren Fokussierung auf US-Hersteller, um zusätzliche Kosten zu vermeiden.
Analysten gespalten
Während RBC die Aktie mit einem Kursziel von 45,50 Euro auf „Outperform“ belässt, zeigt sich Bernstein vorsichtiger und setzt das Ziel bei 39 Euro. Beide Häuser sehen die Halbjahreszahlen unter den Erwartungen – die eine Bank bleibt optimistisch, die andere rät zu Zurückhaltung.
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