27. Juli, 2024

Wirtschaft

Rheinmetall als neuer Top-Sponsor des BVB: Kontroversen im Vorfeld des Champions-League-Finals

Rheinmetall als neuer Top-Sponsor des BVB: Kontroversen im Vorfeld des Champions-League-Finals

Borussia Dortmund hat kurz vor dem heißersehnten Champions-League-Finale einen bedeutsamen Sponsoring-Vertrag mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall geschlossen. Die dreijährige Partnerschaft sorgt für Aufsehen und kontroverse Diskussionen in Politik, Gesellschaft und unter den Fans des Vereins. Zu den finanziellen Details wollte sich ein Sprecher von Rheinmetall nicht äußern. Das 'Handelsblatt' berichtet jedoch, dass der Vertrag einen einstelligen Millionenbetrag pro Jahr umfassen soll. Geplant sind unter anderem die Nutzung reichweitenstarker Werbeflächen, exklusive Vermarktungsrechte sowie premium Event- und Hospitality-Angebote im Stadion und auf dem Vereinsgelände. Als 'Champion Partner' wird Rheinmetall somit zu einem finanziell bedeutenden Sponsor des Vereins.

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke betonte, dass Sicherheit und Verteidigung essentielle Bestandteile der Demokratie seien. Er verteidigte die Entscheidung: „Deshalb halten wir es für die richtige Entscheidung, uns sehr intensiv damit zu beschäftigen, wie wir diese Eckpfeiler schützen.“ Auch von Seiten Rheinmetalls zeigte sich CEO Armin Papperger zufrieden: „Mit dem BVB und Rheinmetall haben sich zwei Partner gefunden, die mit ihren Ambitionen, ihrer Haltung und ihrer Herkunft gut zueinander passen“, so Papperger.

Kritische Stimmen machen sich jedoch breit. Die Fan- und Förderabteilung des BVB sowie andere gesellschaftliche Akteure sehen die Partnerschaft kritisch. In einem offenen Austausch wurden Zweifel an der Vereinbarkeit der Werte von Borussia Dortmund mit einem Engagement in der Rüstungsindustrie geäußert. BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl betonte jedoch die Priorität des bevorstehenden Finalspiels: „Es gibt jetzt nur noch ein einziges Thema, und das ist dieses Finale.“

Wirtschaftsminister Robert Habeck kommentierte den Deal ebenfalls und wies auf die veränderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen hin. „Dass Rheinmetall jetzt einen Fußballverein sponsert, ist in der Tat erst einmal ungewöhnlich, aber es zeigt, wo wir stehen“, sagte der Grünen-Politiker und sprach offen über die „Zeitenwende“ nach dem Krieg in der Ukraine. Auch der Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) begrüßte den Deal und hob die Normalisierung des öffentlichen Diskurses über Waffen hervor.

In Nordrhein-Westfalen wurde die Partnerschaft unterschiedlich aufgenommen. Während Wirtschaftsministerin Mona Neubaur ein gewisses Verständnis äußerte, sprach der Sprecher der Linken, Sascha Wagner, von einem „bösen Foulspiel“. Pazifistische Gruppen und die Deutsche Friedensgesellschaft haben bereits eine Online-Petition gegen den Deal gestartet und kritisieren vehement die Vereinbarkeit eines Waffenherstellers mit den Werten des Fußballs.

Rheinmetall steht indes bereits als Sponsor des Handball-Clubs Bergischer HC im Raum Düsseldorf in Verbindung mit Sport. Nun erreicht das Sponsoring mit dem Champions-League-Finalisten BVB eine neue Dimension. Der Rüstungskonzern befindet sich auf starkem Wachstumskurs, bedingt durch die hohe Nachfrage nach militärischem Gerät infolge des Ukraine-Kriegs. Der Auftragsbestand stieg seit Anfang 2022 um fast 10 Milliarden Euro auf insgesamt 24 Milliarden Euro. Auch der Aktienkurs des Unternehmens hat sich seit Februar 2022 mehr als verfünffacht.