Die Hoffnung ist dahin
Noch im Sommer hatte sich ProSiebenSat.1 vorsichtig optimistisch gezeigt, nun folgt der harte Rückschlag: Statt auf Erholung setzt der Konzern auf Schadensbegrenzung. Die Nachfrage nach Werbeplätzen im September und Oktober blieb deutlich hinter den Prognosen zurück.
Für das Gesamtjahr rechnet das Management mit einem Rückgang der Werbeerlöse um rund fünf Prozent – eine bittere Nachricht, denn das vierte Quartal ist traditionell die wichtigste Zeit für die Kassen der Sendergruppe.
Ein Konzern im Schrumpfmodus
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Der Umsatz soll nur noch zwischen 3,65 und 3,8 Milliarden Euro landen. Das liegt unter dem Vorjahr (3,77 Milliarden) – und weit entfernt von den 4 Milliarden Euro, die man sich noch im Juli erträumt hatte.
Besonders schwer wiegt die erneute Korrektur beim operativen Ergebnis: Mit 420 bis 470 Millionen Euro Ebitda rutscht ProSiebenSat.1 noch einmal 50 Millionen unter die schon gesenkten Erwartungen. Zum Vergleich: Im Vorjahr hatte der Konzern noch 537 Millionen Euro verdient.

Werbekrise trifft den Nerv
Dass TV-Werbung unter Druck steht, ist seit Jahren ein Trend. Streamingdienste, Social Media und zielgerichtete Online-Kampagnen setzen den klassischen Spots zu.
Doch die Schwäche zieht nun auch die Digitalerlöse von ProSiebenSat.1 in Mitleidenschaft. Die Werbewirtschaft zögert, Budgets freizugeben – und das in einer Zeit, in der jeder Euro für die Sendergruppe zählt.
MFE sitzt im Nacken
Die Entwicklung kommt zur Unzeit: Seit Monaten läuft das Ringen um die Zukunft von ProSiebenSat.1. Die italienische MFE-MediaForEurope von Silvio Berlusconis Erben hat sich zum Großaktionär aufgeschwungen und drängt auf mehr Einfluss. Geschwächte Zahlen könnten den Druck auf das Management erhöhen – und MFE in die Karten spielen.
Das schwächste Glied
Während internationale Streaming-Giganten weiter wachsen und ihre Abonnentenzahlen steigern, muss ProSiebenSat.1 feststellen: Die Luft wird dünner. Ein Geschäftsmodell, das fast ausschließlich von Werbung lebt, zeigt sich in Krisenzeiten besonders anfällig. Das einstige Aushängeschild der deutschen TV-Landschaft droht, im globalen Wettbewerb den Anschluss zu verlieren.
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