Ziel wackelt: 820 Flugzeuge bis Jahresende
Airbus wollte 2025 eigentlich einen neuen Auslieferungsrekord aufstellen: Rund 820 Maschinen sollten die Werke in Toulouse, Hamburg und anderen Standorten verlassen.
Doch bis Ende August schaffte der Konzern nur 434 – 13 weniger als im Vorjahr. Schuld sind nicht die Endmontagen, sondern fehlende Triebwerke. Die „Glider“, wie Flugzeuge ohne Motoren heißen, stapeln sich: Ende Juli waren es 60, im August schon 70.
Voller Auftragsblock – leere Kassen drohen
Der Auftragseingang ist beeindruckend: 8.728 Maschinen warten auf Fertigung. Doch erst mit der Auslieferung fließt das große Geld, da Airlines den Löwenanteil der Kaufsumme bei Übergabe überweisen.
„Die A320-Familie ist die Cashcow“, sagt IG-Metall-Bezirksleiter Daniel Friedrich.
Jeder verspätete Jet verschiebt dringend benötigte Mittel – und bremst Investitionen in die nächste Generation.
Boeing schwächelt, Airbus nutzt es nicht
Eigentlich wäre die Bühne perfekt: Boeing kämpft mit massiven Qualitätsproblemen und verspätet erneut die Zulassung der 777-9. Doch statt Marktanteile aggressiv zu gewinnen, verliert Airbus selbst Tempo.
Branchenberater Michael Santo kritisiert: „Man prahlt mit einem Rekord-Auftragsbuch, hat aber die peinliche Situation, erst in fünf Jahren liefern zu können.“
Neue Generation frühestens 2035
Airbus-Chef Guillaume Faury will trotz der Engpässe die Produktion bis 2027 von aktuell 54 auf 75 Flugzeuge pro Monat steigern. Parallel laufen die Planungen für den Nachfolger der A320-Familie, der zwischen 2035 und 2040 fliegen soll – 20 bis 30 Prozent sparsamer und vollständig mit synthetischem Treibstoff kompatibel.
Doch Finanzierung und Standortfragen sind heikel. Mitarbeitervertreter warnen, Deutschland dürfe bei Schlüsseltechnologien nicht abgehängt werden.
Politisches Unternehmen, strukturelle Schwächen
Airbus ist ein Symbol europäischer Industriepolitik, geboren aus der Fusion von Dasa, Aérospatiale-Matra und Casa.
Doch die politische DNA macht den Konzern schwerfällig. Frankreich dominiert, auch wenn zuletzt mehr deutsche Manager ins Topmanagement aufrückten. Gleichzeitig irritieren steigende Ausschüttungen an Aktionäre – bis zu 50 Prozent des Gewinns – viele Beschäftigte, die sich an gestrichene Jubiläumsfeiern und Einstellungsstopps im Krisenjahr 2024 erinnern.
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