06. August, 2025

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Pflege wird zum Luxusproblem: Warum der Heimplatz jetzt 3.108 Euro kostet

Die Eigenanteile fressen Renten auf, Immobilien werden verwertet, Kinder bangen vor dem Sozialamt: Die Pflegekrise eskaliert nicht mehr schleichend, sondern offen.

Pflege wird zum Luxusproblem: Warum der Heimplatz jetzt 3.108 Euro kostet
Pflegeheimkosten steigen weiter: Im Schnitt 3.108 € monatlich aus eigener Tasche. Damit übersteigt der Eigenanteil oft die gesamten Alterseinkünfte – insbesondere für Frauen, deren Durchschnittsrente nur 888 € beträgt.

Seit dem 1. Juli 2025 zahlen Pflegebedürftige im Schnitt 3.108 Euro monatlich für einen Platz im Pflegeheim. Das ist ein neuer Höchstwert – und ein alarmierender. Noch zu Jahresbeginn lag der Satz bei 2.984 Euro. Ein Plus von 4,2 Prozent in nur sechs Monaten.

Allein 507 Euro entfallen auf sogenannte Investitionskosten. Weitere 134 Euro gehen in die Ausbildung des Pflegepersonals. Die Sozialkassen greifen nur ein, wenn das Vermögen aufgebraucht ist.

Der Rest: privat zu stemmen. Von Renten, die im Westen im Schnitt bei 1.309 Euro für Männer und 888 Euro für Frauen liegen. Die Rechnung geht nicht mehr auf.

Pflegekosten sprengen jede Rentenkalkulation

Wer ins Heim muss, steht nicht selten vor dem finanziellen Ruin. Denn der Eigenanteil deckt längst nicht die Gesamtkosten. Oft werden für stationäre Pflege 5.000 Euro und mehr pro Monat fällig.

Die gesetzliche Pflegeversicherung zahlt davon nur einen Bruchteil. Zwar steigen die Zuschüsse mit der Dauer des Aufenthalts – doch viele Betroffene erleben das zweite oder dritte Jahr gar nicht mehr.

Im ersten Jahr liegt der Zuschuss der Pflegekasse bei gerade einmal 15 Prozent. Effektiv müssen Pflegebedürftige also fast alles selbst zahlen.

Inklusive Investitionskosten: 507 € monatlich zahlen Pflegebedürftige allein für Gebäude und Ausstattung. Viele Länder beteiligen sich nicht an diesen Kosten – obwohl sie gesetzlich dafür mitverantwortlich sind.

Politik unter Druck: CDU-Ministerin kündigt Entlastung an

Gesundheitsministerin Nina Warken hat den Anstieg als „zum Teil unzumutbar“ bezeichnet. Sie fordert eine Reform der Pflegefinanzierung und verweist auf die Verantwortung der Länder: Bauauflagen müssten vereinfacht werden, um die Investitionskosten der Heime zu senken.

Der Verband der Ersatzkassen (vdek) verlangt unterdessen, dass die Länder die Ausbildungs- und Baukosten teilweise selbst übernehmen.

Das eigene Haus als letzte Reserve

Viele Pflegebedürftige müssen ihr angespartes Vermögen auflösen. Nicht selten wird das Elternhaus zur Deckung der Pflegekosten verwertet. Zwar gilt ein Schonvermögen von 10.000 Euro, doch Immobilienbesitz zählt dazu nicht.

Ist das Heim leer, können Pflegekassen den Verkauf verlangen. Nur wenn Verwandte dort wohnen, bleibt das Objekt verschont. In Zeiten steigender Pflegekosten schrumpfen so Erbschaften systematisch.

Kinder haften für ihre Eltern – manchmal

Wenn das Vermögen aufgebraucht ist und die Sozialkasse einspringt, kommt oft das Sozialamt auf die Kinder zu. Allerdings nur, wenn deren Jahreseinkommen über 100.000 Euro liegt.

Wer weniger verdient, ist vor dem Zugriff geschützt. Trotzdem führt die Unsicherheit dazu, dass viele Familien bereits zu Lebzeiten der Eltern über Vermögenstransfers nachdenken. Die Pflege wirkt damit nicht nur als soziale Belastung – sie wird zur wirtschaftlichen Zerreißprobe für Familien.

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