21. Oktober, 2025

Finanzen

Revolut zieht davon – N26 verliert Tempo im eigenen Revier

Die britische Neobank Revolut dominiert inzwischen den deutschen Markt. Mit 1,6 Millionen App-Downloads seit Jahresbeginn hängt sie ihren Berliner Konkurrenten N26 deutlich ab. Sogar die spanische BBVA startet stärker als erwartet.

Revolut zieht davon – N26 verliert Tempo im eigenen Revier
N26 kämpft nach Aufhebung der Bafin-Bremse mit sinkenden App-Zahlen – und internen Spannungen nach dem Abgang von Mitgründer Valentin Stalf.

Britische Attacke auf deutschem Boden

Der Angriff kam mit Ansage. Nikolay Storonsky, Gründer und CEO von Revolut, hatte schon Anfang des Jahres angekündigt, 2025 werde „noch größer“. Jetzt liefern Zahlen den Beweis: In Deutschland wurde die Revolut-App laut exklusiven Daten von Appfigures Intelligence rund 1,6 Millionen Mal heruntergeladen – fast dreimal so oft wie N26.
Revolut ist damit auf bestem Weg, N26 im Heimatmarkt der Berliner endgültig zu überholen. Vor allem über den Sommer zogen die Downloadzahlen stark an. Das Wachstum ist kein Zufall, sondern Folge einer massiven Werbeoffensive.

Plakatkampagnen an Flughäfen, Social-Media-Spots mit Mario Götze, Präsenz auf Streamingplattformen wie DAZN – Revolut investiert Millionen, um auf deutschen Smartphones sichtbar zu werden. Dazu kamen gezielte Produktstarts: deutsche IBANs, ein verzinstes Tagesgeldkonto und lokale Funktionen, die Vertrauen schaffen sollten.

Marketing als Waffe

Dass Revolut aggressiv in den Markt drängt, zeigt auch die Geschwindigkeit: Aktuell verzeichnet die App laut Appfigures monatlich rund 224.000 neue Downloads. Branchenkenner schätzen, dass Revolut in Deutschland mittlerweile mehr aktive Nutzer als N26 gewinnen könnte – auch wenn die Briten keine offiziellen Kundenzahlen nennen.

Das Erfolgsrezept ähnelt jenem der frühen N26-Jahre: einfache Benutzerführung, hohes Tempo, wenig Bürokratie. Nur diesmal kombiniert mit professioneller Markenarbeit und einer globalen Produktpipeline, die weit über das klassische Girokonto hinausgeht – vom Aktienhandel bis hin zu Versicherungen.

N26: Vom Vorreiter zum Nachzügler

Ganz anders das Bild bei N26. Nach Aufhebung der Bafin-Wachstumsbremse im Sommer 2024 wollte die Berliner Neobank eigentlich wieder durchstarten. Doch die Euphorie blieb aus. Die Downloadzahlen sanken laut Auswertung von Januar (90.000) bis August (54.000) deutlich, erst im September gab es wieder einen leichten Anstieg.

Hinzu kam Unruhe im Management: Der Abgang von Mitgründer Valentin Stalf sorgte für Irritationen, intern kämpfen Teams mit strategischer Neuorientierung. N26 setzt inzwischen auf neue Geschäftsfelder – etwa ETF-Handel oder Mobilfunkverträge –, wirkt dabei aber weniger fokussiert als die Konkurrenz.

Eine Sprecherin betonte gegenüber InvestmentWeek, man verzeichne „stabiles und nachhaltiges Wachstum“. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Während Revolut Marketingdruck und Produktinnovation kombiniert, verliert N26 an Sichtbarkeit – und damit Marktanteil.

BBVA: Der neue Spieler mit Biss

Überraschend stark gestartet ist unterdessen die spanische Großbank BBVA. Mit ihrer Digitalmarke und einem aggressiven Zinsversprechen – 3 Prozent auf Einlagen für sechs Monate und 3 Prozent Cashback – sicherte sich das Institut binnen drei Monaten rund 135.000 App-Downloads.

BBVA positioniert sich als Hybrid zwischen klassischer Bank und Fintech: volldigital, aber mit echter Kundenhotline, deutschen Ansprechpartnern und einem Vertrauensbonus, den junge Neobanken erst aufbauen müssen. Für den deutschen Markt ist das eine ernsthafte Kampfansage – auch an Revolut selbst.

Die neue Machtbalance im Neobanking

Der deutsche Markt für digitale Banken gilt als gesättigt – doch das Momentum verschiebt sich. Revolut nutzt seine internationale Schlagkraft, um lokale Platzhirsche herauszufordern. BBVA drängt mit aggressiver Preisstrategie nach, und N26 steht plötzlich in der Defensive.

2026 könnte die Lage erneut kippen, wenn J.P. Morgan mit einer eigenen Banking-App auf den europäischen Markt drängt. Der US-Riese plant laut Branchenkreisen eine umfassende Marketingkampagne – mutmaßlich noch stärker als die Revoluts.

Die Frage ist nicht mehr, wer die beste App hat. Sondern wer das Vertrauen der deutschen Nutzer gewinnt – in einem Markt, der zwar digital denkt, aber konservativ spart.

Der Befund: Vertrauen schlägt Herkunft

Revolut zeigt, dass nationale Herkunft im digitalen Banking kaum noch zählt. Entscheidend ist, wer das Nutzererlebnis kontrolliert und technologische Skalenvorteile global ausspielt. N26 dagegen leidet unter regulatorischem Erbe, interner Reibung und ausbleibender Markenbindung.

Während Revolut im Vollangriff ist, sucht N26 noch nach der eigenen Identität – und BBVA macht im Hintergrund bereits Tempo. Die einst klare Rollenverteilung zwischen „Disruptor“ und „Klassiker“ verschwimmt.

Wie fängt man 2026 mit Aktien an? Anfänger-Guide
Wie fängt man 2026 mit Aktien an? Dieser Guide zeigt dir Schritt für Schritt, wie du dein Depot eröffnest, Aktien auswählst – und wie du mit AlleAktien Investors lernst, systematisch Überrenditen zu erzielen.