Unternehmen
Regal-Krimi eskaliert: Supermärkte verbannen Markenklassiker
Der Preiskrieg zwischen Edeka und Mars endet, doch die Wunden sind tief: Viele Produkte kehren nicht zurück – eine neue Ära der Eigenmarken zeichnet sich ab.
Der Preiskrieg zwischen Edeka und Mars endet, doch die Wunden sind tief: Viele Produkte kehren nicht zurück – eine neue Ära der Eigenmarken zeichnet sich ab.
Nach monatelangem Ringen haben Edeka und Mars ihre Differenzen beigelegt. Doch die Erleichterung währte nur kurz. Der lang ersehnte Frieden zwischen den Lebensmittelriesen offenbart tiefere Risse, die nicht so schnell heilen werden.
Der Preisstreit hat Spuren hinterlassen, die das Einkaufserlebnis der Deutschen nachhaltig verändern. Inzwischen sind auch viele weitere beliebte Lebensmittel und Marken betroffen.
Die Hoffnung, bald wieder die Lieblingsschokolade oder das gewohnte Tierfutter in den Edeka-Regalen zu finden, könnte sich als trügerisch erweisen.
„Nach einer solch langen Abwesenheit benötigt Mars Zeit, um die Produktion wieder hochzufahren“, erklärt Edeka.
Die Wiedereinführung beginnt zaghaft mit Produkten wie den Airwaves-Kaugummis, doch ein Großteil der Mars-Produktpalette bleibt außen vor.
Der Streit hat nicht nur das Verhältnis zwischen Edeka und Mars belastet, sondern auch eine strategische Neuausrichtung bei Edeka angestoßen. Der Supermarktriese plant, nur noch etwa die Hälfte der Mars-Produkte wieder ins Sortiment aufzunehmen.
Der Rest soll durch Eigenmarken und Produkte von Wettbewerbern ersetzt werden. Diese Entscheidung könnte ein Vorbote für die Zukunft des Lebensmitteleinzelhandels sein, in der Eigenmarken eine immer größere Rolle spielen.
Während Mars die Einigung positiv hervorhebt und die Rückkehr seiner Produkte in die Edeka-Märkte feiert, zeichnet sich ein neuer Konflikt am Horizont ab. Die Preisstreitigkeiten haben das Vertrauen zwischen Lebensmittelhändlern und Markenherstellern tief erschüttert. Das Misstrauen sitzt tief, und die nächsten Lücken in den Regalen sind bereits absehbar.
Die Konsumenten stehen vor einer neuen Realität: Während einige ihre gewohnten Produkte vermissen werden, bietet die stärkere Präsenz von Eigenmarken auch Chancen.
Doch die Frage bleibt, ob die Vielfalt und die Auswahl, die Markenprodukte bieten, auf der Strecke bleiben.
Die Zukunft des Lebensmitteleinzelhandels könnte sich in Richtung eines stärker diversifizierten Angebots bewegen, in dem Eigenmarken und Markenprodukte um die Gunst der Verbraucher ringen.
Dieser Wandel erfordert von den Konsumenten eine Anpassung ihrer Einkaufsgewohnheiten und bietet gleichzeitig eine Chance für Supermärkte, ihr Profil zu schärfen und sich als Anbieter von qualitativ hochwertigen Alternativen zu positionieren.
Kaufland hat unerwartet den Verkauf von Dr. Oetker Tiefkühlpizzen ausgesetzt - ein Vorgehen, das die angespannten Beziehungen zwischen Lebensmittelhändlern und -produzenten in Deutschland weiter verschärft.
Doch Dr. Oetker bleibt standhaft, beharrt auf seinen Preisen und lässt beliebte Produkte wie Tiefkühlpizzen, Torten und Aufbackbrötchen von Coppenrath & Wiese aus den Regalen verschwinden.
Die Konfrontation zwischen Kaufland und Dr. Oetker beleuchtet ein tieferes Problem im Lebensmitteleinzelhandel: die hartnäckigen Preisverhandlungen in einer Zeit, in der die Inflation die Budgets der Verbraucher strapaziert.
Während Kaufland auf Preissenkungen pocht, um die Verbraucher zu entlasten, argumentiert Dr. Oetker, dass die Kosten für Energie, Löhne und Logistik weiterhin deutlich über dem Niveau vor dem Ukrainekrieg liegen. Diese Patt-Situation lässt Verbraucher ratlos zurück, die nun ihre Lieblingsprodukte vermissen.
Der Kampf um die Preismacht im Lebensmitteleinzelhandel zeigt sich auch in der Auseinandersetzung zwischen Edeka, Rewe und dem Kellogg’s-Hersteller Kellanova.
Mit Forderungen nach exorbitanten Preiserhöhungen und darauf folgenden Lieferstopps stellt Kellanova die Handelsriesen vor eine schwierige Entscheidung: entweder die Preisforderungen zu akzeptieren oder populäre Produkte aus dem Sortiment zu nehmen.
Kaufland nutzt seine Einkaufsmacht, um Druck auszuüben, während Dr. Oetker auf der Wertigkeit seiner Marke und Produkten besteht. Dieser Konflikt markiert einen Wendepunkt in den Beziehungen zwischen Einzelhändlern und Produzenten, der möglicherweise eine Neubewertung der Preisstrategien und des Sortimentsmanagements nach sich zieht.
Seit April 2023 sucht man auch die berühmten Goldbären von Haribo bei Lidl vergeblich. Der Grund: Ein erbitterter Disput über Preiserhöhungen, der die Beziehungen zwischen dem deutschen Fruchtgummi-Marktführer und dem Discounter zerrüttet hat.
Lidl, bekannt für seine knallharte Preispolitik, weigert sich, die geforderten Aufschläge zu akzeptieren, was Haribo dazu veranlasste, seine Lieferungen an die Lidl-Filialen in ganz Deutschland und Europa einzustellen.
Haribo verteidigt seine Entscheidung für Preiserhöhungen mit gestiegenen Produktionskosten. Trotz dreifacher Preisanpassung seit Sommer 2022 – teils direkt, teils indirekt durch die Verkleinerung der Packungsgrößen – beteuert das Unternehmen, nur einen Teil der Kostensteigerungen weiterzugeben.
Es ist nicht das erste Mal, dass Haribo und Lidl aneinandergeraten. Schon während der Coronakrise kam es zu einem fast einjährigen Lieferstopp. Doch Haribo scheint den Ausfall verkraften zu können, gestützt durch einen starken Marktanteil und ein wachsendes internationales Geschäft.
Während der Disput in Deutschland brodelt, blickt Haribo über die Landesgrenzen hinaus. Mit der Eröffnung eines Werkes in den USA und geplanten Investitionen in der Türkei demonstriert der Bonner Süßwarenhersteller seine globalen Ambitionen. Eine Strategie, die das Unternehmen unabhängiger von einzelnen Handelspartnern macht und seine Position in der Auseinandersetzung mit Lidl stärkt.
Auch Edeka und Krombacher liefern sich ein Duell, das weniger von Preisen als von strategischen Partnerschaften und Bündnissen geprägt ist. Die Entscheidung Rewes, sich bei dem Getränkelogistiker Trinks einzukaufen, veranlasste Edeka zu einem partiellen Boykott von Krombacher- und Schweppes-Produkten.
Während die großen Player ihre Muskeln spielen lassen, stehen die Verbraucher vor einer unsicheren Zukunft.
Doch die jüngsten Erhebungen des Ifo-Instituts deuten darauf hin, dass Preiserhöhungen für Lebensmittel und Getränke unausweichlich sind. Die Konsumenten werden letztlich diejenigen sein, die die Folgen dieser Auseinandersetzungen zu spüren bekommen.