01. August, 2025

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Trump, Zölle, Zinsschock – Die Fed am politischen Limit

Trump, Zölle, Zinsschock – Die Fed am politischen LimitHeute entscheidet die US-Notenbank über ihren weiteren Kurs. Doch hinter den Kulissen tobt längst ein ganz anderer Kampf: Donald Trump will die Kontrolle über das wichtigste geldpolitische Gremium der Welt – koste es, was es wolle.

Trump, Zölle, Zinsschock – Die Fed am politischen Limit
Zahlen gegen Zinssenkung: Die US-Kerninflation steigt wieder – Ökonomen erwarten im Herbst Werte jenseits der Drei-Prozent-Marke.

Zinsentscheid unter politischer Dauerfeuer

Jerome Powell steht unter Druck. Nicht von den Märkten. Nicht von der Inflation. Sondern aus dem Weißen Haus. An diesem Mittwoch tritt der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank zu seiner Sitzung zusammen – und es knistert.

Die Frage: Bleibt der Leitzins zum fünften Mal in Folge stabil? Oder kippt Powell?

Donald Trump jedenfalls hat seine Meinung längst klar gemacht: Zinsen runter. Und zwar sofort. Der Präsident hat ein klares Ziel: Er will die aus dem Ruder laufende Staatsverschuldung mit billigem Geld bändigen. Geldpolitik als Wahlkampfinstrument – ein alter Trick, neu verpackt.

Ein schleichender Machtkampf

Noch hält sich Powell. Noch hat er eine Mehrheit im Gremium. Aber die Reihen dünnen sich aus. Zwei Trump-Vertraute sitzen bereits mit am Tisch: Michelle Bowman und Christopher Waller. Letzterem wird zugetraut, Powell im Mai 2026 abzulösen – oder vielleicht sogar früher.

Trump jedenfalls lässt kaum eine Gelegenheit aus, Powell öffentlich vorzuführen. Der Tiefpunkt: Eine bizarre Szene auf der Baustelle der Fed-Zentrale, bei der Trump mit einem zerknitterten Zettel falsche Baukosten präsentierte – Powell blieb stoisch, korrigierte kühl. Symbolischer Punktsieg, keine Frage.

Fakten gegen Zinssenkung

Makroökonomisch sieht es nicht nach Zinssenkung aus. Die Inflation steigt wieder: Im Juni lag sie bei 2,7 Prozent, die Kernrate sogar bei 2,9. Und das dürfte erst der Anfang sein. Die Zölle, die Trump eingeführt hat, schlagen bald voll auf die Verbraucherpreise durch.

Laut einer Händlerumfrage wollen 60 Prozent die Mehrkosten bald an Kunden weitergeben. Viele Unternehmen finanzieren die Zölle bislang aus eigener Tasche – aber das ist auf Dauer nicht tragbar. Der Preisauftrieb kommt, da sind sich Ökonomen einig.

Verfassung vs. Realität: Die Fed gilt als unabhängig – doch Trumps Vorgehen zeigt, wie schnell sich das ändern könnte.

Jörg Krämer von der Commerzbank rechnet mit über drei Prozent Inflation im Herbst. Das US-Forschungsinstitut Conference Board sieht sogar 3,2 Prozent bis zum Jahresende. Ziel der Fed: zwei Prozent. Der Weg dahin wird länger als gedacht.

Ein Signal ohne Aufgabe?

Was also tun? Eine Möglichkeit: Powell bleibt standhaft – aber schickt ein Signal. Keine Zinssenkung heute, dafür ein zaghafter Ausblick auf September. 25 Basispunkte runter, vielleicht mehr im Herbst. Ein bisschen Druck rausnehmen, ohne das Gesicht zu verlieren.

Damit wäre niemand wirklich zufrieden – aber vielleicht alle ein bisschen weniger unzufrieden. Powell hätte Zeit gewonnen. Für die Daten. Für die Glaubwürdigkeit der Fed. Und vielleicht auch für seine eigene Zukunft.

Die Unabhängigkeit der Fed steht zur Debatte

Denn die ist nicht mehr garantiert. Zumindest nicht politisch. Trump hat mehrfach gezeigt, dass ihn rechtliche Grenzen wenig beeindrucken. Die Fed ist laut Verfassung unabhängig – aber was heißt das noch in Zeiten, in denen ein Präsident offen mit Entlassung droht?

Der heutige Zinsentscheid ist ein geldpolitischer – aber auch ein symbolischer. Wer das Sagen hat: die Daten oder das Weiße Haus. Und wie lange Jerome Powell sich dem Druck noch entgegenstellen kann.

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