Vom Überflieger zum Problemfall
Noch zu Jahresbeginn war Palantir einer der Stars des S&P 500. Mit einem Kursplus von über 100 Prozent galt der Datenanalyse-Spezialist als Sinnbild des KI-Hypes.
Die Euphorie zog Privatanleger ebenso an wie institutionelle Investoren. Doch das Momentum erwies sich als zweischneidiges Schwert: In nur einer Woche büßte die Aktie rund 20 Prozent ein, fast 70 Milliarden Dollar Börsenwert lösten sich in Luft auf.
Leerverkäufer im Vorteil – zumindest kurzfristig
Für Shortseller, die lange Zeit Verluste einstecken mussten, kam der Kursrutsch wie eine Befreiung. Nach Berechnungen von S3 Partners spülte der Einbruch rund 1,6 Milliarden Dollar in ihre Kassen.
Damit ist jedoch nur ein kleiner Teil der zuvor erlittenen Buchverluste kompensiert: Insgesamt hatten die Bären während der Rallye 2025 über 4,5 Milliarden Dollar verloren.
Short Interest auf niedrigem Niveau
Viele Spekulanten hatten das Feld längst geräumt. Der Short Interest – also der Anteil der leerverkauften Aktien – fiel innerhalb eines Jahres von knapp fünf auf nur noch 2,5 Prozent des frei handelbaren Bestands.
„Leerverkäufer wollten entweder vermeiden, von einem Monster-Momentum-Trade überrollt zu werden, oder wurden schlicht rausgedrückt“, erklärt Steve Sosnick, Chefstratege bei Interactive Brokers.
Mit dem jüngsten Rücksetzer scheint jedoch neues Selbstvertrauen einzukehren: Seit Juni stieg der Short Interest wieder leicht um zehn Millionen Aktien.
Keine Spur von einem Short Squeeze
Bemerkenswert: Trotz der gewaltigen Kursbewegungen war kein klassischer Short Squeeze erkennbar. Der Höhenflug 2025 wurde nicht durch Panik der Bären, sondern durch Kaufdruck langfristiger Investoren getragen.
Das macht die Lage für Palantir riskanter – die Kursentwicklung hängt weniger von kurzfristigen Spekulationen ab, sondern von fundamentaler Überzeugung.
Teil einer größeren Korrektur
Der jüngste Einbruch ist kaum als gezielte Attacke zu werten, sondern reiht sich in die allgemeine Tech-Korrektur ein. Dennoch bleibt die Volatilität enorm: Am Mittwoch rutschte die Aktie bis auf 142,34 Dollar ab, nur um am Ende bei 156,01 Dollar zu schließen.
Der Fall Palantir zeigt damit ein Paradox des Marktes: Shortseller können kurzfristig profitieren, doch die eigentliche Frage bleibt, ob das Geschäftsmodell den enormen Erwartungen standhält. Sollte die Euphorie endgültig kippen, wären 1,6 Milliarden Dollar Gewinn für Leerverkäufer nur ein Vorgeschmack.
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