Der Turbo zündet, doch die Aktie bremst
Micron wächst, Micron liefert, Micron überrascht – und trotzdem verliert die Aktie an Wert. Nach einem Plus von rund 37 Prozent allein im Juni gönnen sich Anleger eine Pause.
Gewinnmitnahmen setzen ein, ausgerechnet am Tag, an dem das Unternehmen seinen besten Quartalsumsatz aller Zeiten meldet. Es ist eine paradoxe Momentaufnahme, die exemplarisch zeigt, wie irrational Börsen manchmal ticken – und wie viel Erwartung bereits eingepreist ist.
Der KI-Hunger ist real
Die Nachfrage nach Microns DRAM- und NAND-Speicherchips ist enorm. Vor allem der High Bandwidth Memory (HBM), eine Schlüsselkomponente für KI-Beschleuniger, geht weg wie warme Semmeln.
Die Zahlen sprechen für sich: Im dritten Quartal setzte das Unternehmen 6,81 Milliarden US-Dollar um – ein Rekordwert. Auch die operative Marge zog kräftig an, genauso wie der Gewinn je Aktie.
Für das Schlussquartal rechnet Micron mit noch höheren Erlösen – und trifft damit einen Nerv im Markt, der auf Wachstum um (fast) jeden Preis giert.
Analysten feiern – doch der Markt zuckt nur kurz
JPMorgan, UBS, Barclays – sie alle reagieren euphorisch. Die Kursziele wandern deutlich nach oben: 140, 155, sogar 165 Dollar. Die Begründung: stabile Margen, starker Ausblick, überzeugende Nachfrage im KI-Segment.
Doch am Markt dominiert das Prinzip „buy the rumour, sell the news“. Anleger hatten offenbar schon vor Wochen auf ein starkes Quartal gesetzt – und sich nun für den Ausstieg entschieden.
Gewinnmitnahmen oder Wachstumsgrenze?
Micron hat den Rückenwind der KI-Revolution clever genutzt, aber auch hart erarbeitet. Das Unternehmen investiert Milliarden in neue Fertigungskapazitäten, insbesondere in den USA, und will mit Nvidia, AMD und Co. technologisch Schritt halten.
Doch die Bewertung ist mittlerweile ambitioniert. Mit einem KGV von über 35 preist die Aktie bereits eine rosige Zukunft ein – und das bei einem Geschäft, das traditionell konjunktursensibel und schwankungsanfällig ist.
Der Nvidia-Effekt bleibt
So gut Micron performt – der Platzhirsch im KI-Geschäft bleibt Nvidia. Wer auf langfristiges, defensives Wachstum im Halbleitermarkt setzt, greift weiter zu den Kaliforniern.
Micron dagegen ist und bleibt volatiler, zyklischer – und für viele Anleger eher ein Satellit als ein Basisinvestment. Die heutige Kursreaktion zeigt: Wer in diesem Markt glänzen will, muss nicht nur Erwartungen erfüllen, sondern übertreffen. Und zwar immer wieder.
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