Einigung statt Eskalation
Der Streit zwischen Brüssel und Washington um Industriezölle galt lange als politische Dauerschleife. Nun bringt ein frisches Handelsabkommen spürbare Entlastung – zumindest für Philips.
Der Konzern aus Amsterdam, der sowohl Haushaltsgeräte als auch hochspezialisierte Medizintechnik vertreibt, bezifferte die erwarteten Zollkosten für das laufende Jahr plötzlich deutlich niedriger: Statt 250 bis 300 Millionen Euro rechnet man nur noch mit 150 bis 200 Millionen Euro.
Das hat Folgen: Philips hebt seine operative Gewinnprognose (Ebita-Marge) für 2025 von bislang 10,8 bis 11,3 Prozent auf 11,3 bis 11,8 Prozent an. Der Umsatz soll zwar weiterhin „nur“ um ein bis drei Prozent steigen – doch bei der Profitabilität zeigt der Konzern nun Zähne.
KI als Renditetreiber
Im Zentrum der positiven Entwicklung steht ein Bereich, der bei Philips lange als Hoffnungsträger galt: Diagnostik.
„Wir haben unsere Margen verbessert durch Innovation und Produktivität“, sagte CEO Roy Jakobs am Dienstag bei der Quartalsvorlage. Gemeint sind insbesondere die bildgebenden Systeme mit KI-gestützter Auswertung, die etwa in der Radiologie oder Onkologie zum Einsatz kommen.
Das bereinigte operative Ergebnis legte im zweiten Quartal um neun Prozent auf 540 Millionen Euro zu. Die operative Marge kletterte auf 12,4 Prozent – im Vorjahr lag sie noch bei 11,1 Prozent. Analysten hatten mit einem Rückgang auf unter zehn Prozent gerechnet. Die Erwartung wurde also klar übertroffen.
Zahnputzgeräte und Milliardenwerte
So banal es klingt: Auch elektrische Zahnbürsten spielen bei Philips weiter eine Rolle – vor allem als margenstarkes Konsumgut. Doch strategisch liegt der Fokus längst auf B2B-Geschäft: Krankenhäuser, Kliniken und Gesundheitssysteme sind die eigentlichen Wachstumsmärkte. Entsprechend dominieren Systeme für Diagnostik und Patientenmonitoring den Ausblick.
Dass der Konzern trotzdem nur ein Umsatzwachstum von ein bis drei Prozent anpeilt, dürfte auch mit der wirtschaftlichen Lage in Europa zusammenhängen. Besonders in Deutschland und Frankreich halten sich Kliniken mit Neuanschaffungen zurück, da Investitionsmittel knapp sind. Philips bleibt dennoch bei seiner Prognose.
Ein Befreiungsschlag – mit Risiko
Der positive Impuls durch das Handelsabkommen könnte sich als Zwischenspurt entpuppen. Die politische Großwetterlage zwischen der EU und den USA bleibt fragil – insbesondere mit Blick auf einen möglichen Wahlsieg von Donald Trump. Sollte der neue Zollfrieden kippen, dürfte Philips erneut unter Druck geraten.
Zudem ist der Konzern trotz guter Zahlen noch nicht über alle Schatten der Vergangenheit hinweg. Der milliardenschwere Rückruf fehlerhafter Beatmungsgeräte aus den Corona-Jahren, der hohe Kosten verursachte und das Vertrauen vieler Patienten und Ärzte erschütterte, wirkt nach. Auch in den USA laufen noch Klagen.
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