Zahlen, die für sich sprechen
Rheinmetall meldet ein drittes Quartal, das selbst optimistische Erwartungen übertrifft. Der Umsatz steigt auf 2,78 Milliarden Euro, das operative Ergebnis klettert auf 360 Millionen Euro, und die operative Marge erreicht 12,9 Prozent — höher, als Analysten prognostiziert hatten.
Der Vorstand lässt keinerlei Zweifel am Trend: Das Geschäft läuft nicht trotz, sondern wegen der geopolitischen Lage. Während viele DAX-Unternehmen ihre Jahresziele einkassieren, bekräftigt Rheinmetall seinen Ausblick: Umsatzwachstum von 25 bis 30 Prozent, eine operative Marge um 15,5 Prozent. Das ist kein defensiver Ausblick, sondern ein Angriff auf Platz eins unter Europas Verteidigungsunternehmen.
Der endgültige Ausstieg aus dem alten Rheinmetall
Parallel zur Bilanz legt der Konzern einen radikalen Schritt vor: Rheinmetall verkauft die Sparte „Power Systems“, also das zivile Geschäft mit Komponenten für die Autoindustrie.
Die endgültigen Angebote sollen im laufenden Quartal eingehen, die Vertragsunterzeichnung ist für das erste Quartal 2026 vorgesehen. Schon Ende dieses Jahres wird die Sparte bilanziell als „zur Veräußerung gehalten“ geführt. Damit verabschiedet sich Rheinmetall von seinem letzten Rest Mischkonzern-Vergangenheit.
Die Zahlen unterstreichen, warum: Power Systems erwirtschaftet im Quartal 473 Millionen Euro Umsatz — mit einer Marge von 3,9 Prozent. Das Rüstungsgeschäft dagegen liegt bei knapp 13 Prozent Marge. Für Investoren ist klar: Jeder Euro, der künftig nicht mehr in Motorentechnik für die Autoindustrie fließt, wird in Panzer, Munition und Drohnen investiert — und erzielt dort deutlich höhere Renditen.
Kapitalmarkt belohnt Klarheit
Die Börse reagiert schnell und eindeutig. Nach einem ruhigen Handelsstart steigt die Aktie um mehr als drei Prozent und durchbricht erneut die Marke von 1.700 Euro. Analysten zeigen sich erleichtert, dass Rheinmetall nicht der Versuchung erliegt, seine Prognose an die Marktstimmung anzupassen, sondern sie bestätigt.
Jefferies nimmt den Quartalsbericht als Beleg dafür, dass die jüngsten Kursverluste übertrieben waren, während JPMorgan den Rücksetzer sogar als Kaufgelegenheit bezeichnet — mit Blick auf den Kapitalmarkttag am 18. November.
Dort will Rheinmetall seine Ziele bis 2030 nicht nur skizzieren, sondern formell fixieren. Das ist ein Schritt, den Unternehmen nur dann gehen, wenn sie ihre Wachstumsstory als belastbar ansehen.
Der geopolitische Rückenwind wird zur Dauerkomponente
Die Nachfrage nach Wehrtechnik ist kein kurzfristiger Ausschlag, sondern wird zur strukturellen Kraft.
Europäische Staaten bestellen nach, NATO-Partner erhöhen ihre Verteidigungsetats, und neue Rahmenverträge sichern Rheinmetall Planbarkeit über Jahre. Während Konsum- und Industrieunternehmen in Quartalen denken, arbeitet Rheinmetall in Auftragszyklen, die sich über Legislaturperioden erstrecken.
Das verschafft dem Konzern Sichtbarkeit, die in unsicheren Zeiten besonders wertvoll ist. Die Fokussierung auf das Kerngeschäft bedeutet: keine internen Reibungsverluste, keine Ressourcen auf Nebenschauplätzen. Genau diese Konsequenz belohnt der Markt.
Warum der Schritt größer ist als ein Verkauf
Mit dem Abschied vom Bereich Power Systems wird Rheinmetall zu dem, was Anleger seit Jahren fordern: ein pure play im Verteidigungssektor. Ohne Diskussion über Mischkonzern-Rabatte. Ohne Ablenkungen.
Ohne Erklärungsbedarf. Der Konzern macht aus einem globalen Trend ein Geschäftsmodell — und aus einem Geschäftsmodell einen klaren Investmentcase. Rheinmetall steht heute dort, wo Technologiekonzerne vor zehn Jahren standen: am Beginn eines Zyklus, der gerade erst Fahrt aufnimmt.
Während viele Unternehmen versuchen, Unsicherheiten zu managen, schafft Rheinmetall Fakten. Der Konzern trifft Entscheidungen. Er liefert Ergebnisse. Und er kommuniziert — ohne Nebelkerzen und ohne vorsichtiges Floskelsicherheitsnetz.

