09. August, 2025

Quartalszahlen

Rivian enttäuscht erneut – warum der Tesla-Rivale weiter strauchelt

Mit einem höheren Umsatz, aber einem tieferen Verlust als erwartet, kämpft Rivian gegen steigende Erwartungen und sinkendes Vertrauen. Die Aktie gibt erneut nach – und der Druck auf das Management wächst.

Rivian enttäuscht erneut – warum der Tesla-Rivale weiter strauchelt
Mit Verlusten in Milliardenhöhe pro Jahr ist Rivian dauerhaft auf frisches Kapital angewiesen – ein riskanter Kraftakt in einem wettbewerbsintensiven Markt.

Hoffnungsträger mit Rückwärtsgang

Der US-Elektroautobauer Rivian schafft es auch im zweiten Quartal 2025 nicht, die hochgesteckten Erwartungen der Börse zu erfüllen. Zwar steigen die Umsätze – aber der Verlust bleibt deutlich höher als prognostiziert.

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Statt die Anleger zu beruhigen, nährt das neue Zahlenwerk vor allem alte Zweifel: Schafft Rivian jemals den Turnaround – oder bleibt der Tesla-Herausforderer ein Geldverbrenner auf vier Rädern?

Das Unternehmen, das einst als Hoffnungsträger neben Tesla und Lucid gehandelt wurde, meldete für das abgelaufene Quartal einen Verlust von 0,97 US-Dollar je Aktie. Das ist zwar besser als der Vorjahreswert von -1,46 Dollar – aber meilenweit entfernt von den Erwartungen der Analysten.

Quelle: Eulerpool

Diese hatten im Schnitt mit nur -0,655 Dollar gerechnet. Ein Rückschlag, der an der Börse sofort Konsequenzen hatte: Die Rivian-Aktie verlor nachbörslich 4,53 Prozent und fiel auf 11,60 US-Dollar.

Umsatzwachstum ohne Gewinnfantasie

Auch beim Umsatz legte Rivian zwar zu – von 1,16 Milliarden US-Dollar im Vorjahr auf nun 1,30 Milliarden. Doch selbst hier reichte es nicht für einen Überraschungserfolg: Der Analystenkonsens lag bei 1,286 Milliarden Dollar – das Plus war also minimal. Und was schwerer wiegt: Das operative Geschäft bleibt tief in den roten Zahlen.

Quelle: Eulerpool

Der Rückstand auf die etablierten Player wächst – nicht nur auf Tesla, sondern auch auf Ford, GM und BYD. Während viele Wettbewerber bereits auf Marge optimieren oder mit Profitabilität werben, bleibt Rivian ein Verlustprojekt mit zweifelhaftem Zielkorridor.

Kapitalbedarf und Kostendruck im Nacken

Ein zentrales Problem: Rivians Modelle – darunter der elektrische Pickup R1T und das SUV R1S – sind teuer in der Herstellung. Der Konzern leidet unter hohen Fertigungskosten, schwankender Nachfrage und zunehmendem Preisdruck im EV-Markt. Hinzu kommt der Kapitalbedarf: Um neue Werke, Batteriefertigung und Software-Entwicklung zu stemmen, braucht Rivian regelmäßig frisches Geld.

Quelle: Eulerpool

Für Investoren ist das ein zweischneidiges Schwert. Zwar kann Wachstum so beschleunigt werden – aber eben auch nur um den Preis fortlaufender Kapitalerhöhungen oder Fremdfinanzierung.

Der aktuelle Verlust von knapp einer Milliarde Dollar pro Quartal lässt wenig Spielraum für strategische Experimente.

Der Börsenwert schmilzt – und mit ihm der Puffer

Seit dem Börsengang 2021 hat Rivian rund 80 % seines Marktwerts eingebüßt. Zwischenzeitlich notierte die Aktie bei über 100 US-Dollar – heute sind es kaum mehr als elf. Selbst die Partnerschaft mit Amazon, das Tausende E-Vans von Rivian geordert hatte, hat nicht gereicht, um die Fantasie am Leben zu halten.

Viele Investoren fragen sich inzwischen, ob Rivian wirklich der „nächste Tesla“ sein kann – oder nur das nächste Start-up, das groß gedacht hat, aber an der Realität scheitert.

Technologisch vorne, wirtschaftlich hinten

Dabei ist Rivian technologisch keineswegs schlecht aufgestellt. Die Fahrzeuge sind hochwertig, die Reichweiten solide, das Design mutig. Auch die Software gilt als wettbewerbsfähig. Doch das reicht nicht.

Ohne effiziente Produktion, klaren Kostenplan und verlässliche Auslieferungsketten bleibt das beste Produkt ein Ladenhüter – oder ein Zuschussgeschäft. Elon Musk hat das bei Tesla schmerzhaft durchlebt, aber am Ende überstanden. Ob Rivian denselben Atem hat, ist offen.

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