Ein Comeback mit Fragezeichen
In der Pandemie galt Peloton als Börsenliebling – gefeiert für seine Mischung aus Fitness-Hardware, Abo-Modell und digitalem Hype. Heute, vier Jahre nach dem Corona-Boom, kämpft das Unternehmen gegen Bedeutungsverlust, strukturelle Verluste und ein Image zwischen „Apple der Fitnessbranche“ und „überteuerter Heimtrainer“.
Umso größer ist die Überraschung: Peloton hat im Schlussquartal des Geschäftsjahres 2025 tatsächlich einen Gewinn geschrieben – und schlägt damit die Erwartungen der Wall Street.
Das Ergebnis je Aktie lag bei +0,05 US-Dollar. Analysten hatten mit einem Verlust von 0,068 US-Dollar gerechnet. Im Vorjahr stand hier noch ein Minus von 0,08 US-Dollar. Der Umsatz fiel zwar gegenüber dem Vorjahr von 643,6 auf 606,9 Millionen US-Dollar, lag aber deutlich über den Konsensprognosen von 580,2 Millionen.
Anleger zeigten sich erfreut – vorbörslich sprang die Aktie an der NASDAQ um bis zu 9 % nach oben. Doch reicht ein kleines Plus in einem Quartal, um die strategischen Sorgen zu lindern?
Von Euphorie zu Ernüchterung
Pelotons beispielloser Absturz ist eine der bekanntesten Post-Corona-Börsenstorys. Die Aktie verlor zeitweise über 95 % an Wert – vom Allzeithoch bei über 160 US-Dollar auf unter 7 Dollar im Tief. Das Unternehmen kämpfte mit Lieferproblemen, Rückrufen, Führungswechseln – und einem Kundenstamm, der sich nach der Pandemie wieder ins Fitnessstudio aufmachte.
Zwar hatte CEO Barry McCarthy in den letzten zwei Jahren das Geschäftsmodell deutlich verschlankt, Kosten gesenkt und das Abo-Geschäft neu ausgerichtet. Doch in vielen Kernmärkten blieb das Wachstum aus, die operative Marge war tiefrot, das Image beschädigt.
Umso bemerkenswerter ist nun das Zahlenwerk aus dem Juniquartal. Peloton hat es zumindest vorübergehend geschafft, aus den roten Zahlen zu kommen – vor allem dank Kostendisziplin, weniger Marketingausgaben und stabilen Abo-Erlösen.
Ein Aufschwung auf wackligem Fundament
Dass der Umsatz trotzdem zurückgeht, unterstreicht die Fragilität des Geschäftsmodells. Zwar blieb der Rückgang moderat, doch im Jahresvergleich sank der Umsatz von 2,70 auf 2,49 Milliarden US-Dollar. Der Nettoverlust wurde immerhin stark reduziert: von -1,51 US-Dollar je Aktie auf -0,30 US-Dollar im Gesamtjahr.
Analysten sehen im aktuellen Zahlenwerk vor allem einen taktischen Erfolg – aber keinen strategischen Durchbruch. „Peloton hat die Erwartungen geschlagen, aber nicht die grundlegenden Fragen beantwortet: Wie gewinnt man neue Kunden? Wie bleibt man relevant? Und wie skaliert man profitabel?“, sagt etwa Brian Fitzgerald von Wells Fargo.
Kursplus – aber keine Trendwende
Pelotons Aktie notiert aktuell bei rund 7,70 US-Dollar. Noch immer meilenweit vom Höchststand entfernt, aber immerhin im Plus. Die Bewertung bleibt niedrig, das Kurs-Umsatz-Verhältnis liegt unter 1, das Vertrauen der Anleger ist vorsichtig zurück.
Für CEO McCarthy bleibt die Herausforderung klar: Peloton muss vom operativen Einzelfallsieg zur strategischen Stabilität finden. Das bedeutet: stärkere Produktpipeline, weniger Einmaleffekte, nachhaltiger Abo-Zuwachs.
Denn ein Quartalsgewinn ist schnell gefeiert – aber ebenso schnell wieder verpufft. Wer sich als Comeback-Kandidat positionieren will, muss mehr liefern als gute Nachrichten zur Berichtssaison.
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