Ein Gewinn, der keiner ist
Es klingt beeindruckend: 959 Millionen Zloty Nettogewinn im zweiten Quartal – eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. Doch wer hinter die glänzende Fassade blickt, erkennt ein ganz anderes Bild.
Die polnische mBank, zu 69 Prozent im Besitz der Commerzbank, profitiert weniger von einem florierenden operativen Geschäft als von schwindenden Rückstellungen für ihre größte Altlast: die Fremdwährungskredite.
Der Franken, das Trauma der polnischen Mittelschicht
Wie so viele Banken in Mittelosteuropa hatte auch die mBank Anfang der 2000er massenhaft Hypotheken in Schweizer Franken vergeben – eine riskante Praxis, die Kunden und Banken noch Jahre später teuer zu stehen kommt.
Als der Franken nach der Finanzkrise durch die Decke ging, explodierten die Schulden tausender polnischer Haushalte. Die Klagewelle ließ nicht lange auf sich warten. Für die mBank bedeutete das jahrelange Rückstellungen in Milliardenhöhe.
Die Wende: Rückstellungen fast halbiert
Nun sinken diese Belastungen erstmals spürbar: Im zweiten Quartal 2025 lagen die Kosten für Rechtsrisiken bei 543,7 Millionen Zloty – rund 47 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Für das Gesamtjahr kündigt die Bank an, dass 2025 „letztmals“ signifikante Belastungen aus den Altlasten erwartet würden. Ein Befreiungsschlag für die Bilanz – wenn auch keiner, der auf neuer wirtschaftlicher Stärke fußt.

Zahlen mit Schönheitsfehlern
Denn abseits der Rückstellungen bleibt das Kreditgeschäft uneinheitlich. Während der Absatz von Hypothekendarlehen um satte 48 Prozent gestiegen ist, schrumpfte das Geschäft mit Unternehmenskrediten um 14 Prozent.
In einem Umfeld steigender Zinsen und wirtschaftlicher Unsicherheit könnte das ein Warnsignal sein. Zwar hebt die Bank ihre Erlösprognose für 2025 auf über zwölf Milliarden Zloty an – aber ob das nachhaltiges Wachstum oder nur ein Aufholeffekt nach Jahren der Belastung ist, bleibt offen.
Was bedeutet das für die Commerzbank?
Für die Commerzbank, die knapp 70 Prozent an der mBank hält, ist das polnische Institut ein wichtiger Renditebringer – und ein nicht unerheblicher Risikofaktor. Die Entlastung bei den Franken-Klagen verschafft dem Frankfurter Konzern zwar kurzfristig Rückenwind.
Doch strategisch bleibt die Frage, wie stabil das Geschäftsmodell der mBank im europäischen Vergleich ist. Insbesondere das schwächelnde Unternehmenskreditgeschäft wirft Fragen auf, wie nachhaltig das aktuelle Ertragsniveau wirklich ist.
Der Schatten der Vergangenheit bleibt
Auch wenn die mBank sich langsam aus dem juristischen Sumpf befreit, bleibt das Kapitel Franken-Kredite eine Mahnung: An die Gier nach kurzfristigem Wachstum. An das Versagen der Aufsicht.
Und an die Illusion, man könne Risiko dauerhaft exportieren – ohne irgendwann selbst dafür zu zahlen. Dass die Bank heute durch den Abbau eben dieser Rückstellungen glänzt, ist ein wirtschaftlicher Erfolg mit bitterem Beigeschmack.
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