Ein Versprechen in Jobs-Manier
Christian Hecker, Mitgründer von Trade Republic, inszenierte die Neuigkeit wie ein Tech-Guru: dunkler Pullover, große Bühne, großes Versprechen. Private Equity, bisher ein Spielfeld der Superreichen, soll nun jedem offenstehen – vom Studenten bis zum Kleinsparer.
Doch der Einstieg ins „Family-Office-Feeling“ beginnt nicht mit Renditen, sondern mit Fragezeichen.
Ab einem Euro dabei – aber zu welchem Preis?
Während Konkurrenten wie Liqid und Scalable Capital noch fünfstellige Summen verlangen, reicht bei Trade Republic eine Münze.
Doch die Einstiegshürde täuscht: Apollo verlangt jährliche Gebühren von 4,5 Prozent, bei EQT können sie sogar auf 7,4 Prozent steigen. Wer nur kurz investiert bleibt, zahlt am meisten. Für Kleinanleger mit kurzen Anlagehorizonten ist das Gift für die Rendite.
Die Wette auf Illiquidität
Private-Equity-Investments sind nichts für Zocker auf der Suche nach schnellen Gewinnen. Sie binden Kapital über Jahre – oft mit unklaren Exit-Möglichkeiten.
Zwar verspricht Trade Republic einen internen Handelsplatz mit monatlicher Liquidität. Doch ob Käufer zu finden sind, bleibt offen. Wer aussteigen will, könnte in der Warteschlange landen.
Demokratisierung oder Marketing?
Hecker spricht von „Investieren demokratisieren“. Tatsächlich dürfte Trade Republic mit dem Schritt eher sein Geschäftsmodell diversifizieren – weg vom reinen Neobroker, hin zur Plattform für Vermögensverwaltung.
Dass ausgerechnet EQT und Apollo – Fondsriesen, die dringend neues Kapital suchen – an Bord sind, zeigt: Hier treffen Interessen aufeinander.
Die Rechnung, die Anleger machen müssen
Historisch brachte Private Equity im Schnitt über 10 Prozent Rendite pro Jahr. Klingt verlockend – doch um Hecker zufolge die avisierten 12 Prozent zu erzielen, müssten die Fonds vor Kosten bis zu 19 Prozent erwirtschaften.
Ein ambitioniertes Ziel, das auch die Großen der Branche selten schaffen. Anleger zahlen also für die Illusion, wie Milliardäre investieren zu können – nur mit dem Unterschied, dass diese ihre Gebühren kaum spüren.
Fazit?
Trade Republics Schritt ist spektakulär, aber auch gefährlich. Wer sich vom Ein-Euro-Versprechen blenden lässt, könnte am Ende vor allem eines lernen: Demokratisierung hört dort auf, wo Kosten und Risiken größer sind als die Chancen.
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